Flüchtlingsfamilie in Mühlhausen: Endlich ein eigenes Zuhause

3 Min
Ritta und Sandy haben in der neuen Wohnung viel Platz zum Spielen. Foto: Matthias Hoch
Ritta und Sandy haben in der neuen Wohnung viel Platz zum Spielen.  Foto: Matthias Hoch
Konzentriert bei der Sache: Joseph im katholischen Religionsunterricht. Foto: Matthias Hoch
Konzentriert bei der Sache: Joseph im katholischen Religionsunterricht.  Foto: Matthias Hoch
 
Kalim (rechts) und Raeda (Mitte) Bdewi in ihrer neuen Wohnung im Gespräch mit Angela Geier, die die Familie ehrenamtlich unterstützt. Foto: Matthias Hoch
Kalim (rechts) und Raeda (Mitte) Bdewi in ihrer neuen Wohnung im Gespräch mit Angela Geier, die die Familie ehrenamtlich unterstützt.   Foto: Matthias Hoch
 
Foto: Matthias Hoch
Foto: Matthias Hoch
 
Foto: Matthias Hoch
Foto: Matthias Hoch
 
Foto: Matthias Hoch
Foto: Matthias Hoch
 
Foto: Matthias Hoch
Foto: Matthias Hoch
 
Foto: Matthias Hoch
Foto: Matthias Hoch
 
Foto: Matthias Hoch
Foto: Matthias Hoch
 
Foto: Matthias Hoch
Foto: Matthias Hoch
 
Foto: Matthias Hoch
Foto: Matthias Hoch
 
Foto: Matthias Hoch
Foto: Matthias Hoch
 

Seit zwei Wochen lebt die fünfköpfige Familie Bdewi aus Syrien in der ehemaligen Hausmeisterwohnung des Schulverbands in Mühlhausen. Sohn Joseph besucht bereits die Grundschule.

Sie sind die ersten Flüchtlinge, die in der Gemeinde aufgenommen werden. Seit mittlerweile zwei Wochen lebt Familie Bdewi aus Syrien in der ehemaligen Hausmeisterwohnung des Schulverbands in Mühlhausen. Und so voll war ihr Wohnzimmer bisher wahrscheinlich noch nicht.

Bürgermeister Klaus Faatz (CSU), der evangelische Pfarrer Torsten Bader, die Rektorin des Schulverbands Mühlhausen Gudrun Boss und zwei Ehrenamtliche, die sich regelmäßig kümmern, sind vorbei gekommen, um die neuen Gemeindemitglieder offiziell willkommen zu heißen.

Kalim (44) ist bereits seit einem Jahr in Deutschland. Tod und Terror, Krieg und Zerstörung - ihm blieb kein anderer Ausweg, als seine Heimat zu verlassen und ein neues und sicheres Zuhause für seine Familie zu finden. Also flüchtete er, zunächst alleine, mit dem Flugzeug über den Libanon und Italien bis in die Bundesrepublik.


Er landete im Erstaufnahmelager in Zirndorf, kam aber schon kurze Zeit später im Gasthof Linsner in Wachenroth unter. Als er im Juli offiziell als Flüchtling anerkannt wurde, konnte er den Familiennachzug seiner Frau und seiner drei Kinder beantragen. Erfolgreich. Im November konnten sie sich alle endlich wieder in die Arme schließen. "Unser Flüchtlingsstatus gilt nun für drei Jahre", erklärt Kalim auf Deutsch.

Schon im Oktober war sich der Gemeinderat in Mühlhausen einig, die ehemalige Hausmeisterwohnung, die zwei ganze Jahre leer stand, für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. Voraussetzung: "Es sollte eine Familie mit Bezug zur benachbarten Schule sein", erklärt Klaus Faatz. Mit Familie Bdewi war dieses Kriterium schnell erfüllt: Sohn Joseph (8) besucht die 2. Klasse, Tochter Ritta (6) kommt im September in die Schule. Ab 1. Februar besuchen sie und ihre Schwester Sandy (4) zunächst den Kindergarten in Mühlhausen.

Ehrenamtliche geben Unterricht

Joseph geht seit zwei Wochen in die Grundschule in Wachenroth. Deutschkenntnisse hat er bisher fast keine. Das deutsche Alphabet muss er komplett neu lernen. Förderstunden gibt es nicht - denn die werden nur zu Schuljahresbeginn gebilligt, nicht mitten im laufenden Schuljahr. Hilfe bekommt er deshalb direkt von seinen Lehrern und von Förderlehrerin Silke Brehm, die eigentlich für die Mittelschule zuständig ist, aber auch an der Grundschule helfend zur Seite steht.

Zur Zeit sind es auf beiden Schulen 15 Kinder - nicht nur Flüchtlinge - die hinsichtlich der deutschen Sprache förderbedürftig sind. "Die Kinder sind sehr unterschiedlich, manche sind zurückhaltend oder auch traumatisiert. Für Lehrer ist das natürlich eine Herausforderung", weiß Gudrun Boss. Übergangsklassen, die sich speziell um Flüchtlinge kümmern, gibt es zwar sowohl in Herzogenaurach als auch in Erlangen, "aber wie sollen die Kinder da hinkommen?", sagt Faatz. "Das System ist eher für die Städte gemacht, auf dem Land funktioniert das weniger."

Deutsch lernen Joseph und seine Familie zur Zeit aber auch beim Deutschkurs im Gasthof Linsner, der immer montags und freitags von Ehrenamtlichen wie Angela Geier und Grit Pole angeboten wird. Auch Hausaufgabenbetreuung gibt es hier zweimal in der Woche. "Ohne die Hilfe von Ehrenamtlichen könnten wir das gar nicht schaffen", ist Boss überzeugt.

Vater Kalim besucht den Integrationskurs in Erlangen, ab Februar auch seine Frau Raeda. "Vorausgesetzt sie bekommt einen Platz. Zur Zeit gibt es viele Flüchtlinge, die Anzahl ist begrenzt", erklärt Angela Geier. Kalim war in Syrien Lkw-Fahrer, und will das am liebsten auch in Deutschland bleiben. "

Wann er Arbeit bekommt, ist davon abhängig, wie schnell er die einzelnen Module des Deutschkurses abgeschlossen hat", sagt Geier.
Von der Gemeinde gab es für die Familie derweil einen kleinen Willkommensgruß. Faatz überreichte fünf T-Shirts mit einem Mühlhausen-Aufdruck. Bader begrüßte die Familie mit einem Kreuz zum Aufhängen. Die Familie besucht regelmäßig den Gottesdienst.

Ehrenamtliche Gesucht werden noch Ehrenamtliche, die Familie Bdewi helfen wollen bei der Hausaufgabenbetreuung, bei Arztbesuchen, Amtsgängen oder beim Übersetzen von Briefen.

Haushaltsgegenstände Ebenfalls gebraucht werden in der ehemaligen Hausmeisterwohnung noch ein großer Schrank im Schlafzimmer, ein Sofa, Regale, eine Waschmaschine, ein Trockner, Teppiche und Gardinen.

Schulsachen Joseph hat bereits einen Schulranzen. Ritta kommt im September in die Schule, sie bräuchte noch eine Schultasche. Auch über Spielsachen würden sich die drei Kinder freuen.

Kontakt Wer der Familie in Mühlhausen helfen oder ihr etwas spenden möchte, wendet sich bitte direkt an Angela Geier, die der Familie ehrenamtlich zur Seite steht, per E-Mail: mailto:
geier.angi@gmx.de

Weingartsgreuth Auch in der Wohnung in Weingartsgreuth, die für Asylbewerber zur Verfügung steht, werden noch Dinge benötigt. Es fehlen ein Kühlschrank und ein Herd. Über ein Jahr lebte dort eine Familie aus Syrien. Sie ist jetzt nach Erlangen gezogen. Ende Januar soll eine neue Familie in der Wohnung neben der Kirche unterkommen. (Sach-)spenden und weitere Informationen gibt es beim "Ökumenischen Arbeitskreis Flüchtlingshilfe", der sich jetzt gemeinsam in Mühlhausen, Wachenroth und Weingartsgreuth gebildet hat. Initiatoren sind maßgeblich Torsten Bader, Rosemarie Schmitt, Petra Kleineisel und Angela Geier. Kontakt ist möglich per E-Mail: pfarramt.muehlhausen@elkb.de