Im Freizeitheim in Herzogenaurach findet ab sofort jeden Freitagnachmittag ein Begegnungscafé statt. Asylbewerber und Herzogenauracher können sich hier in entspannter Atmosphäre kennenlernen.
Man kennt sich schon. Als die ersten Besucher des Begegnungscafés schüchtern durch die Tür kommen, werden sie von Birgit Schaufler herzlich begrüßt: "Ah, der frischgebackene Vater! Herzlichen Glückwunsch!" Die Initiatorin des neue Cafés engagiert sich schon lange für die Flüchtlinge in Herzogenaurach und kennt auch die albanische Familie, die vor wenigen Tagen Nachwuchs bekommen hat.
Schaufler hat zusammen mit zwei anderen Freiwilligen, Elisabeth Klenk und Uschi Schmidt, das Begegnungscafé im Freizeitheim ins Leben gerufen. Die Idee: Bei Kaffee und Kuchen sollen Asylbewerber und Ortsansässige gemeinsam eine schöne Zeit haben. "Wir wollen einen Ort der Begegnung und des Kennenlernens schaffen", sagt Schaufler. Jeder ist hier willkommen, egal ob Deutscher oder Ausländer, Erwachsene oder Kinder.
Damit auch Familien teilnehmen können, gibt es einen separaten Kindertisch, an dem die Kleinsten betreut werden.
Mit Händen und Füßen Ein Projekt wie dieses lebt von der Kommunikation zwischen den Teilnehmern. An den Tischen sitzen Asylbewerber aus dem Kosovo und Albanien neben Familien und ehrenamtlichen Helfern aus Deutschland - die Verständigung klappt trotzdem erstaunlich gut. Ein junger Mann aus Albanien, der beim Hereinkommen stolz "Ich spreche ein bisschen Deutsch" sagt, wird gleich als Dolmetscher eingespannt. Ein junges Mädchen kann ein bisschen Englisch und übersetzt für Mama und Papa.
Und wenn es keine gemeinsame Sprache gibt, muss man eben kreativ werden. Ein Deutsch-Wörterbuch, in dem jedes einzelne Wort bebildert ist, wird eifrig zwischen den Tischen hin- und hergereicht.
Oder man probiert es zum Beispiel mit Französisch oder Italienisch.
Um die Wichtigkeit der Sprache weiß auch Steffen Bauer. Seit Juni ist er als Asylsozialberater beim Arbeiter-Samariter-Bund angestellt. "Wenn die Flüchtlinge hier Arbeit finden wollen, brauchen sie eine Wohnung, ein Bankkonto und Papiere", sagt er, "aber am wichtigsten ist, dass sie Deutsch können". Wo es geht, vermittelt er dann auch Jobs an Asylbewerber. Wenn alles klappt, können bald zwei oder drei beim städtischen Bauamt anfangen.
Ohne Ehrenamt geht nichts Um die sprachliche Barriere zu überwinden, sind die Asylbewerber vor allem auf die Arbeit von Ehrenamtlichen angewiesen. Die Flüchtlingsbetreuung Herzogenaurach bietet zum Beispiel mehrere Deutschkurse an. Dort lernen die Flüchtlinge zumindest einige grundlegende Vokabeln, um sich zu verständigen: Körperteile, Farben, Zahlen.
Auch Einkaufsgespräche werden simuliert, um den Alltag zu erleichtern. Engagieren kann sich dabei jeder, der die deutsche Sprache beherrscht - um diese Grundlagenkurse zu geben, muss man kein Deutschlehrer sein. Auch Birgit Schaufler, die nebenher Asylbewerber bei Arzt- und Behördengängen unterstützt, könnte noch Freiwillige für das Begegnungscafé gebrauchen: Kuchenbäcker seien immer gern gesehen.
Weitere Veranstaltungen für Helfer und Interessierte: Weltflüchtlingstag: Im Stadtmuseum Herzogenaurach berichtet der Helferkreis am Samstag, 20. Juni, ab 14 Uhr über seine Erfahrungen mit den Flüchtlingen. Drei Syrer erzählen ihre Geschichte. Es werden auch zwei Kurzfilme gezeigt.
Infoabend: Antje Körner (Stadt Fürth) beantwortet am Dienstag, 23. Juni, um 19.30 Uhr im Freizeitheim in Herzogenaurach alle Fragen rund um das Thema Asyl. Ehrenamtliche und alle Interessierten