Flüchtlinge in ERH bitten um das Recht auf Arbeit

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Die Flüchtlinge hatten einfache Wünsche auf Plakaten formuliert. Foto: Richard Sänger
Die Flüchtlinge hatten einfache Wünsche auf Plakaten formuliert. Foto: Richard Sänger

Eine Gruppe von Flüchtlingen bittet am Rand der Maikundgebung in den Weihersbachanlagen Landrat Alexander Tritthart um Hilfe und Verständnis.

Die Kundgebung zum 1. Mai in Herzogenaurach nutzten im Landkreis Erlangen-Höchstadt untergebrachte Flüchtlinge, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen und an Landrat Alexander Tritthart (CSU) eine Resolution zu übergeben. "Warum sind wir hier?", heißt es auf dem Papier, das dem Landrat übergeben wurde.

"Wir sind Geflüchtete, die meisten von uns kommen aus Äthiopien und wir wohnen seit 2015 im Landkreis Erlangen-Höchstadt. Wir kamen nach Europa, weil wir unser Land verlassen mussten und nicht wollten. Viele von uns wurden von den äthiopischen Sicherheitskräften inhaftiert, gefoltert, Familienmitglieder wurden und werden heute noch bedroht. Viele unserer Familienmitglieder und Bekannten wurden sogar getötet, nur weil sie eine andere Meinung hatten als die unserer Regierung. Wir kamen über die Sahara, durch Libyen, wo es keine Menschenrechte gibt, Menschen in Lagern untergebracht werden, Kranke aussortiert werden, Frauen vergewaltigt und Menschen verkauft werden. Wir kamen über das Mittelmeer, das im Moment zum größten Massengrab der Welt wird, weil die humanitäre Seenotrettung von europäischen Ländern blockiert wird.

Nun sind wir hier seit 2015 und sind glücklich, in einem demokratischen Land Fuß gefasst zu haben, in dem unser Leben nicht in Gefahr ist. Wir wollen uns integrieren und einen Beitrag zu der bayerischen Gesellschaft leisten. Daher sind die meisten von uns in die Schule gegangen und haben viele Praktika gemacht, um die in Bayern unbesetzten Ausbildungsstellen zu besetzen oder zu arbeiten. Wir wollen keine Sozialleistungen erhalten, die von Steuergeldern finanziert werden. Wir wollen arbeiten. Wir sprechen Deutsch, die meisten haben einen Mittelschulabschluss, aber das Landratsamt Erlangen-Höchstadt verbietet uns die Arbeitsaufnahme.

Viele von uns hatten Ausbildungsverträge in der Hand und die Betriebe waren dankbar, dass sie uns haben, weil es keine anderen Bewerberinnen gab. Wir verstehen nicht, warum uns das Menschenrecht auf Arbeit verweigert wird. Ein Arbeitsverbot bringt niemandem etwas und würde uns und auch der deutschen Gesellschaft die Zukunft verbessern. Deshalb sind wir hier, um auch den Landrat zu bitten, seine Anweisungen bezüglich der Arbeitsverbote zu lockern und uns einen Beitrag zur Gesellschaft leisten zu lassen." Abschließend baten sie um Verständnis für die Demonstration vor Bühne im Weihersbach.

Dass Schicksale dahinterstehen, war von Meseret zu erfahren, die im Alter von 14 Jahren verheiratet werden sollte und deshalb weglief. Ihre Mutter sagte ihr, "wenn du zurückkommst, heiratest du diesen Mann, denn du bist versprochen". "Da bin ich immer weitergelaufen, bis in den Sudan, und mit 14 hatte ich auch keinen Pass", erzählt die junge Frau. Im Sudan lernte sie ihren jetzigen Mann kennen, aber sie sahen dort keine Zukunft. Also machten sie sich auf den Weg nach Europa, und ihr wurde gesagt: "Wenn du keine Papiere hast, darfst du auch nicht arbeiten." "Was soll ich tun? Ich habe schon ein B2-Zertifikat und ein Jahr lang eine Ausbildung zu Altenpflegehelferin gemacht", schildert die junge Frau.

"Ich bin geflohen, weil ich eine andere Meinung als die Regierung hatte", erzählte ein junger Mann. So wurden alle mit dem Tod bedroht, auch er ist seit 2015 in Herzogenaurach. Ihm wurde mitgeteilt, dass es in Äthiopien eine neue Regierung gibt. "Aber was ist mit denen, die mich früher verfolgt haben. Sind sie alle ausgewechselt und kann uns diese Regierung schützen?", fragt er sich ebenso wie weitere Geflüchtete.