Flüchtlinge blicken in eine ungewisse Zukunft

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Barbara Moritz-Anders, Günter Brehm und Pia Donnert-Brehm (von rechts) aus dem Helferkreis versuchen sich über einen Dolmetscher mit den Flüchtlingen zu verständigen. Foto: Andreas Dorsch
Barbara Moritz-Anders, Günter Brehm und Pia Donnert-Brehm (von rechts) aus dem Helferkreis versuchen sich über einen Dolmetscher mit den Flüchtlingen zu verständigen. Foto: Andreas Dorsch
In diesem Haus in Dietersdorf sind die jungen Männer untergebracht. Foto: Andreas Dorsch
In diesem Haus in Dietersdorf sind die jungen Männer untergebracht. Foto: Andreas Dorsch
 

Junge Männer aus Albanien sind im Vestenbergsgreuther Ortsteil Dietersdorf gestrandet. Ihren Start in ein neues Leben in Deutschland hatten sie sich anders vorgestellt. Ein engagierter Helferkreis kämpft vor allem mit Sprachproblemen.

Sie wollten eigentlich nur nach Deutschland, hier arbeiten, Geld verdienen und ein besseres Leben führen als in ihrer Heimat - die sechs jungen Männer aus Albanien und einer aus dem Kosovo. Jetzt sitzen sie seit vier Wochen in einem Haus in dem kleinen Vestenbergsgreuther Ortsteil Dietersdorf und wissen nicht so richtig, wie ihnen geschieht.

Gäbe es nicht den Kreis von 14 engagierten ehrenamtlichen Helfern, wären die Flüchtlinge wohl völlig aufgeschmissen. Die deutsche Sprache versteht niemand von ihnen, nur ein einziger kann einige Brocken Englisch, für ein verständliches Gespräch reicht es aber nicht. Für die Helfer sind die Verständigungsschwierigkeiten das größte Problem. Ab und zu kommt Mahmut Sefa aus Uehlfeld zu Hilfe. Er spricht Albanisch und kann einiges übersetzen.

Drei schon wieder weg

Die jungen Männer im Alter zwischen 18 und 35 werden offiziell als Asylbewerber geführt. So sind sie über die Aufnahmestelle in Zirndorf in den Landkreis Erlangen-Höchstadt gekommen und hier in die Unterkunft nach Dietersdorf geschickt worden.

Ursprünglich waren es zehn, zwei wurden inzwischen wieder abgeschoben, ein dritter trat dieser Tage freiwillig die Rückreise an. "Ohne Deutsch- und Englisch-Kenntnisse machte er sich von Dietersdorf auf nach Frankfurt zum Flughafen", sagt Barbara Moritz-Anders. Die Sprecherin des Helferkreises freut sich, als sie erfährt, dass alles geklappt hat.

Kaum Aussicht auf Anerkennung

Eine Reise, die den anderen wohl noch bevorsteht. Bei Flüchtlingen aus Albanien oder dem Kosovo sei "die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass ihrem Antrag auf Asyl nicht stattgegeben werden kann", stellt Gerhard Zinser, Leiter des Ausländeramtes im Landkreis, ganz nüchtern fest.

Die Helfer, die sich nach einem Aufruf im Amtsblatt zusammengefunden haben, nutzen teilweise Fremdsprachenprogramme auf Smartphone und Tablet, um sich mit ihren neuen Mitbewohnern zu verständigen. "Häufig verstehen sie das aber auch nicht", sagt Pia Donnert-Brehm, die sich mit Ehemann Günter Brehm ebenfalls um die Flüchtlinge kümmert.

Falsche Voraussetzungen

Von den Helfern werden Fahrräder organisiert, Fahrten nach Höchstadt und Erlangen, oder auch zum Zahnarzt nach Burghaslach. Man gibt sich viel Mühe, um den Flüchtlingen den Aufenthalt in Dietersdorf so angenehm wie möglich zu machen, stößt aber immer wieder an Grenzen.

Die sechs Albaner und der Kosovare, die sich alle erst in der Unterkunft in Dietersdorf kennenlernten, haben sich ihre Aufnahme in Deutschland anders vorgestellt. Wie Dolmetscher Sefa übersetzt, hätten ihnen "Leute" in Albanien gesagt, in Deutschland gäbe es Arbeit. Sie dachten, sie kommen hier an, melden sich irgendwo und können losarbeiten. Jetzt sitzen sie erst mal in Dietersdorf fest und müssen darauf warten, dass ihre Asylanträge abgelehnt werden.

Da kommt aus dem Helferkreis bei allem Verständnis für die Situation jedes Einzelnen schon der Vorschlag, doch freiwillig zurück zu gehen, um nicht nach einer Ablehnung abgeschoben zu werden. "Aber häufig reden wir immer noch aneinander vorbei", muss Barbara Moritz-Anders eingestehen.

Vielleicht hätten die jungen Albaner bei ihrer Einreise nach Deutschland das Wort Asyl erst gar nicht in den Mund nehmen sollen. "Ist man erst einmal in der Asylschiene drin, kommt man da auch nicht mehr heraus", sagt Ausländeramtschef Zinser. Erst die Ausreise beende das Asylverfahren. Treten sie diese rechtzeitig und freiwillig an, werde der Flug bezahlt und es gibt noch ein Startgeld oben drauf. Wer zwei Wochen nach der Ablehnung des Asylantrags das Land noch nicht verlassen hat, dem droht dagegen die Abschiebung mit der Polizei.
Das ist dann verbunden mit einem Einreiseverbot nach Deutschland für ein, fünf oder zehn Jahre. Ein Asylantrag habe große Auswirkungen, erklärt Zinser. Ihn zu stellen sollte man sich vorher genau überlegen.

Albaner dürften inzwischen aber auch als Touristen einreisen und sich ohne spezielles Visum - nur mit einem Stempel im Pass - 90 Tage in Deutschland aufhalten. In dieser Zeit könnten sie sich Arbeit suchen. Finden sie einen Job, der nicht von Einheimischen erledigt werden kann, dürften sie bleiben. Falls nicht, müssten sie zurück, können aber nach drei Monaten wieder kommen.