Filipinas leiden aus der Ferne mit ihren Familien

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Eufemia Schweer (links) und Leonora Paulus im Gespräch. Foto: Johanna Blum
Eufemia Schweer (links) und Leonora Paulus im Gespräch. Foto: Johanna Blum

Zwei Filipinas, die in Adelsdorf und Erlangen wohnen, schildern, wie sie die Katastrophe in ihrem Heimatland erleben. Sie sprechen über ihre Gefühle, ihre Ängste und darüber, wie sie ihren Familien helfen wollen.

Die Meteorologen sprechen von der schlimmsten Naturkatastrophe seit es Wetteraufzeichnungen gibt. In den Morgenstunden des 15. Oktober raste ein Taifun der Kategorie 5, ein Supertaifun namens Haiyan (Sturmschwalbe), über einen Teil der Philippinen mit einer Spitzengeschwindigkeit bis zu 300 km/h. Der FT traf sich mit zwei Filipinas, Freundinnen, die sich schon lange kennen. Zur Gesprächsrunde kam noch Gerhard Schmid, der Vorsitzende des Deutsch-Philippinischen Freundeskreises.

Eufemia Schweer lebt seit 1984 in Adelsdorf und stammt von der Insel Mindanao. Die Philippinen erstrecken sich über 7107 Inseln - bei Flut sind es 300 weniger -, und 800 Inseln davon sind bewohnt.

Leonora Paulus kam 1975 zuerst nach Österreich, wo sie ihren Mann kennenlernte, und lebt seit 1981 in Erlangen.
Ihre Heimat ist die Insel Panay, etwa in der Mitte der philippinischen Inselgruppe, ihr Heimatort Leyte liegt in der Verwüstungsschneise des Taifuns.

Eufemia Schweer leitet eine philippinische Tanzgruppe und ihre Freundin Leonora ist begeisterte Tänzerin. Beim Dorffest in Adelsdorf waren die Tänzerinnen eine Attraktion.

Wann haben Sie von dem verheerenden Taifun gehört?
Eufemia Schweer: Ich hab erst überhaupt nichts mitbekommen, nur als die schrecklichen Meldungen dann in den Nachrichten kamen, wurde ich aufmerksam.
Leonora Paulus: Ich habe schon im Wetterbericht die Ankündigung eines Taifuns mitgekriegt, hab' sofort die Nachrichten eingeschaltet und habe seitdem alles mitverfolgt.

Wie haben Sie reagiert?
Schweer: Ich habe mich sofort besorgt informiert, welches Gebiet hauptsächlich betroffen ist. Zum Glück liegt meine Heimat mehr an der Randzone des Taifuns. Ich konnte meine Familie anrufen und wurde beruhigt. Bei uns gab es "nur" starke Regenfälle und beängstigenden Wind.
Paulus: Ich konnte seitdem nicht mehr schlafen, denn ich bekam keine Verbindung zu meiner Familie, war ja alles kaputt! Ich bin eigentlich nicht so in Facebook, aber dort fand ich zufällig ein paar Bilder von meinem Heimatort. Es sah schrecklich aus und es war ein Schock! Unser Haus ist völlig zerstört. Die Blechdächer flogen durch die Gegend. Mein Bruder, seine Frau und die zwei Kinder sind zwar in Sicherheit, aber sie stehen vor dem Nichts, sind obdachlos. Nach drei Tagen konnte ich endlich meine Schwester erreichen, und sie gab Entwarnung. Zumindest die Familie lebt! Sicher war es dort nicht ganz so schlimm wie in Tacloban, aber 80 Prozent meines kleinen Heimatdorfes sind zerstört. Da viele Häuser auf Holzstelzen stehen und Blechdächer haben, konnten sie unmöglich diesen Sturmgewalten standhalten.
Gerhard Schmid: Meine Frau ist Filipina, und wir verfolgten alles von Anfang an. Sie kommt von der großen Insel Luzon und ihre Familie lebt in der Nähe Manilas. Sie blieb zum Glück vom Taifun verschont. Aber zu den Opfern: Es gab ja schon von Anfang an keine Möglichkeit für die Menschen, sich irgendwie zu schützen, auch wenn sie vom herannahenden Taifun wussten. Wohin sollten sie fliehen? Auf dem Land gibt es kaum feste Häuser aus Stein und Beton. Die Leute waren schon vorher arm und sind es jetzt erst recht.

Wie finden Sie die Berichterstattung in den Medien?
Schweer: Sie bleibt im Rahmen. Vielen Bekannten hängt das Thema aber schon zum Hals raus. Wer wachgerüttelt wurde, ist wach. Wenn weinende Filipinas im Fernsehen gezeigt werden, drückt man damit nur auf die Tränendrüsen.
Paulus: Kinder, die ihre Eltern verloren haben und mit schreckensweiten Augen in die Kamera blicken, das kommt an.
Schmid: Das ist eigentlich der erste Taifun der Gegend, der so richtig von den Medien wahrgenommen wird. Viele Filipinos packen aber jetzt alte Kamellen aus, zum Beispiel, dass bei früheren Naturkatastrophen die Hilfe nicht angekommen sei. Das lähmt so manchen spendenbereiten Helfer. Leider.

Wie wollen Sie helfen?
Paulus: Ich hab schon einige Pakete mit dem Nötigsten wie Zudecken und Kleidung und auch Geld losgeschickt. Aber ob und wann es ankommt - keine Ahnung. Vielleicht Weihnachten?
Schweer: Ich habe schon viel geweint. So viel Leid, Hunger und Verwüstung. Das muss schrecklich sein. Mein Mann und ich, wir werden auch spenden, und zwar über unseren eigenen Verein. Und wir wollen auch einige Hilfsprojekte ankurbeln.
Schmid: Bei den letzten Geburtstagsfeiern von Vereinsmitgliedern (nach dem Taifun) haben die Jubilare auf Geschenke verzichtet und dafür um Geldspenden gebeten. Unsere Tanzgruppe kann bei Geburtstagsfeiern, Weihnachtsfeiern, Weihnachtskonzerten auftreten und dafür Spendengelder sammeln. Es gäbe wirklich viele Möglichkeiten zu helfen. Die Leute können gerne auf uns zukommen. Wenn die Spenden über unseren Verein laufen, kommen sie auch ganz sicher an.

Die Fragen stellte Johanna Blum.