Fenster runter und Müll raus

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Muss das sein? Unübersehbar ist der Unrat im Graben an der Schönwetterstraße, der achtlos aus Autos fliegt. Foto: Andreas Dorsch
Muss das sein? Unübersehbar ist der Unrat im Graben an der Schönwetterstraße, der achtlos aus Autos fliegt.  Foto: Andreas Dorsch

Auch in den Straßengräben im Aischgrund sammelt sich jetzt wieder der Abfall. Viel Arbeit für die Bauhöfe.

"Der Bußgeldkatalog für wilde Müllablagerungen fängt schon bei einer Zigarettenkippe an", sagt Hans Leuchs, Sachgebietsleiter vom Umweltamt am Landratsamt Erlangen-Höchstadt. Je größer die Menge an Abfall ist, die wild irgendwo in der Natur entsorgt wird, desto höher fällt das Bußgeld aus. Voraussetzung ist allerdings, dass die Übeltäter auch ermittelt werden.

Glück haben dabei die Umweltsünder, die ihren Müll einfach aus dem fahrenden Auto heraus entsorgen. Was sie anrichten, ist in diesen Wochen an vielen Straßenrändern unübersehbar. Tüten, Becher, Dosen, Verpackungen aus Papier und Plastik, Flaschen, Zigarettenschachteln und manchmal auch ganze Beutel voller Abfall zieren die jetzt meist frisch gemähten Grünstreifen neben den Fahrbahnen.

Täter schwer zu ermitteln

Die Täter dafür zur Verantwortung zu ziehen, scheitert in der Regel daran, "dass ich sie nicht habe", sagt Leuchs. "Was machbar ist, wird von uns geahndet." Der Bußgeldkatalog sei recht detailliert. Größer sind da schon die Chancen, die Umweltsünder zu erwischen, die auf Parkplätzen ganze Müllsäcke abladen.

Von solchen Fundstücken kann Gerhard Köhler berichten. Dem stellvertretenden Leiter des Kreisbauhofs in Heßdorf fällt hier spontan eine Ausweichstelle an der ERH 18 zwischen Ailersbach und Schwarzenbach ein, an der immer wieder Müll illegal entsorgt wird.

Der Kreisbauhof betreut im Landkreis Erlangen-Höchstadt 180 Kilometer Kreisstraßen. 100 bis 150 Kilometer davon verlaufen außerhalb von Ortschaften. An ihnen wird in der Regel zweimal im Jahr der Müll eingesammelt. "Ab Mitte März gehen unsere Trupps raus", sagt Köhler. Mit jeweils vier Mann pro Trupp werden die Kreisstraßen abgegangen und alles aufgelesen, was andere achtlos weggeworfen haben.

Ganz schlimm sieht es laut Köhler an den - wie er es nennt - Fast-Food-Strecken aus, den Straßen im weiteren Umfeld von Schnellimbiss-Lokalitäten. Haben Fahrzeuginsassen aufgegessen und ausgetrunken, fliegen Tüten, Servietten und Becher aus dem Autofenster. Ein besonders verunreinigter Streckenabschnitt ist neben anderen auch die Schönwetterstraße zwischen der B 470 und der Medbacher Mühle.

Bei den Reinigungsaktionen durch den Kreisbauhof geht nicht nur viel Zeit drauf, sondern auch Steuergelder der Bürger. An manchen Tagen kommen pro Trupp 10 bis 15 Säcke mit jeweils 100 Liter Fassungsvermögen zusammen. Diese schweren Müllsäcke muss der Landkreis kaufen und für die Entsorgung des eingesammelten Mülls auch noch bezahlen.

Kreis bekommt die Rechnung

Die Säcke werden auf dem Bauhofgelände zusammengetragen und abholen lassen. Dafür bekommt der Kreis eine Rechnung über "gemischten Gewerbemüll" - der ist teurer als normaler Hausmüll. Entsorgt wird das Sammelgut als Gewerbemüll, weil es niemandem zuzumuten ist, ihn auseinander zu sortieren.

Die Mitarbeiter im Kreisbauhof könnten auf diese Arbeit auch gut verzichten. Köhler appelliert da nur an die Vernunft der Bürger, ihren Müll nicht auf Kosten der Allgemeinheit zu entsorgen.

Diesem Appell kann sich die Leitung des Höchstadter Bauhofs nur anschließen. An den deutlich weniger befahrenen Gemeindeverbindungsstraßen der Stadt hält sich das Müllaufkommen zwar in Grenzen, dafür wird auf den innerstädtischen Wertstoffinseln jede Menge Müll abgestellt, der dort nicht hingehört. Spielsachen, große Spiegel oder auch ganze Schränke landen neben den Containern für Altglas und Kleidung. Manche Insel in Höchstadt müssen die Bauhof-Mitarbeiter zweimal wöchentlich vom Unrat befreien.

Jede Menge Müll sieht der Autofahrer derzeit auch entlang der B 505 zwischen Höchstadt und Bamberg. Zuständig ist hier das Staatliche Bauamt Bamberg. Abteilungsleiter Norbert Schmitt ist entsetzt darüber, was da alles in den Gräben liegt. Auch hier machen sich Mitarbeiter nach dem Winter zu Fuß auf, um das einzusammeln, was andere aus dem Fenster geworfen haben.

Parkplätze dicht gemacht

Weil auf den Parkplätzen an der B 505 illegale Müllablagerungen schon länger ein Problem sind, wurden bereits einige Parkplätze ganz dicht gemacht.

Für Norbert Schmitt und Hans Leuchs wirft der Müll an den Straßenrändern auch Grundsatzfragen auf, wie die, ob diese Menge an Einwegbechern und Einwegverpackungen überhaupt sein muss.