Im Tresor des Landratsamtes Erlangen-Höchstadt lagert ein Arsenal an Gewehren und Pistolen. Die meisten stammen von Angehörigen, die einen martialischen Nachlass loswerden möchten. Einige kuriose Stücke stammen aber auch von Hausdurchsuchungen der Polizei.
Drei graue Stahlschränke stehen in der Waffenkammer des Landratsamtes. Unzählige Pistolen liegen in den Fächern. In der Ecke des Raums drängen sich dicht an dicht dutzende Gewehre. "Äußerst selten, dass man so etwas sieht", sagt Stefan Gorny. In der Hand hält er einen Revolver mit einem extrem langen Lauf. Dann holt er eine Vorderladerpistole aus dem Schrank. Ein Schießprügel Modell Seeräuberpistole, bei dem Kugel und Pulver in den Lauf gestopft werden.
Der 47-Jährige ist beim Landratsamt zuständig für alles, was gefährlich klingt: Schreckschusswaffen, Springmesser, Schlagringe, Pistolen und Gewehre. Waffen, die von ihren Besitzern ins Amt gebracht werden.
Nach dem Amoklauf von Winnenden im Jahr 2009, bei dem ein Schüler 15 Personen und anschließend sich selbst getötet hat, haben sich viele Waffenbesitzer dazu entschlossen, ihre Sammlung abzugeben.
"Nach Winnenden war der Andrang bei uns sehr groß", sagt Matthias Görz, Leiter im Bereich öffentliche Sicherheit. Mit einer Amnestie wurde dafür gesorgt, dass Bürger, die nicht registrierte Waffen besitzen, diese straffrei abgeben können.
"Meistens handelt es sich um Erbwaffen", sagt Gorny. Oft komme es vor, dass nach dem Tod eines Verwandten Waffen auftauchen, die nicht gemeldet sind. Die Angehörigen stünden dann vor der Frage: Wohin damit? Jedem, der eine Waffe erbt, bleibt eine Frist von vier Wochen, um sie an einen anderen Waffenbesitzer zu verkaufen. Die zweite Möglichkeit ist, die Waffe blockieren oder zuschweißen zu lassen. Vielen sei das zu teuer, weshalb die meisten Stücke lieber abgegeben werden, sagt Gorny.
Einmal sei von den Erben sogar ein Maschinengewehr noch aus Zeiten des Zweiten Weltkriegs auf dem Dachboden gefunden worden. Eine absolute Ausnahme, sagt Gorny.
Die meisten Stücke, die zu ihm gebracht werden, seien Jagdgewehre. In der Kammer des Landratsamtes sind momentan rund 70 Gewehre und 50 Kurzwaffen gelagert. Bald werden sie nach München gebracht und dort vom Landeskriminalamt vernichtet.
Elektroschocker im Handyformat Allerhand Kuriositäten sind schon bei Gorny gelandet. Eine Armbrust etwa oder ein Elektroschocker, der als Handy getarnt ist. Oft seien solche Stücke das Relikt von Polizeiaktionen. Sei es ein Messer eines Brummifahrers oder gar ein Schwert, das bei einer Hausdurchsuchung sichergestellt wurde.
Gorny ist aber nicht nur für die Annahme von Waffen zuständig. Er überprüft auch, ob die 3500 Waffenbesitzer im Landkreis die Auflagen zur Aufbewahrung erfüllen. Vorgeschrieben ist der Verschluss in speziellen Stahlschränken.
"Entweder wir schreiben die Leute an oder wir kommen zu unangemeldeten Kontrollen", erklärt Gorny. Etwa 300 Haushalte schaffe er im Jahr zu überprüfen. Etwas über zehn Jahre dauert es also, um alle Besitzer im Landkreis persönlich zu besuchen. Der Nachweis, dass die Waffen sicher verwahrt sind, könne auch mit einem Foto erbracht werden, sagt Gorny. Mit einem unangemeldeten Besuch müsse aber jeder rechnen, der eine Waffenbesitzkarte hat. Diese gibt es in vier Varianten: Für Jäger, Sportschützen, eine Erbenkarte und eine Besitzkarte für Sammler.
Doppelläufer hing an der Wand Ganz selten sehe er krasse Verstöße, etwa wie bei einer Frau, die sich ihre doppelläufigen Gewehre als Dekoration an die Wand gehangen hatte. "Die Dame zeigte sich etwas uneinsichtig", sagt Gorny diplomatisch. Er habe die Polizei einschalten müssen.
Die allermeisten Bürger, die zu Hause Waffen aufbewahren, seien aber verantwortungsbewusst. Munition und Gewehre seien in einem gepanzerten Waffenschrank sicher weggeschlossen.
Alte Waffen abgeben:
Wer sich über Aufbewahrung oder Abgabe von Waffen informieren möchte, kann sich
im Landratsamtan Roland Bauer und Stefan Gorny unter Tel. 09131-803311 wenden.