Ein Karton voller Briefmarken

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Gerhard Bauer greift in die Vollen: Fünfeinhalb Kilogramm Briefmarken im Karton. Foto: Waltraud Enkert
Gerhard Bauer greift in die Vollen: Fünfeinhalb Kilogramm Briefmarken im Karton.  Foto: Waltraud Enkert
 

Gerhard Bauer hat elf Pfund Briefmarken gesammelt und sammelt auch noch weiter. Die Laufer Mühle darf sich freuen.

Der Inhalt der Briefe kann noch so spannend sein. Gerhard Bauer vergisst eine Sache nicht: Er greift zur Schere und schneidet die Briefmarke aus. Für einen guten Zweck.
Briefmarken sind Bauers Leidenschaft. Er sammelt seit über 40 Jahren. Lässt sich Neuerscheinungen postfrisch zusenden und hat zehn Alben voll. Seine Sammlung aus Deutschland ist komplett.
Was aber macht der gelernte Sparkassenfachwirt - er leitet die Sparkassen-Filiale in Zentbechhofen - mit den Exemplaren, die zuhauf auf den Briefumschlägen kleben? Er sammelt sie trotzdem. "Früher habe ich sie immer den Bodelschwinghschen Anstalten - eine Einrichtung für Behinderte in Bielefeld - zugeschickt", sagt er. "Immer, wenn ein DIN-A4-Kuvert voll war." Aber irgendwann sind die Briefmarken in einer Schachtel gelandet. Die war nicht so schnell voll. Auch wenn Freunde und Bekannte wussten, dass Gerhard Bauer die gestempelten Marken sammelt. Sogar ein paar Sparkassenkunden unterstützten ihn dabei. Und die Zentrale seines Arbeitgebers in Höchstadt. Zweimal im Monat schicken die Kollegen ein Kuvert mit der Briefmarken-Ausbeute.
Jetzt, nach vier Jahren, ist der Karton bis zum Anschlag voll. Diesmal sollten nicht die Bodelschwinghschen Anstalten profitieren, sondern die Laufer Mühle. Bauer wusste, dass es im Höchstadter Sozialkaufhaus, das die Laufer Mühle betreibt, eine Briefmarkenecke gibt. Oder besser gab.

Leben für die Briefmarkenecke

"Das Projekt ist ein bisschen eingeschlafen", weiß Gerhard Bäuerlein. Aber es soll baldmöglichst wieder mit Leben erfüllt werden. Bäuerlein hat die Briefmarkenecke im Sozialkaufhaus der Laufer Mühle vor Jahren ehrenamtlich mit aufgebaut. Mit Hilfe der ehemals Alkohol- und Drogenabhängigen, die in der Laufer Mühle wohnen. "Wir suchen jetzt noch ein paar engagierte Ehrenamtliche, die sich darum kümmern möchten", sagt Bäuerlein, der selbst kürzer treten will.
Bei ihm ist der Karton mit den Briefmarken gelandet, die Gerhard Bauer Stück um Stück zusammengetragen hat. Überbringer war Günter Nützel, Mitarbeiter der Laufer Mühle. Ihn hatte Bauer angesprochen, ob er nicht weitere Schritte in die Wege leiten könnte. Das hat Nützel getan und den Karton bei Gerhard Bäuerlein abgegeben.
Elf Pfund schwer war die Schachtel. In Stückzahlen schwer zu sagen. "Aber auf jeden Fall ist das Kiloware. Standardmaterial", klärt Bäuerlein auf. "Sammler kaufen sie und schauen jede Marke an - es könnte ein Fehldruck dabei sein." Daneben gibt es Leute, die am Stempel interessiert sind. 15 bis 20 Euro kostet das Kilo im Sozialkaufhaus.
Kunden hat die Briefmarkenecke sehr wohl. Sammler aus ganz Deutschland waren auf den Fundus aufmerksam geworden, kamen und kauften. Andere spendeten ihre gesamte Sammlung.
"Da waren Großsammlungen dabei im Wert von über 1000 Euro", erinnert sich Bäuerlein und freut sich, wenn die Briefmarkenecke wieder zum Treffpunkt wird. Gerhard Bauer sammelt indes eifrig weiter. Wer möchte, kann seine gesammelten Briefmarken kommentarlos in den Briefkasten der Sparkassen-Filiale in Zentbechhofen werfen. Bauer wird sich kümmern, dass sie einem guten Zweck zukommen.