Ein Franzose auf den Spuren der Dassler-Brüder

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Adi Dassler mit Schraubstollenschuhen: Ein französischer Filmemacher will nun das Leben der Dassler-Brüder dokumentieren. Fotos: privat
Adi Dassler mit Schraubstollenschuhen: Ein französischer Filmemacher will nun das Leben der Dassler-Brüder dokumentieren.  Fotos: privat
Ein Bild der Puma-Schuhfabrik aus den Anfangsjahren
Ein Bild der Puma-Schuhfabrik aus den Anfangsjahren
 
Eric Wattez (rechts) und Kreisheimatpfleger Manfred Welker vor dem ehemaligen Anwesen der Familie Dassler Am Hirtengraben, in dem die ersten Dassler-Schuhe entstanden sind.
Eric Wattez (rechts) und Kreisheimatpfleger Manfred Welker vor dem ehemaligen Anwesen der Familie Dassler Am Hirtengraben, in dem die ersten Dassler-Schuhe entstanden sind.
 

Der französische Journalist Eric Wattez war in Herzogenaurach zu Besuch. Er will hier ab Herbst einen Fernsehfilm über die beiden Dassler-Brüder Rudolf und Adolf, den Gründern von Puma und Adidas, drehen.

Der Bekanntheitsgrad von Herzogenaurach hängt - wie jeder weiß - mit den großen Sportfirmen zusammen. Dieses Potenzial hat auch das französische Fernsehen erkannt. Der Journalist Eric Wattez war in Herzogenaurach auf Spurensuche, um Wissenswertes über die beiden Dassler-Brüder herauszufinden.

Wattez arbeitet für France 5, einem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender in Frankreich, der zu France Télévisions gehört. Der Kanal sendet nur Bildungsprogramme wie Dokumentationen und Fernsehdiskussionen. Eine neue Sendeform ist eine "Duell-Serie", die sich etwa mit großen Gegnern wie Nelson Mandela und Frederic Willem de Klerk in Südafrika oder Bobby Fischer und Boris Spasski, den beiden unvergessenen Schachduellanten des Jahres 1972 beschäftigt.

Ein weiteres Duell-Paar sind für die Franzosen Rudolf und Adolf Dassler. War doch Adidas beispielsweise in der Hand von Bernard Tapie oder Robert Louis-Dreyfus. In französischen Händen ist inzwischen auch Puma. Eric Wattez hat bereits ein Buch zu dieser Problematik mit dem Titel "Comment Adidas devient l'un des plus beaux redressements" publiziert.

Wo die ersten Schuhe entstanden

Der Drehtermin wird laut Wattez im Herbst sein. Am 1. Dezember sollen alle Beiträge dieser Serie abgeschlossen sein. Vielleicht ist die Fußballweltmeisterschaft im nächsten Jahr ein geeigneter Anknüpfungspunkt für den Sendetermin.

Gemeinsam mit Kreisheimatpfleger Manfred Welker erkundete Wattez die historischen Orte der Dasslers in Herzogenaurach. Etwa das Anwesen, in dem die ersten Dassler-Schuhe entstanden. Christof Dassler, der Vater der Firmengründer Rudolf (später Puma) und Adolf (später Adidas), war noch als Tuchmacher auf Wanderschaft gegangen, wo er auch seine Frau Paulina kennen lernte. Mit ihr hatte er vier Kinder; Fritz (Jahrgang 1892) und Maria, verheiratete Körner (1894) waren in Gera geboren worden. Nach der Rückkehr kamen in Herzogenaurach die Söhne Rudolf (1898) und Adolf (1900) auf die Welt.

Schritte zur Schuhherstellung

Am Hirtengraben erbaute der Vater ein Haus. Dass die beiden jüngeren Söhne Inhaber einer großen Firma sein würden, war keineswegs von Anfang an klar. Rudolf Dassler hatte zwar in der "Fränkischen Schuhfabrik" gearbeitet, war aber nach dem Einsatz im Ersten Weltkrieg als Geschäftsführer in einer Porzellanfabrik und einer Ledergroßhandlung tätig. Adolf Dassler hatte eine Bäckerlehre hinter sich, als sich die beiden Brüder entschlossen, in die Schuhfertigung einzusteigen. Die Firma war am 1. Juli 1924 gegründet und in das Handelsregister eingetragen worden.

Durch den Niedergang der handwerklichen Weberei verlagerten sich die Herzogenauracher allmählich auf die Schuhherstellung. Nach den Forschungen von Christof Dassler, begann Georg Denkler 1852 mit der Filzschuhproduktion. Zunächst in Heimarbeit für Fabrikant Ordenstein in Nürnberg. Nach dem Konkurs dieser Firma produzierten die inzwischen zahlreichen Arbeiter in Herzogenaurach für Max Brust, der später mit Louis Berneis fusionierte.

Am Hirtengraben produzierten Rudolf und Adolf Dassler ihre ersten Schuhe, ehe sie expandierten.Nicht normale Laufschuhe, sondern Sportschuhe verließen ihre Firma. Später produzierte hier auch der ältere Dassler-Bruder Fritz Lederhosen der Marke "Kraxler".

Ein Fabrikationsgebäude am Bahnhof, in der Kreuzgasse, errichtet im Jahr 1899 von den Herzogenauracher Schustern, die sich in einer Genossenschaft zusammengeschlossen hatten, blieb nicht lange in Betrieb und wurde später von der Firma Weil in Fürth erworben. Nicht ohne Stolz schrieb Christof Dassler in seinem Aufsatz im Herzogenauracher Heimatblatt aus dem Jahr 1930: "Heute befindet sich darin eine Sportschuhfabrik von Gebr. Daßler mit Export nach der Schweiz, Holland, Oesterreich, Tschechoslowakei, England und Griechenland." Das Gebäude existiert zwar nicht mehr, aber es gibt alte Aufnahmen davon.

Journalist Wattez interessierte sich auch für die Bäckerei, in der Adolf Dassler seine Lehrjahre verbracht hatte, genauso wie für die beiden Fabrikationsgebäude am Buck und in der Würzburger Straße. Von der gegenüberliegenden Bäckerei Kaiser versorgten sich die Puma-Mitarbeiter gerne mit Gebäck.

Darüber hinaus will sich Wattez mit ehemaligen Mitarbeitern der Firmen unterhalten. Auf der Agenda stehen Helmut Fischer und Frank Dassler, aber auch das Herzogenauracher Stadtarchiv will Wattez besuchen.