In Gelsenkirchen ist kürzlich eine für tot gehaltene ältere Frau beim Bestatter wieder aufgewacht. War das nur ein extremer Einzelfall? Dem Höchstadter Bestattungsunternehmer Johannes Riegler ist das noch nicht passiert.
Den Schock ihres Lebens dürften kürzlich Mitarbeiter eines Gelsenkirchener Bestattungsinstituts erlebt haben. Eine für tot erklärte 92-jährige Frau begann im Kühlraum zu stöhnen und öffnete die Augen.
Es mit scheintoten Menschen zu tun zu haben, ist wohl der Albtraum für jeden Bestatter. In früheren Jahrhunderten müssen dagegen immer wieder noch lebendige Menschen irrtümlich begraben worden sein. Jedenfalls werden gefundene Kratzspuren an Sargdeckeln in dieser Richtung interpretiert. In Höchstadt ist seit Jahren der Unternehmer Johannes Riegler in diesem Geschäft aktiv. Er beantwortet unserer Zeitung einige Fragen.
Haben Sie schon ähnliche Erlebnisse durchstehen müssen wie die Mitarbeiter des Bestattungsinstituts in Gelsenkirchen?Riegler: Das haben wir Gott sei Dank noch nie gehabt.
Das wünscht sich niemand in unserem Gewerbe. Es sollte eigentlich auch nicht passieren, schließlich schauen sich Ärzte die Verstorbenen an und kommen nach sechs Stunden noch einmal wieder. Bei der Frau in Gelsenkirchen waren die Organe offensichtlich schon so heruntergefahren, dass nur ein EKG mehr Aufschluss hätte geben können.
Fürchten Sie sich vor ähnlichen Erlebnissen?Ja, das ist für einen Bestatter der größte Graus. Einen solchen Fall möchten wir nicht erleben.
Überprüft der Bestatter den Verstorbenen eigentlich nochmal im Leichenhaus?Überprüfen weniger, aber trotz der Routine schauen wir schon automatisch noch mal drauf.
Hinweise dafür, dass jemand wirklich tot ist, sind für uns der nicht mehr vorhandene Glanz in den Augen und die Nebelschicht, die darüber liegt, die typischen Leichenflecken auf dem Rücken, auf den Unterschenkeln und überall dort, wo der Verstorbene aufliegt, und schließlich das Blau unter den Fingernägeln.
Beeinflussen Vorfälle wie jetzt in Gelsenkirchen die Art der Begräbnisse? Gibt es die Angst, lebendig begraben zu werden?Auf die Begräbnisse selbst wird dieser Vorfall keine Auswirkungen haben. Die Angst, lebendig begraben zu werden, gibt es aber schon. Selbst meine Mutter, die aus der Branche kam, hatte Angst gehabt, lebendig begraben zu werden. Sie wollte, dass ihr Sarg bis zur Beerdigung offen bleibt. Diesem Wunsch sind wir natürlich nachgekommen.
Das Gespräch führte Andreas Dorsch.