DFB-Trikot aus Herzogenaurach: Streetlook oder Schlafanzugdesign?

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Die Nationalkicker Ilkay Gündogan, Thomas Müller, Mats Hummels und Mesut Özil präsentieren das neue Auswährtstrikot. Foto: adidas
Die Nationalkicker Ilkay Gündogan, Thomas Müller, Mats Hummels und Mesut Özil präsentieren das neue Auswährtstrikot.  Foto: adidas
Die Nationalelf stellte das Trikot vor. Foto: Adidas
Die Nationalelf stellte das Trikot vor. Foto: Adidas
 
Und hier noch einmal in Action: Nicolas Kühn zeigt das neue Asuwärtstrikot.Foto: Adidas
Und hier noch einmal in Action: Nicolas Kühn zeigt das neue Asuwärtstrikot.Foto: Adidas
 
Das Heimtrikot ist weniger umstritten: Klassisch weiß gab's schon öfter. Foto: Adidas
Das Heimtrikot ist weniger umstritten: Klassisch weiß gab's schon öfter. Foto: Adidas
 
Das Heimtrikot ist weniger umstritten: Klassisch weiß gab's schon öfter. Foto: Adidas
Das Heimtrikot ist weniger umstritten: Klassisch weiß gab's schon öfter. Foto: Adidas
 

Jürgen Rank ist Chefdesigner bei Adidas in Herzogenaurach und verantwortlich für den Stoff aus dem Fußballträume sind - oder sind es Albträume? Wegen der neuen Auswärtstrikots der Nationalelf muss der gebürtige Bayreuther Rank sich einiges anhören.

Die Heimtrikots der Nationalmannschaft sind in klassischem Weiß gehalten. Diesmal sind es die Auswärtstrikots, über die gelästert wird: Grau-gestreift und dunkelgrün - so was gab's noch nie. Manchen Fan erinnert das an seinen Schlafanzug und sogar vor seinem Vater musste sich Adidas-Chefdesigner Jürgen Rank wegen der Trikots rechtfertigen. Er sieht's gelassen. Es sei eben was Neues, das vielleicht nicht jeder Altersklasse gefällt: eher ein Streetlook für jugendliche Straßenkicker.

Beim WM-Trikot 2014 brach zum ersten Mal ein großer Shitstorm über Adidas herein. Hat das Lästern über neue Trikots inzwischen schon Tradition?
Jürgen Rank:
Es ist doch so: Bleibt man auf bewährten Pfaden, heißt es: langweilig! Machen wir etwas Neues, ist die Aufregung groß. Jede Naht, jedes Detail kann Gefühle wecken. Beim WM-Trikot für 2014 gab es sogar Petitionen gegen die weißen Hosen und nun sagen die selben Fans, das damalige Outfit sei besser als das jetzige gewesen. Die emotionale Verbindung hat einen ziemlichen Einfluss darauf, wie ein Trikot wahrgenommen wird. Es bleibt ja im besten Fall ewig in den Köpfen.

Was ist gutes Trikot-Design?
Ein gutes Trikot-Design besticht für mich mit neuartigen Entwicklungen, einer Geschichte dahinter und Tradition. Jedes Trikot muss zur jeweiligen Mannschaft passen und deren Werte widerspiegeln.

Warum hat Ihr Team ausgerechnet grau und dunkelgrün für das Auswärtstrikot der Nationalelf gewählt?
Die Farben des neuen Auswärtstrikots repräsentieren unterschiedliche Welten: Grau für den Beton der Straßenfußballer, Grün für die Rasenplätze der Amateurspieler, Beige für die Aschefelder der Kreisligalegende. Das Besondere am neuen Trikot: Es lässt sich umdrehen und somit als neongelbes Leibchen tragen, perfekt für alle Straßen- und Freizeitkicker.

Und was sagen Sie, wenn jemand findet, dass die gestreiften Shirts wie ein Schlafanzug-Oberteil aussehen?
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Es mag vielleicht nicht perfekt für jede Altersgruppe sein, aber durch seinen originellen Look und die Funktion zum Umdrehen, ist es auf jeden Fall aufregend und etwas ganz Neues.

Es heißt, Ihr Vater könne mit dem neuen Trikot auch nichts anfangen. Ist das Design Geschmackssache oder eine Generationenfrage?
Tatsächlich hat mich mein Vater etwas unverständlich gefragt, was wir hier gemacht haben. Es mag sowohl eine Frage des Geschmacks als auch des Alters sein. Je nachdem, wie der Fußball wahrgenommen wird, verstehen die Fans die Aussage des Trikots. Deshalb ist es für jugendliche Straßenkicker genau das Richtige.

"Endlich! Inklusion zum Anziehen!", schreibt ein Fußballfan im Internet und Dutzende lassen sich darüber aus, dass sie nicht wissen, was schlimmer ist: DFB-Affäre oder DFB-Trikot. Wie gehen Sie mit solch harscher Kritik um?
Der Grad der emotionalen Betroffenheit, wenn ein neues Trikot rauskommt, hat sich schon sehr verändert. Die sozialen Medien verleihen jedem eine Stimme, einige wollen darüber ihren Frust abbauen, andere geben konstruktive Hinweise. Generell braucht es natürlich auch immer etwas Zeit, um sich an neue Designs zu gewöhnen. Von daher kann man manche Reaktionen verstehen.

Welches Trikot der deutschen Nationalmannschaft ist Ihnen aus der Vergangenheit am deutlichsten in Erinnerung geblieben?
Unvergessen ist die schwarz-rot-goldene Grafik von 1990. Durch den WM-Titel in Rom wurde sie zur Ikone. Ich freue mich immer wieder, wenn ich Bilder davon sehe.

Tragen Sie privat auch gern ungewöhnliche Kleidung?
Ich trage am liebsten Jeans und Turnschuhe. Zumindest bei Adidas falle ich damit nicht auf.

Wieviel Zeit braucht es, um ein Trikot zu entwickeln?
Etwa zwei Jahre. Momentan sind wir schon bei den Entwürfen für die WM 2018. Wir machen gegebenenfalls Umfragen, dann folgen Brainstormings, erste Entwürfe, Abstimmungen mit dem DFB, Anproben für die Spieler und schließlich die Präsentation für die Öffentlichkeit.

Die Fragen stellte Natalie Schalk



Zur Person:


Jürgen Rank ist Chefdesigner für Fußballkleidung bei Adidas und seit 2004 mit seinem Team unter anderem verantwortlich für die Gestaltung des DFB-Trikots. Rank sagt, er habe seinen Traumjob gefunden. Design hat er in London studiert, Fußball begeistert ihjn seit seiner Kindheit.

Der 44-Jährige stammt aus Bayreuth, wo er in unmittelbarer Nähe des Stadions aufwuchs und seine Leidenschaft für den Fußball entfacht wurde. 2001 gründet er zu Ehren der Spielvereinigung Bayreuth das erste von Fans betriebene Fußball-Museum in Deutschland.