Aus dem Wachenrother Schwallclub ist in den 32 Jahren seines Bestehens ein Verein geworden, der das Dorfleben mitprägt. Veranstaltungen wie das Maibaumaufstellen oder das Osterbrunnenschmücken würde es ohne den Club nicht geben.
"Ihr seid ein wichtiger Kulturträger im Ort", sagte einst Wachenroths Bürgermeister Friedrich Gleitsman (CSU/BB) bei einer Jahreshauptversammlung des Vereins mit dem nicht alltäglichen Namen. Hört man "Schwallclub", fragt sich so mancher, was das bedeuten soll. "Laut Duden versteht man unter Schwall eine an der Küste durch brechende Wellen erzeugte landwärts gerichtete Wasserbewegung - umgedeutet eine an den Lippen durch brechende Bierwellen erzeugte körperwärts gerichtete Trinkbewegung. Der Begriff ,Schwall‘ kommt aber aus der Oberpfalz und bedeutet gemütliches Beisammensein und miteinander reden (= schwallen)", ist in der Vereinschronik des Clubs zu lesen.
Vor über 30 Jahren trafen sich einige Wachenrother in der Kellerbar in der Hauptstraße 17, manche fast täglich, zum Reden, Musikhören, Videoschauen und trank, weil man ja Durst hatte, das eine oder andere Bier.
Da kam man auf den Gedanken, einen Stammtisch zu gründen. Das Aufnahmezeremoniell sah so aus: Dem Aufnahmewilligen wurde das "Goldene Schwalltuch" um den Kopf gebunden, und während er genüsslich sein Bier trank, musste er vor versammelter Mannschaft eine Geschichte aus seinem jungen Liebesleben zum Besten geben.
Brauchtum und Geselligkeit
Am 23.09.1983 trafen sich dann 27 junge Leute aus Wachenroth und Umgebung im Schwanenbräu, um den Schwallclub aus der Taufe zu heben. Der damalige Vereinswirt Toni Malzer trug einen sehr großen Teil dazu bei, dass sich der Verein so schnell entwickeln konnte. Aber auch Anna Martin und Georg Martin, der auch Gründungsmitglied ist, und seine Frau Rosi standen dem Toni im neuen Vereinslokal "Grüner Baum" in nichts nach.
Damals setzte man sich zum Ziel - wie auch heute noch - einige alte Bräuche wie Kirchweih, an Ostern das Schmücken eines
Osterbrunnens sowie das Aufstellen des Maibaumes wieder aufleben zu lassen, aber auch das gesellige Beisammensein zu pflegen und den Zusammenhalt der Jugend zu fördern.
Am Anfang stand hauptsächlich die Geselligkeit im Vordergrund. Tanzveranstaltungen mit "Motion Sound" wurden besucht, und das Kirchweihfest wurde gebührend gefeiert. Im Jahr 1984 wurde dann erstmals in Wachenroth wieder ein Maibaum aufgestellt, und 1987 rief der Club das Schmücken des Osterbrunnens wieder ins Leben. Seit dem 17. Juni 1985 gibt es das Kellerfest in der Albacher Straße. Dies sollte vor allem die Dorfgemeinschaft stärken und der Kommunikation zwischen Jung und Alt dienen.
Fasching in der Kantine
Der Stammtisch begann, einen Kirchweihtanz abzuhalten - in den ersten Jahren noch zusammen mit den "Durstigen Brüdern".
Große Faschingsbälle feierte man zuerst in der "Kantine Murk" und später im
Feuerwehrhaus. Dann kam ein Kinder- und Jugendfasching dazu, der sehr beliebt ist. Die Kinderanimation wird hier von den Mädels des Schwallclubs selbst geplant und ausgeführt. Die Mitglieder erinnern sich an viele schöne Vereinsausflüge und Weinfahrten, Bremserfeste und Weißwurstessen. Wanderungen unternimmt der Stammtisch jährlich im kleinen Kreis, und auch das alle zwei Jahre stattfindende Schlachten gehört ins Programm.
Nicht nur in Wachenroth, sondern auch in der Umgebung kennt man den Schwallclub. Seit 1991 ist der Schwallclub ein eingetragener Verein.
Seit 2005 trifft sich der Club im eigenen Vereinsheim, das man mit viel Eigenleistung ausgebaut hat. Inzwischen läuft eigentlich alle Monate irgend ein Event wie Bowling, Samstags-stammtisch, Cocktailabend und mehr.
Reiner Braun, der Brauni, ist Gründungsmitglied des Schwallclubs und war damals gleich der Erste Vorsitzende, und das zwölf Jahre lang.
"Ich konnte eigentlich zuerst gar nicht abschätzen, was wir da ausgelotet hatten", meint er schmunzelnd. "Anfangs wurden wir belächelt, aber jetzt sind wir ein straff organisierter, gut eingespielter Verein", fügt er an. "Mit dem, was rausgekommen ist, bin ich heute vollauf zufrieden, und alles läuft super weiter", findet Brauni.
Ihm folgte Stefan Schernick bis 1998, dann Stefan Reißberger, der 2013 von Dominik Kratzer abgelöst wurde, der bis heute an der Spitze des Schwallclubs steht. "Als Vorstand hat man immer was zu tun", meint dieser trocken. Der Schwallclub unterstützt die Kerwasburschen - die eigenständig sind und nicht zum Club gehören - und fährt ihnen beim Baumholen die Brotzeit mit selbst zusammengebastelten Autos in den Wald. Aber auch die Kindergärten und die Kinderfeuerwehr werden vom Club gefördert.
Im jährlichen Ferienprogramm mischen sie mit und bieten Zelten mit Kids, Wandern auf dem Naturlehrpfad und mehr an.
Der Schwallclub ist aus dem Dorfleben der Wachenrother einfach nicht mehr weg zu denken. Aufnahmen in den Verein werden jedoch nur noch in der Jahreshauptversammlung vorgenommen.