Die Stadt-Umland-Bahn ist gut für die Wirtschaft. Das sagen die Befürworter. Hört man sich bei den "großen Fünf" der Region um, gibt es positive aber auch skeptische Töne zur StUB. Bei Schaeffler herrscht Schweigen.
In der Debatte um das Großprojekt Stadt-Umland-Bahn (StUB) wird viel von der wirtschaftlichen Entwicklung in der Region geredet. Die Metropolregion boomt. Die StUB mache den Standort noch attraktiver für Hochqualifizierte, so das Argument der StUB-Befürworter. Die kommen auch ohne StUB hierher, so die Gegner. Aber was sagen die Konzerne eigentlich zum leidenschaftlichen Streitobjekt von Politik und Bürgern?
In Erlangen und im Landkreis Erlangen-Höchstadt haben fünf traditionsreiche Großfirmen ihren Sitz. Wollen beziehungsweise brauchen Adidas, Puma, Schaeffler, Siemens und Areva unbedingt ein schienengebundenes Nahverkehrssystem? Eine einhellige Meinung dazu gibt es wie immer nicht. Die Herzogenauracher Sportfirmen Puma und Adidas stehen zu hundert Prozent dahinter. Auch Siemens unterstützt die StUB. Bei Areva klingen skeptische Töne an, was die Wirtschaftlichkeit betrifft. Und Schaeffler? Hier war auch nach mehrmaliger Anfrage kein Statement zu bekommen.
Siemens: die Metropolregion im Blick "Öffentlicher Personennahverkehr setzt sich durch, wenn er attraktiv ist. Das bedeutet, wenn es schnell geht und nicht oft umgestiegen werden muss", sagt Heinz Brenner, vom Regionalreferat Erlangen/Nürnberg bei Siemens. Die StUB könne in Zukunft den Pendelverkehr zwischen dem Siemens-Standort in Erlangen zum Flughafen sowie zur Technischen Hochschule in Nürnberg entlasten.
Könnte Siemens also auf einen möglichen StUB-Ast nach Herzogenaurach verzichten? Brenner widerspricht: Zum einen würden in Herzogenaurach viele Siemensianer wohnen, die mit der StUB nach Erlangen einpendeln könnten. Zum anderen habe Siemens nicht nur das eigene Unternehmen im Blick: "Der Metropolregion insgesamt würde es gut tun, wenn sie auf Augenhöhe mit anderen Ballungsräumen kommen würde." Bei den Verhandlungen zum Bau des neuen Siemens Campus im Süden von Erlangen habe das Thema StUB keine Rolle gespielt, sagt Brenner. "Schon vor der Planung des Campus war klar, dass wir die StUB unterstützen."
Areva: offene Frage der Finanzierbarkeit Bei Areva in Erlangen äußert sich ein Sprecher auf Anfrage des FT eher skeptisch zur StUB: "Nach unserer Einschätzung gibt es offene Fragen hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit des Projekts, insbesondere mit Blick auf die Finanzierung des laufenden Betriebs. Wir gehen davon aus, dass wir als Unternehmen mit etwa 3500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Region weiter in die Planungen einbezogen werden, sobald sich diese konkretisieren."
Puma: mehr Lebensqualität Der Sportartikelhersteller Puma unterstützt die Stadt-Umland-Bahn. "Weil wir uns als Unternehmen klar zu unseren Wurzeln in Herzogenaurach bekennen und den Standort für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter ausbauen möchten", heißt es in einer Mitteilung von Puma. Die StUB sei aus Sicht des Unternehmens eine "zukunftsfähige und umweltfreundliche Verkehrslösung". Die Mobilität und Lebensqualität aller Bewohner und Berufspendler in der Region würde sich verbessern.
Adidas: pro StUB an höchster Stelle"Aus Herzogenaurach gehen unsere Produkte in die ganze Welt. Der Weg nach Herzogenaurach ist hingegen für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr beschwerlich." So positioniert sich Herbert Hainer, Vorstandsvorsitzender bei Adidas. Er wirbt persönlich für die Pro-StUB-Allianz "Ja zum Einstieg". Das Unternehmen habe enorme Summen in den Standort investiert. Adidas wolle auch in Zukunft ein attraktiver Arbeitgeber sein und erwarte "dazu die Unterstützung der Region - auch und gerade in Sachen Stadt-Umland-Bahn."
Kommentar von Redakteur Christian Bauriedel: Die Konzerne zur StUB - eine Meinung, die nichts kostet Wer zahlt, schafft an. Das alte Sprichwort mag etwas bieder klingen, ist aber trotzdem ein gültiges Prinzip. Es ist einfach, über ein Projekt zu urteilen, wenn man an den Kosten nicht beteiligt ist. Klar würde es uns allen hier schlechter gehen ohne die Arbeitsplätze und die Einnahmen aus der Gewerbesteuer. Auch wenn erst noch zu beweisen wäre, dass nicht ein Mittelständler proportional mehr zahlt als der ein oder andere Riese. Aber die StUB zahlt: der Bürger. Daher ist es gut, dass nicht die Firmen entscheiden, sondern die Bürger am kommenden Sonntag. Sollte die StUB gebaut werden, und dadurch Kreisumlage und Gewerbesteuer hier und da angehoben werden müssen, träfe das sowieso nicht die "großen Fünf ", sondern die Mittleren und Kleinen. Eine Meinung zur StUB kostet die Konzerne nicht besonders viel. Egal ob pro oder kontra.