Das Mittelalter neu aufgemacht

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Stürmt die Stadt - eindrucksvoll demonstrierten die Schauspieler wie es vielleicht im Mittelalter ausgesehen haben könnte. Fotos: Herbst(4),Händel (2)
Stürmt die Stadt - eindrucksvoll demonstrierten die Schauspieler wie es vielleicht im Mittelalter ausgesehen haben könnte.  Fotos: Herbst(4),Händel (2)
...und der Umgang mit demselbigen.
...und der Umgang mit demselbigen.
 
Am Freitagabend stand das Feuer im Mittelpunkt...
Am Freitagabend stand das Feuer im Mittelpunkt...
 
Es war aber auch nicht alles hübsch im Mittelalter.
Es war aber auch nicht alles hübsch im Mittelalter.
 
Altertümliche Instrumente wurden ebenso interessiert beschaut wie die Gewänder aus der Vergangenheit.
Altertümliche Instrumente wurden ebenso interessiert beschaut wie die Gewänder aus der Vergangenheit.
 
Von wegen das Mittelalter war eine hässliche Zeit...
Von wegen das Mittelalter war eine hässliche Zeit...
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Die Zeit von 500 bis 1500 nach Christus beschäftigt die Menschen immer wieder. Ritter, der 30-jährige Krieg, die Pest faszinieren.

"Die Schweden san kumma, ham alles mitgnumma, ham die Fenster neigschlogn und es Blei davo trogn, ham Kugeln draus gossn und die Bauern tot gschossn!" So steht es geschrieben in Aufzeichnungen des Pfarrbuches der Pfarrei Höchstadt. Der wohl in ganz Franken verbreitete Spruch steht sinnbildlich für die Zeit des Schwedensturms, der im Jahr 1630 unter König Gustav Adolf auch vor Höchstadt nicht halt machte. Frei nach dem Motto "Mittelalter trifft auf frühe Neuzeit" fand im Rahmen des Mittelalterfestes am Marktplatz ein Bürgeraufruhr mit anschließender Gefechtsdarstellung statt.


Laiendarsteller begeistern

Während die Zuschauer am Rande noch genüsslich ihr Eis schleckten und eine Tasse Kaffee tranken, wurde der Marktplatz Schauplatz für das alltägliche Leben zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges.
Die Theatergruppe des Heimat- und Verschönerungsvereins unter der Leitung von Reinhard Grasse stellte dabei die Höchstadter Bürger dar.
Das emsige Markttreiben vereinte Musiker, eine Aussätzige, spielende Kinder, eine Wahrsagerin sowie Obst- und Gemüsehändler. Grasse selbst gab dabei den Spielmann, der, wenn er nicht gerade die Drehorgel kurbelte, die historischen Hintergründe und Folgen des Krieges erläuterte. So erfuhren die Zuschauer, dass von 1619 bis 1631 immer wieder Söldnerheere den Höchstadter Raum durchzogen und ihren Lebensunterhalt erpressten. Diejenigen, die einquartiert wurden und von den Höchstadtern zu versorgen waren, zeigten dabei keine Spur von Dankbarkeit. Stattdessen waren laut Aufzeichnungen Stehlen, Gewalt und sogar Mord an der Tagesordnung. Das Leben war geprägt von Angst und ständiger Wachsamkeit. Nach sieben Überfällen auf Höchstadt fand am 10. März 1633 der letzte Angriff auf die Stadt statt.
So wurde der friedliche Bürgeraufruhr auf dem Marktplatz bald gestört durch das Eintreffen der Schweden. Da konnte auch der Türmer, gespielt vom Zweiten Bürgermeister Günter Schulz, wenig ausrichten. Die Höchstadter Musketiere unter der Leitung von Peter Lorz hatten den Platz zeitgleich mit dem Eintreffen eines Regenschauers gestürmt. Aus Richtung des Stadttores rückte währenddessen die kaiserliche Truppe an, um die Stadt zu verteidigen. Die insgesamt etwa 60 Bewaffneten, die sich neben den Musketieren aus sechs weiteren befreundeten Truppen zusammensetzten, ließen Reihe für Reihe ihre Musketen hören, was lautes Gepolter und Nebelschwaden mit sich brachte. "Möget ihr im Kampf mit der Aisch um die Wette schwimmen", war das Motto des Anführers der Kaiserlichen. Es folgte ein eindrucksvoller Kampf mit Speer und Schwert, Mann gegen Mann.
Am Ende des Massakers wurde der Anführer, dargestellt von Frank Schade, der mit seinem "Regiment Pappenheim" aus der Nähe von Leipzig angereist war, nichtsdestotrotz "geköpft" und Höchstadt war nahezu ausgelöscht. Am Ende erhoben sich die Toten zur Erleichterung aller wieder und die Gruppe konnte sich über einen begeisterten Applaus freuen. Tatsache ist aber, dass von den 160 bekannten Familiennamen nach dem Schwedensturm nur noch 62 verblieben sind. Ein großer Teil der Bevölkerung wurde am schwärzesten Tag in Höchstadts Geschichte somit ausgelöscht.
Als ein weiterer großer Höhepunkt des Mittelalterfestes stellte sich die nächtliche Feuershow mit "Fabio Esposito" und "Las Fuegas" heraus. Die Künstler sorgten mit ihrer Show, die von der Mittelalterrock-Band "Draco Faucium" musikalisch untermalt wurde, für zahlreiche staunende Blicke. Orientalisch anmutende Tänze, Feuerspucker und akrobatische Kunststücke, bei denen ein Handstand über dem Feuer oder ein die Hüfte umschwingender Feuerreifen vorgeführt wurden, setzten die Kunst mit dem Feuer perfekt in Szene.