Über die Baustelle an der Aisch soll es einen einspurigen Übergang Richtung Norden geben. Rettungsdienste verlieren, wenn sie nach Süd wollen, Zeit.
Der Einwand von Johann Schulz, Sprecher des Arbeitskreises Verkehr, klingt plausibel. Warum soll der Übergang über die Aischwiesen - wenn die Brücke denn mal fertig wird - von Süd nach Nord gehen? Umgekehrt wäre es zumindest aus Sicht der Rettungsdienste doch viel sinnvoller, sagt Schulz.
Denn schließlich verlören diese wertvolle Zeit, wenn sie zu einem Einsatz nach Höchstadt-Süd müssen. Muss also der sogenannte "Bypass" über die Aischwiesen noch einmal diskutiert werden?
Während der Arbeiten an der Flutbrücke soll der Verkehr nordwärts rollen. Das hat die Stadt mit dem Staatlichen Bauamt ausgehandelt. Kurzer Weg in die Innenstadt für Höchstadt-Süd, das sei die Intention und daher sei diese Lösung die einzig sinnvolle, sagt Bürgermeister Gerald Brehm (JL). Doch was ist mit den Rettungskräften? Fragt man im "Blaulicht-Milieu", hört man, dass im Alltag nicht nur die Sperrung, sondern auch andere Faktoren entscheiden, wie schnell man im Notfall vor Ort ist.
Das BRK beißt in den saueren Apfel"Wir sind Kummer gewöhnt", sagt Jörg Raber, Leiter der BRK-Rettungswache Höchstadt. Täglich kämpfen Notärzte und Sanitäter gegen Fahrer, die keine Rettungsgasse bilden. Die Sperrung der Aischbrücke verlängere den Weg von der Rettungswache in Etzelskirchen nach Höchstadt-Süd zur Zeit um etwa zwei bis drei Minuten. Die Mehrminuten seien aber gerade noch vertretbar, sagt Raber. Man beiße in den saueren Apfel.
Einsatzmeldungen würden ohnehin oft Kollegen erreichen, die gerade unterwegs sind. Man dürfe also nicht nur von der Rettungswache als Startpunkt ausgehen. Da ist es beim BRK ähnlich wie bei der Polizeistreife.
Was die Richtung eines Bypasses über die Aischwiesen angeht, hat Raber eine kurze Antwort: "Dafür haben wir ja ein Blaulicht auf dem Dach." Denn im Einsatz könne man auch verkehrt herum in die Einbahnstraße fahren, wenn denn der Gegenverkehr ausweichen kann.
Von der Wache in Etzelskirchen über die Birkach, die Schönwetterstraße und über Gremsdorf sei man zur Zeit am schnellsten in Höchstadt-Süd, was aber auch vom genauen Einsatzort abhänge. Die meisten der Kollegen würden lieber diesen Weg nehmen, als sich durch die Stadt mit der Engstelle in der Spitalstraße und über die Rothenburger Straße zu quälen.
Raber macht keinen Hehl daraus, dass es besser gewesen wäre, wenn schon, wie geplant, im Winter eine Aisch-Überfahrt möglich gewesen wäre. Zudem hätte er sich gefreut, wenn das Rote Kreuz bei der Entscheidung des Staatlichen Bauamts mit einbezogen worden wäre: "Wir kriegen bei solchen Maßnahmen leider oft nur durch eine kurze Aktennotiz Bescheid."
Die "Wache Süd" springt ein, wenn es brenntBei der Feuerwehr Höchstadt ist man, was die Brückensperrung angeht, gelassen. Frühzeitig hat man ein Konzept für die zwei Jahre Großbaustelle erdacht. "Wir haben einen großen Vorteil durch unsere "Wache Süd", sagt Kommandant Wolfgang Glotz.
Die Höchstadter Feuerwehr hat die provisorische Wache extra für die Zeit der Baustelle eingerichtet. Die "Wache Süd" befindet sich auf dem Gelände von Landmaschinen Böckl am Karpfenkreisel. Sie werde nur tagsüber zusätzlich zur Hauptwache alarmiert, sagt Glotz. So habe man einen Vorsprung von zwei bis drei Minuten.
Im Provisorium am Karpfenkreisel steht das neue Feuerwehrauto, das vor kurzem angeschafft wurde. In der Hauptwache wird noch das alte weiter benutzt und erst ausrangiert, wenn die Brücken fertig sind. Ohne Sperrung wäre es klar besser, aber es sei eben, wie es sei, sagt Glotz.
Ein Vorteil in der Nacht
Nachts sei eine Überfahrt von Süd nach Nord sogar besser. Dann wird nur die Wache in der Großen Bauerngasse alarmiert. Die Feuerwehrleute, die in Höchstadt-Süd wohnen, kommen dann schneller über die Aisch. Nicht nur die "Wache Süd" stelle sicher, im Notfall schnell genug zu sein, so Glotz. Sondern auch die Tatsache, dass die FFW Gremsdorf automatisch mit alarmiert wird.
Woher die Polizeistreife kommt, ist sehr verschiedenThomas Gamm, Stellvertretender Polizeichef in Höchstadt, findet den Hinweis von Johann Schulz vom Arbeitskreis Verkehr grundsätzlich berechtigt. Für den allgemeinen Verkehr gelte: Wie man es dreht, die Richtung eines Bypasses über die Aischwiesen habe Vor- oder Nachteile, je nach Ziel und Wohnort.
Was die Polizei betrifft, seien die Streifen in sehr vielen Fällen gerade in der Stadt oder im Umland unterwegs. Dann müssten die Beamten je nach Standort eventuell gar nicht über die Aisch. Dann könnte es sogar anders herum besser sein. Wenn etwa die Streife in Süd ist und der Notruf aus Nord kommt. Grundsätzlich treffe man immer eine Zeit-Weg-Abwägung. Falls nötig, werde eine Unterstützungsstreife, etwa von der Autobahn, hinzugerufen.
Die Polizei könne außerhalb des Berufsverkehrs, vor allem nachts, ohne größere Probleme mit Blaulicht durch die Einbahnstraße, so Gamm. Er sieht alleine wegen des Blaulicht-Sonderrechts keinen großen Konflikt in Sachen "Nord-Süd/Süd-Nord".