Bergkirchweih mal anders: Redakteur arbeitet in Losbude mit

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Der Coup des Abends: Der Bergreporter Michael Busch verkauft ausgerechnet dem ehemaligen Caritaschef Johann Brandt Lose. Foto: Udo Dreier
Der Coup des Abends: Der Bergreporter Michael Busch verkauft ausgerechnet dem ehemaligen Caritaschef Johann Brandt Lose.  Foto: Udo Dreier

Zwölf Tage wird auf dem Erlanger Berg kräftig getrunken, gegessen und gefeiert. Viel zu schnell vergisst man, dass für das Vergnügen Menschen arbeiten müssen. Unser Bergreporter arbeitete in der Losbude mit.

Ein wenig Aufregung ist schon da. Der erste Arbeitstag am Berg! Nicht feiern, nicht die Maßen stemmen, nicht durch die Luft wirbeln lassen - sondern arbeiten.

Kunigunde Brandt hatte spontan "Ja" gesagt, als ich die Frage stellte, ob sie mit einer ungelernten Kraft etwas anfangen könne. "Der Glückshafen braucht immer fleißige Helfer", und so kam es, dass die Schicht um 18.30 Uhr startete. Die Aufgabe in dieser 1945 organisierten Organisation ist im Grunde einfach: Lose verkaufen für den guten Zweck.

Ein Los 50 Cent, elf Lose fünf Euro - leicht zu merken, leicht zu kassieren. Gewinne sind durch Früchte gekennzeichnet und die gilt es in Folge zu sammeln. Birne, Erdbeere, Zitrone und Kirsche lassen die Käufer aufjuchzen, weil zumindest ein Kleingewinn gesichert ist. Schwieriger wird es die Gewinne zuzuordnen. Zwischen Kleingewinn, Hauptpreis und Freie Auswahl ist je nach dem zutun der Glücksgöttin Fortuna alles drinnen.

Schwierige Preisfindung

Bei den Hauptgewinnen wird es allerdings schwieriger. "Aufpassen: Vier verschiedene Früchte gesammelt und es gibt eine Freie Auswahl. Vier Früchte auf einem Los zusammen abgebildet, dann wartet der Hauptgewinn!", erklärt Brandt. Oder war es doch andersrum? Zu meinem Glück kam es zu dieser Frage nicht, da sich vor allem der Zug der Kirsche als äußerst schwierig herausstellte.

Beim Erlanger Glückshafen handelt es sich um einen Zusammenschluss des städtischen Sozialamtes mit den vier großen Wohlfahrtsverbänden Arbeiterwohlfahrt, Bayerisches Rotes Kreuz, Caritas und der Diakonie. Kunigunde ist die "gute Seele" und Hauptorganisation für diese Aktion am Berg. "Daher gibt es bei uns auch keine Nieten", bekomme ich erklärt. "Es ist ein Gewinn für die Hilfsorganisationen, die dann mit dem Geld Hilfe leisten können, wo es benötigt wird", sagt Brandt.

Aus dem Anhänger heraus, zeigt sich der Berg völlig anders. Da der Glückshafen am Aufgang zum "T-Kreuz" steht, sehen die Losverkäufer, wer alles so "hoch" geht, aber auch, wer wieder zurück kommt und auch in welchem Zustand. Der Glückshafen ist weiterhin ein beliebter Treffpunkt, da er so einzigartig ist. "Wir sehen hier die Pärchen, die zusammenkommen. Wir sehen sie dann wieder, wenn sie sich Jahr für Jahr treffen", erzählt meine Kollegin Ilse Dorbert von der Caritas. Wenn nicht klar ist, wo man sich trifft, heißt es meist: "Um halber zwelfa am Glückshaafn!"

Ilse Dorbert und Waltraud Schüssler sind zwei von vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, denn es ist ein Job am Berg, bei dem man nichts verdienen kann. Kein Geld verdienen kann, denn das, was rund um die Bude passiert, ist Gold wert und entschädigt für die manchmal langen "Durststrecken", wenn einfach kein Mensch ein Los haben will.

Spaß mit den Kunden

Richtig spannend ist es natürlich dann, wenn das Glück herausgefordert wird. Doch selbst da, gibt es Überraschungen. So meint eine Dame beim Ziehen der Lose: "Ich hoffe, dass ich nichts gewinne." Auf die Frage, warum das so sei, erklärt sie, dass sie eigentlich nur mitspielt, um die Verbände zu unterstützen. "Einfach nur spenden? Das kommt nicht in Frage, ein wenig Spaß mag ich auch dabei haben." Und das ist auch der Fall, als sie dann doch zwei Früchtelose in ihren Händen hält. "Schade - gewonnen", einen Satz, den man vermutlich nicht allzu oft vor einer Losbude hört. Die kleine Kerze nimmt sie dann aber dennoch mit - "Als Erinnerung an den Tag", meint die Beschenkte.

Ein weiterer Gast hingegen, hat es sich wohl mit der Glücksfee verdorben. "Elf Lose, alles Nieten", schimpft der Mittfünfziger. Nun gilt es auszuprobieren, was Brandt zuvor erklärt hat. Mutig sage ich: "Bei uns gewinnt man immer. Sie haben mit Ihrer Spende andere Menschen glücklich gemacht." Ein ernster Blick zu mir, ein noch ernsterer Blick auf die wertlosen, grünen Zettel in seiner Hand und ein gemurmeltes "Wenn das so ist, bekomme ich noch zwei Lose." Offensichtlich kann man sich sein Glück doch erkaufen, denn wenigstens ein Kleingewinn entschädigte für die Spendenbereitschaft.

Die Gewinne werden vorab von Kunigunde Brandt besorgt. "Die müssen wir schon kaufen, es gibt manchmal eine Spende", sagt sie. Die Regale sind gut bestückt, die Gewinne können sich im Vergleich zu den "großen" Losbuden aber sehen lassen. Zum Teil sind sie sogar wertvoller. Brandt ist sich sicher, dass ein besonderer Reiz von dem Glückshafen ausgeht. "Es ist anstrengend, aber es macht viel Spaß." Das kann der Bergreporter nur bestätigen und bedankt sich für den Einblick in die Welt der Losbuden.