Mit 1139 Kindern wurden in Erlangen-Höchstadt im Jahr 2014 so viele Kinder geboren wie schon seit vier Jahren nicht mehr. Allein 215 waren es in Herzogenaurach. In Höchstadt war die Zahl der Jungs dreimal höher als die der Mädchen.
Mit 215 Geburten im vergangenen Jahr ist vor allem Herzogenaurach ziemlich nahe am Babyboom-Jahr. Das war 2000, als 230 Kinder dort das Licht der Welt erblickten. Wie viele davon in Familien, wie viele ledig geboren wurden, darüber liegt weder für Herzogenaurach, noch für Höchstadt eine Statistik vor. Diese ist für den gesamten Landkreis Erlangen-Höchstadt aufgestellt.
Das Babyboom-Jahr war zudem völlig "gleichberechtigt", was das Geschlecht der Neugeborenen betraf. 115 Mädchen und 115 Jungen kamen in Herzogenaurach 2000 auf die Welt. In Höchstadt waren es hingegen nur 124 Geburten insgesamt, davon 65 Jungen und 59 Mädchen. Und doch war die Jahrtausendwende auch in Höchstadt das Babyboom-Jahr schlechthin, wenngleich fast die Hälfte weniger Kinder geboren wurden als beim Nachbarort Herzogenaurach.
Mit 115 Geburten 2007 und 2012 war man dem Geburtenhochjahr ziemlich nahe. In der Regel pendelt sich die Zahl der Neugeborenen in Höchstadt bei 107 oder 110 Geburten ein.
Es ist ein Effekt, der deutschlandweit stattfindet, meinen die Bürgermeister zu den steigenden Zahlen. Ein eindeutiger Grund lässt sich dafür nicht finden. Mal sind die Neugeborenen Nachzüglerkinder, manchmal entscheiden sich die Eltern in einem späteren Alter, Kinder zu bekommen.
Sicher trägt auch die Arbeitsplatzentwicklung ein gutes Stück dazu bei, dass mit geregeltem Einkommen auch die Entscheidung zu einem Kind leichter fällt. Die Zahl der benötigten Krippenplätze unterstreicht diese Entwicklung nochmals, selbst wenn es nach dem ersten Boomjahr erstmal wieder abwärts ging.
Tiefstand im Jahr 2005
Auch in Herzogenaurach fiel die Zahl der Neugeborenen danach weit unter 200, erreichte im Jahr 2005 den Tiefstand mit nur 167 Geburten. Mit 200 Geburten zählt 2007 in der Statistik eher zum Ausrutscher oder doch wieder annähernd zu einem neuerlichen Boom, was sich in den folgenden Jahren wieder bei 175 Geburten im Schnitt einpendelt.
Erst 2013 kamen die Herzogenauracher mit 215 Geburten wieder dem Babyboom von 2000 nahe. Der Geburtenstand konnte im vergangenen Jahr mit ebenfalls exakt 215 Geburten wiederholt werden. Im Ganzen gesehen, kamen weniger Mädchen als Jungen zur Welt. Während sich das Geschlechterverhältnis in Herzogenaurach fast die Waage hält, verraten die nüchternen Zahlen der Geburtsstatistik für Höchstadt, dass drei Mal so viele Jungen wie Mädchen geboren wurden.
In der Gesamtstatistik für den Landkreis Erlangen-Höchstadt wurde vergangenes Jahr mit 1139 Geburten wieder ein Hoch im Vergleich zu den vorangegangenen vier Jahren erreicht. 576 der Geburten waren Jungen, 563 Mädchen. Davon kamen 888 dieser Neugeborenen in einer Familie zur Welt, nur 251 Kinder wurden ledig geboren.
In Bayern ist die Zahl der Lebendgeborenen im Jahr 2014 gegenüber dem Vorjahr um vier Prozent auf rund 113 900 angestiegen. Damit hat die Geburtenzahl in Bayern seit 2001 einen neuen Höchststand erreicht. Die Zunahme von Geburten in ehelichen Familien lag mit 3,8 Prozent leicht unter der durchschnittlichen Geburtenentwicklung. Die Zahl der außerhalb einer Ehe geborenen Kinder stieg im Vergleich dazu um 4,5 Prozent an.
27 Prozent nicht-ehelich
Insgesamt wurde auch im Jahr 2014 mit 73 Prozent (83 054) die große Mehrzahl der Kinder innerhalb einer Ehe geboren. Dennoch lag auch der Anteil der Kinder, die in nicht-ehelichen Familien zur Welt kamen, mit 27 Prozent weiterhin auf einem hohen Niveau. Dieser Wert hat sich innerhalb der letzten 20 Jahre mehr als verdoppelt.
Wie das Bayerische Landesamt für Statistik weiter mitteilt, registrierten alle Regierungsbezirke im Jahr 2014 Geburtenan-stiege. Die deutlichste Zunahme ergab sich für den Regierungsbezirk Oberpfalz (plus fünf Prozent), gefolgt von Oberfranken (4,5 Prozent).
Zeigt sich in dieser privaten Entscheidung eine neue Stimmung im Land? Ein Blick auf die Statistiken bestätigt dies. Der Altersaufbau der Bevölkerung in Bayern zeigt, dass die Zahl der Menschen zwischen 25 und 35 Jahren in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird. "Und dieser Effekt dürfte auch zu steigenden Geburtenzahlen führen", erklärt Christian Fiedler vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB). Nach heutigen Berechnungen würde die Zahl der Frauen in dem relevanten Alter erst ab 2020 wieder schrumpfen, "so dass erst dann wieder mit rückläufigen Geborenenzahlen zu rechnen ist".
Bei den Frauen zwischen 25 und 35 Jahren handelt es sich um die Kinder der "Baby-Boomer", also der geburtenstarken Jahrgänge bis 1965. Die kommen nun selbst in ein Alter, in dem sie Eltern werden. "Die gegenwärtige Entwicklung ist also ein Echoeffekt: Eine wachsende Elterngeneration hat auch steigende Kinderzahlen zur Folge."
Eine Momentaufnahme
Trotzdem: Von den neuen "Baby-Boomern" zu sprechen, ist etwas übertrieben. Denn der als "Baby-Boom" bezeichnete Anstieg der Geburtenzahl erreichte mit 1,36 Millionen Geburten im Jahr 1964 seinen Höhepunkt - und das sind über 600 000 Babys mehr als 2014. Seit diesem Höchststand war die Zahl der Geburten rückläufig.
Zudem ist der aktuelle (kleine) "Boom" wohl nur eine Momentaufnahme: Das Statistische Bundesamt sagt voraus, dass 2020 die Geburten der Frauen in diesem Lebensalter sinken könnte und somit auch die Zahl insgesamt wieder sinken wird.