Auto- und Supermärkt: Ein 38-jähriger Einbrecher hatte sich auf bayerische Tresore spezialisiert. In Höchstadt ist er in den Netto-Supermarkt eingestiegen und hat dabei 25.000 Euro erbeutet.
Meistens ist er am Wochenende über das Dach gekommen. Im Gepäck stets seinen treuesten Begleiter dabei: einen Schweißbrenner. Hätte der 38-jährige Einbrecher bei seinen Beutezügen noch die Handschuhe angezogen, hätte die Polizei vielleicht am Ende in die Röhre geschaut.
So hat freilich der Serieneinbrecher das Nachsehen. Doch der Reihe nach. Am Montagvormittag sitzen zwei Schöffen, zwei Richterinnen, zwei Verteidiger, eine Übersetzerin und ein Staatsanwalt auf ihren Stühlen im Saal 144 am Landgericht Nürnberg. Es ist kurz vor neun Uhr. Alles wartet auf den Mann, der heute die Hauptrolle spielen soll.
Dann bringen zwei Justizangestellte den 38-jährigen Angeklagten in Handschellen in den Saal. In Jeans und Lederjacke nimmt der Mann neben der Übersetzerin Platz. Der Zuschauerreihen sind leer. Die Beute ist offensichtlich nicht groß genug für ein großes Publikumsinteresse gewesen. Rund 120.000 Euro hat der Albaner auf seinen Beutezügen ergaunert. Besondere Anziehungskraft haben Autohäuser und Supermärkte auf den Mann ausgeübt. Sechs gelungene und zwei gescheiterte Einbrüche wirft Staatsanwalt Mark Lepprich dem Mann insgesamt vor.
Schiebetür mit Gewalt geöffnet In Höchstadt ist er in gewohnter Manier in den Netto-Supermarkt eingestiegen. Irgendwann zwischen Samstag- und Sonntagabend im April 2013 ist er außerhalb der Öffnungszeiten durch die Glasschiebetür spaziert. Die Schiebetür musste er vorher freilich mit Gewalt auseinander schieben. Auch das heruntergelassene Rolltor musste der Angeklagte mit Gewalt nach oben drücken. Auch die verschlossene Bürotür konnte den Einbrecher nicht aufhalten.
Selbst der Tresor ist vor ihm nicht sicher gewesen. Mit einem Schweißgerät konnte er den Geldschrank öffnen. Darin fand der 38-Jährige rund 25.000 Euro. Als man im Supermarkt den Einbruch bemerkte, war der Dieb schon längst über alle Berge. Nur ein Sachschaden in Höhe von 10.000 Euro und allerlei Fingerabdrücke ließ der Mann zurück.
Die Polizei sei dem Täter nur durch puren Zufall auf die Schliche gekommen, heißt es am Rande des Prozesses. Eines Tages sei der Einbrecher schwer verletzt von einem Unbekannten ins Klinikum Erlangen gebracht worden. Unklar sei, ob der Mann bei der "Arbeit" vom Dach gefallen sei oder auf andere Art zu körperlichem Schaden gekommen sei. Unklar ist auch, wer den Mann ins Spital gebracht hat. Ein fürsorglicher Komplize oder ein erboster Auftraggeber? Sicher ist, dass der Angeklagte nach der Behandlung aus dem Krankenhaus flüchtete.
Im leeren Krankenbett des Angeklagten fanden die Beamten allerdings genug DNA-Material, um den Täter mit der Einbruchserie in Verbindung zu bringen. Wenig später konnte die Polizei den Mann festnehmen. Den Namen von Komplizen, die nach Auswertung der Spuren ebenfalls bei einigen Einbrüchen beteiligt gewesen sein müssen, wollte der Mann, der kein Deutsch spricht und ohne festen Wohnsitz in Deutschland gelebt hat, bei den ersten Vernehmungen bei der Polizei nicht preisgeben.
Aussage glaubwürdig? Vor Gericht hat er seine Meinung offensichtlich geändert. Schließlich ist seine Mithilfe an der Aufklärung und ein Geständnis die Bedingung für eine Verständigung zwischen Verteidigung und Staatsanwaltschaft. Motto: Geständnis und den Namen der Komplizen gegen eine mildere Strafe zwischen vier und viereinhalb Jahren.
Der Angeklagte erzählte denn auch freimütig, dass ein Serbe die Hauptarbeit bei den Einbrüchen geleistet habe. Der Angeklagte habe nur die einfachen Arbeiten bei den Brüchen erledigt. Wie glaubwürdig diese Aussagen sind, wird das Gericht durch Zeugenbefragungen in den nächsten Verhandlungstagen wohl feststellen müssen, um das genaue Strafmaß zwischen vier und viereinhalb Jahren festzulegen. Am Rande des Prozesses kam auch heraus, dass noch gegen die Staatsanwalt in Weiden gegen den Angeklagten ermittelt. Vielleicht war der Einbrecher noch fleißiger als man bislang weiß.