Anschuldigungen auf Facebook: Wirbel ums Krankenhaus Höchstadt

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Das Altstadtfest war heuer wieder ein Besuchermagnet. Foto: Barbara Herbst
Das Altstadtfest war heuer wieder ein Besuchermagnet.  Foto: Barbara Herbst

Anschuldigungen gegen das Höchstadter Krankenhaus wegen unterlassener Hilfeleistung erweisen sich als völlig haltlos. Die Polizei hatte am Wochenende etwas mehr zu tun als in den vorangegangenen Jahren.

Wie leicht Einträge im sozialen Netzwerk Facebook großen Ärger auslösen können, zeigte sich einmal mehr am Rande das Höchstadter Altstadtfestes. Das Kreiskrankenhaus St. Anna sah sich Anschuldigungen ausgesetzt, die völlig aus der Luft gegriffen waren.

Auch heuer gab es beim Altstadtfest wieder junge Menschen, die ihre Grenzen nicht erkannten und zu tief in Gläser und Flaschen schauten. Eine solche junge Dame sorgte im Kreiskrankenhaus St. Anna für Aufregung - allerdings erst einen Tag nach ihrem Erscheinen dort.

Auf Facebook prangerte ein gewisser Chris H. das Höchstadter Krankenhaus an und hielt den Diensthabenden vor, die offensichtlich betrunkene und hilflose junge Dame in der Nacht nicht aufgenommen zu haben. Der Schreiber kündigte weiter an, am Montag Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung zu erstatten.


Sehr unverschämt

Einer solchen Anzeige sähe man im Krankenhaus wohl mit großer Gelassenheit entgegen. "Dieser Facebook-Eintrag ärgert uns ohne Ende", sagte dazu der stellvertretende Verwaltungschef Herbert Hirschmann. Das angeblich nicht ansprechbare Mädchen sei am Hintereingang des Krankenhauses zusammen mit ihren Begleitern wohl sehr lebhaft aufgetreten. "Das junge Mädchen, das mit Freunden da war, war sehr unverschämt", meinte Hirschmann. Was alles für Aussagen gefallen sein sollen, wollte der Verwaltungsmann erst gar nicht wiederholen.

Nachdem sich der Facebook-Eintrag herumgesprochen hatte, informierte sich Hirschmann bei seinen an dem Vorfall beteiligten Mitarbeitern und bekam eine ganz andere Schilderung zu hören als die Geschichte von Chris H. Es sei ein erfahrener Arzt da gewesen, der die Jugendliche auch kontaktiert hatte. Hirschmann könne sich nicht vorstellen, dass eine hilfsbedürftige Patientin abgewiesen wurde: "Das Höchstadter Krankenhaus weist niemanden ab, der Hilfe braucht." Die junge Dame sei nicht komatös gewesen und kam angelaufen.

Unabhängig von dem Vorfall sei die Intensivstation in Höchstadt am Wochenende "mit schweren Diagnosen" voll belegt gewesen. In der Überwachungseinheit hätte man keinen freien Platz gehabt.

Am Montagnachmittag tauchte im Internet eine Richtigstellung des angeblichen jungen Mädchens auf, "um weiteren Beschuldigungen vorzubeugen". Sie habe sich im Engelgarten lediglich auf die Wiese gesetzt und ausgeruht. Dann hätten sie zwei Jugendliche ins Krankenhaus gezerrt, "was ich weder wollte noch nötig hatte". Am Ende sei sie in die Uniklinik Erlangen eingeliefert, dort aber auch nicht behandelt worden, weil kein Bedarf bestand. Ihrer Meinung nach habe der Arzt in Höchstadt ihren Zustand treffend beschrieben. Die junge Frau möchte sich von Aussagen wie "unterlassene Hilfeleistung" distanzieren.

Unterdessen ist der Schreiber des auslösenden Facebook-Eintrags offensichtlich abgetaucht. Der Aufforderung zu einem Gespräch mit dem FT wollte er nicht nachkommen.


Alkoholkonsum erträglich

"Wir haben diesmal keine Alkoholleichen nach Hause gefahren", stellt Gerhard Backert fest. Der stellvertretende Höchstadter Polizeichef war selbst dienstlich und privat am Altstadtfest-Wochenende unter den Menschenmassen und spricht von einem "erträglichen Maß", was den Alkoholkonsum betraf.

Nur in bis zu sechs Fällen haben spezielle Polizeistreifen in Zivil Jugendliche aufgefordert, der von der Stadt erlassenen Verordnung zu folgen und aufs Festgelände mitgebrachten Alkohol zu vernichten. So wurde beispielsweise im Engelgarten von einer Gruppe Jugendlicher ein Kasten Bier "vorübergehend sicher gestellt".
Insgesamt verlief das Altstadtfest für die Polizei "etwas unruhiger" als die beiden vorangegangenen. Die Beamten hatten bereits in der Nacht zum Freitag eine Menge zu tun. Dafür sorgte eine Gruppe Jugendlicher, die in der Badgasse randalierte und wobei auch noch eine Frau verletzt wurde, die schlichten wollte.

In der Großen Bauerngasse beschädigte ein angetrunkener Autofahrer ein parkendes Fahrzeug und flüchtete. Am Schillerplatz und in der Eichendorffstraße wurden Fahrräder gestohlen, in der Hirtengasse ein Auto verkratzt. In der Nacht zum Sonntag soll es vor einem Lokal in der Innenstadt zu einer tätlichen Auseinandersetzung zwischen einem Türsteher und einem angetrunkenen Gast gekommen sein. Im Engelgarten wurde ein 18-jähriger Bankangestellter von einer Gruppe junger Männer angegangen und am Boden liegend mit Fuß und Fäusten geschlagen. Hier ist der Haupttäter bekannt.