Eine kleine Attraktion ist das Töpfla in der Höchstadter Hauptstraße schon jetzt. Ein Zwischenstand von der Kneipenbaustelle.
Dass das Töpfla in Höchstadts Hauptstraße eine Sehenswürdigkeit werden wird, merkt man schon jetzt. Die Passanten drehen sich nach dem Fachwerkhaus um oder bleiben stehen, um den Handwerkern zuzusehen. Denn alle Tage kann man eine Restaurierung eines fast dreihundert Jahre alten Gebäudes nicht mitverfolgen.
"Positiv verrückt" müsse man sein. So beschreiben Eigentümerin Mirjam Wellein und ihr Architekt Georg Leyh das Projekt. Wellein hat sich entschlossen, das denkmalgeschützte Haus aus dem Jahr 1723 zu kaufen und wach zu küssen. Das alleine wäre für manch einen schon eine Lebensaufgabe. Doch die 50-Jährige wird nicht nur privat dort leben. Sie wird auch wieder eine Kneipe betreiben.
40 Plätze wird die holzvertäfelte Wirtsstube haben. Die Schwemme, also die Bier-Durchreiche in den Hausgang, wird wiederbelebt. Im Biergarten sollen 50 Gäste Platz finden. Die Haustechnik und der Ausschank werden im Hinterhaus untergebracht sein, das auch saniert wird.
Es soll urig werden. "Aber nicht spießig mit Hirschgeweih in der Ecke", sagt die angehende Wirtin, die auf keinerlei Gastroerfahrung zurückblickt. "Dass ich nicht aus einer Wirtsfamilie stamme ist vielleicht gerade der Grund, warum ich es mache", sagt sie lachend.
Beim Bierangebot habe sie schon Ideen. Näheres will sie noch nicht verraten. Es soll Sorten von zwei regionalen Brauereien geben. "Da ich brauereifrei bin, habe ich die ganze Auswahl", sagt Wellein. Sie will auch kleinen Hobbybrauern aus der Gegend eine Chance geben. Eigene Gastronomie und ein Fachwerkhaus: Zwei Lebensträume auf einen Schlag. Das Risiko, das damit verbunden ist, scheue sie nicht. "Ich schlafe nicht schlecht." Anders als andere warte sie nicht auf einen Millionengewinn. "Man hat nur ein Leben", sagt sie mit festem Optimismus. Man müsse sich nur etwas trauen.
Banken wollten nicht mitmachen
Dass es nicht ganz einfach ist, eine Finanzierung zu bekommen, habe sie recht schnell gemerkt. "Von den beiden Höchstadter Banken hatte keine Interesse, mich zu unterstützen", sagt Wellein. In einer kleineren Bank weiter weg in Bayern habe sie dann einen Partner gefunden.
Welch verantwortungsvolle Aufgabe in einer historischen Sanierung steckt, weiß Architekt Leyh. Denn der Denkmalschutz macht ganz strikte Vorgaben. So beispielsweise bei der Farbe. "Das Haus war ursprünglich ochsenblutrot gestrichen und um die Fenster weiß verputzt", sagt Leyh. Das habe eine Laboranalyse von Farbsplittern ergeben. Hierzu musste ein Bericht erstellt werden. Dies war die Auflage vom Landesamt für Denkmalpflege.
Und genau so, rot und weiß, soll das Haus wieder erstrahlen. In den Innenräumen wird der Putz speziell gesichert. Hier kann man an den bis zu 20 Farbschichten wie ein Archäologe die Entwicklung der Wandbemalung ablesen. Teilweise sollen sie sichtbar erhalten bleiben.
Historische Fenster werden saniert, jüngere im alten Stil nachgebildet. Der Stuck an den Decken - in Höchstadt selten zu finden - wird wieder hergerichtet. Im Moment arbeiten sechs Zimmerer auf der Baustelle.
Das Dach ist bereits fertig. Auch die Erneuerung der Fachwerkbalken ist schon weit fortgeschritten. "Nächstes Jahr ist realistisch", sagt Wellein. Sie reibt sich die Hände. Denn im Haus ist es eiskalt. Bevor 2017 eröffnet wird, muss noch viel getan werden. Aber urig, das steht fest, ist das Töpfla schon jetzt.