Wir sind überall von Geräuschen umgeben. Sind diese unangenehm, spricht man von Lärm. Richtige Ruheinseln zu finden, ist nicht einfach. In Herzogenaurach haben wir das für den internationalen Tag gegen den Lärm versucht.
Am Mittwoch ist der internationale Tag gegen den Lärm. Zum 17. Mal findet dieser Tag statt. Das Motto lautet in diesem Jahr: Die Ruhe weg.
Einer, der sich sehr intensiv mit Lärm beschäftigt, ist der Herzogenauracher Hörgeräteakustiker Günter Egger. "Auch in Herzogenaurach nimmt die Verlärmung der Umwelt stetig zu", erklärt der Fachmann. Es ist der Straßenverkehr, der einen Lärmteppich, der für eine stetige Belastung des Gehörs sorge. Gleichzeitig steigt die individuelle Lärmbelastung durch Musikhören oder bei der Arbeit.
Günter Egger wirbt dafür, sich persönliche Ruhe-Inseln zu schaffen, damit sich das Gehör erholen kann.
Er selber hat auch seine persönlichen "Ruhe-Inseln". Wenn er seinen Ohren Urlaub gönnen möchte, bevorzugt er den Gang in die Natur, nämlich in den Dohnwald, um sich den leisen Tönen zu widmen.
Auf der Suche nach der Oase Der Fachmann warnt: Die Folgen der täglichen Lärmbelastung für das Gehör werden oft unterschätzt. Dabei mache das Gehör nie Pause. Selbst im Schlaf, arbeitet das Sinnesorgan. Ein hoher Grundlärm durch Straßenverkehr oder bei der Arbeit schwächt auf Dauer das Hörvermögen - besonders dann, wenn ausreichende Erholungsphasen fehlen. Gerade bei jungen Menschen wächst die Zahl derer, die ihr Gehör schon frühzeitig altern lassen.
"Wer Musik laut über Kopfhörer hört, sorgt dafür, dass die empfindlichen Sinneshärchen im Ohr beschädigt und im schlimmsten Fall zerstört werden", erklärt Egger.
Eine Frage, die sich natürlich stellt, ist die Frage, wo es überhaupt noch ruhig ist? In Herzogenaurach ist das gar nicht so einfach. Wir haben mal rumgefragt, und die Herzogenauracher taten sich schwer, spontan einen Platz zu benennen.
Karl Preller geht gerne zum Wiwa-Weiher. "Wobei: Wenn die Schule aus ist, ist es auch mit der Ruhe vorbei. Die Schüler von vorne, die Busse von hinten." Aber recht hat er: Ohne die Straßen wäre es die reinste Idylle.
Carina Potz hat ihre eigenen Vorstellungen von Ruhe. "Ich bin gerne am Flugplatz, Richtung Wald.
Dort hört man außer der Natur nichts anderes - und die wenigen Flugzeuge stören nur wenige Minuten." Noch lieber joggt sie durch den Wald, kann aber gar nicht verstehen, dass es Läufer gibt, die mit Kopfhörer durch die Gegend rennen. "Die haben ihre Musik so laut aufgedreht, dass man vom ruhigen Laufen nicht sprechen kann."
Die Suche in Herzogenaurach nach Ruheoasen gestaltete sich schwierig. Die großen Firmen, die stark belasteten Straßen, da wird es schon eng. Es gibt aber Unterschiede zwischen Lärm und Lärm. Was für den einen Kindergeschrei ist, ist für andere regelrechter Gesang. Die einen lauschen dem Froschkonzert, andere wünschen sich in solchen Momenten das monotone Klappern des Storches herbei - wenn dann nur Ruhe mit den Kröten ist.
Im Keller ist es ruhig Viele Menschen hätten sich bereits an ein hohes Lärmniveau in ihrer
Umgebung gewöhnt. Auch wenn dieser Lärm nicht akut stört, belaste er das Gehör. Ein Hörtest zeigt frühzeitig, ob das Hörvermögen bereits beeinflusst ist.
"Wir erkennen auch, wenn der Kunde eigentlich noch gut hört, aber Mühe hat, alles zu verstehen." Sprich: So mancher, der von sich behauptet, dass er den Lärm gar nicht mehr höre, unterliegt keinesfalls einer Gewöhnung. Vielmehr kann es ein Zeichen sein, dass man einfach nur schlecht hört.
Egger ruft am Tag gegen Lärm dazu auf, sich über die eigenen Ruheinseln Gedanken zu machen. Wo kann man in Herzogenaurach tatsächlich Ruhe erleben und wo gibt es im persönlichen Bereich bewusste Entlastung für das Gehör? "Ruheinseln sind wichtig, und wir sollten sie immer wieder bewusst ansteuern", so Egger. Einmal nichts zu hören, sei zwar zunächst ungewohnt, aber für das Gehör eine echte Wohltat.
Im Zweifelsfall ist das dann aber nicht die Natur, sondern der eigene Keller. Aber wer will da schon lange sitzen und nichts hören?