Der Plan, den Aischgrund als Unesco-Weltkulturerbe eintragen zu lassen, nimmt Konturen an. Ein dementsprechendes Konzept haben elf Kommunen unter der Federführung von Höchstadt ausgearbeitet. Die Teichlandschaft würde dann als besonders schützenswert gelten. Die Teichwirte wollen das Projekt kritisch begleiten.
Vom Schlick des Wattenmeeres über Buchenurwälder bis tief in die Bergsstollen des Ruhrpotts. Deutschlands kulturelles Erbe ist vielfältig. Und die Regionen buhlen um die höchsten offiziellen Weihen: um einen Platz auf der Unesco-Weltkulturerbeliste.
In ein paar Jahren könnte womöglich auch der Aischgrund in das Programm mit aufgenommen werden. Das ist das Ziel eines Zusammenschlusses von elf Kommunen der Region. Unter der Federführung der Stadt Höchstadt wurde das Projekt Weltkulturerbe in das Integrierte Räumliche Entwicklungskonzept aufgenommen.
"Durch die Aufnahme der Region in die Liste der Weltkulturerbe-Stätten würde die Einzigartigkeit des Naturraums betont, in dem Fischzucht seit Jahrhunderten eine wesentliche Rolle spielt", heißt es in dem Konzeptpapier. Ziel sei es, den überregionalen Tourismus zu stärken.
Von einem Antrag ist man jedoch noch weit entfernt. Momentan gehe es darum, Fördergeld von der EU zu bekommen, sagt Höchstadts Bürgermeister Gerald Brehm (JL). Denn um einen der begehrten Plätze auf der Liste zu bekommen, sei viel Aufwand nötig. Mit 1500 Seiten an Dokumentation und Gutachten sei nach Angaben der Unesco zu rechnen. Mindestens 200.000 Euro könnte das laut Projektbeschreibung kosten. Dazu kämen noch Ausgaben für den Schutz und Erhalt der künftigen Welterbestätte. In diesem Fall des Naturraums Aischweiher.
Keine Belastung für Teichwirte "Das Weltkulturerbe ist eine gute Plattform, mit der man werben kann. Bei unserem Besuch in Brüssel kam das Kleinod Aischgrund gut an", sagt Brehm. Gerade die Geschichte der kleinstrukturierten Teichwirtschaft mit den vielen kleinen Weihern sei ein Kriterium, warum der Aischgrund den Titel verdiene. Als Vorsitzender der Lokalen Aktionsgruppe Aischgrund (LAG) wisse Brehm jedoch auch, dass man einen Schritt wie den Unesco-Titel nicht ohne die Teichwirte machen kann. "Dass eine Aufnahme in das Weltkulturerbe keine Auswirkungen auf die Teichwirtschaft hat, muss sichergestellt sein."
Eine vorsichtige Vorgehensweise, die sich mit der Meinung der Teichwirte deckt. So sieht Walter Jakob, Vorsitzender der Teichgenossenschaft, nicht nur die positive Seite. Käme tatsächlich irgendwann der Unesco-Titel, könnten im Windschatten Auflagen zum Schutz der Weiher drohen, die den Teichwirten die Arbeit erschweren könnte, sagt Jakob. Das gelte es unbedingt zu vermeiden. "Wir brauchen keine, ich betone: keine weiteren Auflagen für die Teichwirte", sagt Jakob.
Es habe von Seiten der Behörden oft schon das Versprechen gegeben, dass es keine weiteren Einschränkungen geben würde. Am Ende hätten sich die Teichwirte dann oft mit immer neuen Naturschutzmaßnahmen und wasserrechtlichen Bestimmungen, etwa zum Hochwasserschutz, konfrontiert gesehen, sagt Jakob. Dass ein Unesco-Antrag gleichzeitig beispielsweise einen hohen Schutz von teichwirtschaftlichen Schädlingen wie Biber, Otter oder Kormoran bedeuten könnte, müsse man im Blick haben, mahnt Jakob. Daher wolle er den Prozess "kritisch konstruktiv" begleiten.
Bürgermeister Brehm rechnet mit einer Bewilligung des Fördergeldes im April. Dann wollen die Gemeinden (siehe Infokasten) als Projektträger starten. Der erste Schritt wäre dann, auf die Nominierungsliste zu kommen. Hierfür ist das jeweilige Bundesland zuständig. Die deutsche Kultusministerkonferenz führt dann alle Vorschläge zu einer sogenannten Tentativliste zusammen. Diese geht an die Unesco, die dann entscheidet. Ein langer und ungewisser Weg steht dem Projekt Weltkulturerbe Aischgrund also bevor. Doch der Anstoß dafür ist gemacht.
Deutsche Welterbestätten im Wartestand: Diese Bauten und Landstriche stehen unter anderem momentan auf der deutschen Vorschlagsliste zum Unesco-Kultur- und Naturerbe:
Hamburg: Speicherstadt und Chilehaus mit Kontorhausviertel
Erzgebirge: Montan- und Kulturlandschaft
Naumburg: Dom und hochmittelalterliche Herrschaftslandschaft an Saale und Unstrut
Schleswig-Holstein: Denkmäler und Stätten der Wikinger: Danewerk und Haithabu
Bäder: Europäische Bäder des 19. Jahrhunderts: Baden-Baden, Bad Ems, Bad Homburg, Bad Kissingen, Bad Pyrmont und Wiesbaden
Träger: Folgende Kommunen sind an den Plänen zum Unesco-Weltkulturerbe beteiligt: Höchstadt, Adelsdorf, Gremsdorf, Lonnerstadt, Mühlhausen, Vestenbergsgreuth, Wachenroth, Weisendorf, Dachsbach, Uehlfeld und Pommersfelden,