Mimik und Gestik sind bei der Hundeausbildung der Kreisjägerschaft Höchstadt wichtiger als die Sprache.
Mehr oder weniger artig laufen die Vierbeiner an der Leine ihres Herrchen oder Frauchens rund um Kursleiter Herbert Schmidt im Kreis, beschnuppern sich gegenseitig, lassen ein Bellen verlauten oder winseln ganz leise.
"Stopp", ruft Schmidt. Das Kommando für die Teilnehmer, ihre Hunde mit der flachen Hand zum Sitz nach unten zu drücken und mit der anderen Hand den erhobenen Zeigefinger zu präsentieren. "Das ist ja schon ganz erfreulich", sagt Schmidt. Dass der ein oder andere Hund anfangs noch rebelliert und statt dem Kommando zu folgen lieber Blickkontakt mit den anderen Hunden sucht, ist ganz normal. Es ist die erste Kursstunde für die Tiere und ihre Besitzer.
Im Hundeführerlehrgang, den die Kreisjägerschaft Höchstadt veranstaltet, werden Begleit- und Jagdhunde geschult. Hundeschule - diesen Begriff mag Schmidt nicht besonders. "Man kann einen Hund nicht an einem Tag schulen. Der Führer muss zu Hause die Tipps und Tricks, die er hier bekommt, umsetzen."
Seit 35 Jahren ist Schmidt ehrenamtlicher Kursleiter bei der Kreisjägerschaft. Mit Jagdhunden und dem Umgang mit ihnen hat er schon seit frühester Kindheit zu tun, denn seine Eltern züchteten die Tiere.
Zwei weitere Ausbilder betreuen gemeinsam mit dem 63-Jährigen die Begleit- und Jagdhundekurse in Zeckern. Allesamt ehrenamtlich, denn die Kursgebühr von 150 Euro wird nur für den Trainingsplatz und dessen Instandhaltung verwendet. In 16 Unterrichtsstunden sollen die Hundeführer hier den richtigen Umgang mit ihren Hunden erlernen. Am Ende steht das Ziel der stillen Übereinkunft mit dem Hund. "Diese erlebt nur der Hundeführer, der sich durch konsequente, fast wortlose, aber dafür körpersprachliche Selbstdisziplin auszeichnet", sagt Schmidt.
Mit wenigen Worten viel erreichen? Das geht, ist sich der erfahrene Trainer sicher. Die häufigste Ursache für Probleme mit einem Hund liegen seiner Ansicht nach im Fokussieren auf die menschliche Sprache. "Man kann einfach nicht davon ausgehen, dass ein Hund unsere Sprache versteht. Mimik, Gestik und wie wir etwas sagen - das sind viel wichtigere Gesichtspunkte, bei denen wir bei unserem Kurs ansetzen." Die Schwierigkeit besteht also darin, unsere Sprache in die des Hundes zu übersetzen.
Die Kursteilnehmer lernen schon am ersten Tag, beim Aussprechen der Kommandos einen konsequenten Ton zu wählen, beim Loben eine liebevolle Aussprache. Sieben bis acht Kommandos sind laut Schmidt völlig ausreichend, um einen Hund auszubilden. Alles weitere erfolge durch bloße Körpersprache.
"Früher war das alles noch ganz anders", erinnert er sich. Die Ausbildung stand damals noch unter Begriffen wie Abrichte- oder Dressurlehrgang. Weidenrute und Stachelhalsband waren damals gang und gäbe. Diese Art der Ausbildung sei aber heute, wo Hunde meist als Familienmitglieder und weniger zu Schutz- oder Jagdzwecken gehalten würden, längst nicht mehr zeitgemäß. Der Hund solle Aufgaben nicht unter Zwang ausführen, sondern aus freien Stücken.
Ein großer Fan von Leckerlis zur Belohnung ist Schmidt übrigens nicht. "Viel effektiver ist ein Lob, ob in Form von Worten oder Streicheleinheiten." Bekomme der Hund nach einer ausgeführten Aufgabe nämlich einmal kein Futter, so würde er es sich das nächste Mal genau überlegen, ob er seinem Herrchen oder Frauchen gehorcht. So bestimme der Hund die Belohnung - eigentlich sei das aber die Aufgabe des Hundeführers.
Im Gegensatz zu früher ist heute gegenseitiges Verstehen die Grundvoraussetzung einer funktionierenden Beziehung zwischen Hund und Hundeführer. "Über das Verhalten des Hundes lernen wir auch etwas über uns selbst", erklärt Schmidt. "Denn unser Verhalten überträgt sich auf das Verhalten unseres Hundes. Sind wir hektisch und ungeduldig, so spiegelt sich das auch in den Reaktionen des Hundes wider." Es sei wichtig, nicht immer nur den Hund, sondern auch sich selbst zu hinterfragen.
Bis Juli haben die Vierbeiner und ihre Besitzer noch Zeit, an ihrem gegenseitigen Verstehen zu arbeiten. Dann findet die Abschlussprüfung statt, bei denen allerhand Übungen zu bewältigen sind. Während die erste Kursstunde sich dem Ende zuneigt, werden die Tiere langsam ungeduldig und möchten lieber spielen. Lehrgangsleiter Schmidt ist sich aber sicher, dass sich bereits in drei bis vier Wochen erste Fortschritte zeigen werden. Und bis dahin heißt es: Üben, üben, üben.