398 Plätze im Höchstadter Kino reichten oft nicht

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Das erste Vorführgerät aus dem Höchstadter Kino steht heute vor dem Gebäude und erinnert an die Vergangenheit. Foto: Andreas Dorsch
Das erste Vorführgerät aus dem Höchstadter Kino steht heute vor dem Gebäude und erinnert an die Vergangenheit. Foto: Andreas Dorsch
Dieses Gebäude in der Kapuzinergasse in Höchstadt war früher ein Kino. Foto: Andreas Dorsch
Dieses Gebäude in der Kapuzinergasse in Höchstadt war früher ein Kino. Foto: Andreas Dorsch
 
Foto: Andreas Dorsch
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Die Oscar-Verleihung am Sonntag weckt Erinnerungen an das erste Kino in der Höchstadter Kapuzinergasse. 1948 öffneten die neuen Schauburg-Lichtspiele mit dem "Tiger von Eschnapur" ihre Pforten.

Was gönnten sich die Bürger aus Höchstadt und Umgebung in den Fünfziger- und Sechzigerjahren, wenn sie etwas Besonders erleben wollten? Sie gingen ins Kino, genauer in die "Schauburg-Lichtspiele" in der Höchstadter Kapuzinergasse.

1948 eröffnete hier Hans Kohler das erste und einzige richtige Kino in der Stadt. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg hatte Kohler zunächst einen Omnibusbetrieb gegründet, den er später seinem Bruder überließ.
Weil es Fernsehen damals in Höchstadt noch nicht gab, kam Kohler die Idee, ein Kino zu bauen - damals die Attraktion im Städtchen. Helene Schmidt, eine der Töchter von Hans Kohler, die in dem Familienbetrieb Kino mithelfen mussten, kann sich noch gut an die Eröffnung erinnern: "Der Tiger von Eschnapur war der erste Film, der gezeigt wurde."

Schnell war das neue Kino in Höchstadt die Attraktion.
"Bei manchen Filmen war der Andrang so groß, dass wir sogar Stühle aus dem benachbarten Privathaus holen mussten", erinnert sich Kohlers Schwiegersohn Sebastian Schmidt. Dann reichten die fest installierten 398 Sitze nicht aus. Abenteuer-, Heimatfilme und Western lockten die Leute ins Kino. An "Das indische Grabmal" und "Schwarzwaldmädel" kann sich Sebastian Schmidt noch gut erinnern.

Die Bestuhlung in dem großen Kinosaal war in verschiedene Preiskategorien unterteilt. Am günstigsten waren die Plätze in der ersten Reihe. Auf diesen "Rasiersitzen" mussten die Leute ihre Köpfe in den Nacken legen, um das Geschehen auf der Leinwand verfolgen zu können. Polster auf der Bestuhlung gab es übrigens nur auf den hinteren Sperrsitzen, den teuersten Plätzen in der Schauburg.

Sexfilme nicht gewollt

Noch gut an seine ersten Filme im Höchstadter Kino kann sich Andi Haas erinnern. "Als Sechsjähriger habe ich Anfang der Fünfziger die ersten Kinderfilme gesehen", weiß der Höchstadter noch genau. 50 Pfennige musste er am Sonntag für die Nachmittagsvorstellung zahlen. "Jeder ist damals ins Kino gegangen", sagt Haas. Haften geblieben ist ihm auch "Fox Tönende Wochenschau", in der Nachrichten mit Filmbeiträgen präsentiert wurden.
Das Kino in Höchstadt nutzte damals so manches junge Paar aber auch als Alibi. Haas: "Die sind dann während der Filmvorführung in den Engelgarten verschwunden."

Mitte der Siebziger Jahre schloss die Schauburg in Höchstadt. Als die Verleiher verstärkt Sexfilme in die Pakete für die Kinobetreiber packten, spielte Sebastian Schmidts Schwiegermutter aus moralischen Gründen nicht mehr mit.

Nachdem Kino in Höchstadt lange Jahre kein Thema mehr war, eröffnete Werner Schramm in seinen Privaträumen das kleine Aischtaler Filmtheater. Er will mit seiner Filmauswahl der amerikanischen Massenkultur entgegen wirken.

In der Fortuna Kulturfabrik hat der Arbeitskreis Kultur vor einigen Jahren auch ein Kinoprojekt gestartet. Alle sechs Wochen werden an Filmabenden zwei anspruchsvollere Werke hintereinander gezeigt. 20 bis 30 Leute kann Organisatorin Jeanette Exner dazu jeweils begrüßen.