Im Höchstadter Stadtrat nehmen die Pläne für das umstrittene Fachmarktzentrum mit seinen 25 Geschäften die erste Hürde. Der Großteil der CSU-Fraktion stimmt dagegen.
Im Höchstadter Stadtrat zeichnet sich eine deutliche Mehrheit für das am Kieferndorfer Weg geplante Fachmarktzentrum ab. Nach eineinhalbstündiger Diskussion wurde am Montagabend zwar noch nicht über Baupläne abgestimmt, sondern "nur" die Stellungnahme der Stadt im Raumordnungsverfahren beschlossen. Die fiel mit 17:6 Stimmen deutlich aus.
Die Stadt Höchstadt erhebt damit "keine Einwände gegen das geplante Fachmarktzentrum im Osten". Wie mehrfach berichtet plant ein privater Investor aus Bamberg den Bau eines Einkaufszentrums mit etwa 25 einzelnen Läden und Märkten. Die Gesamtverkaufsfläche soll 16 150 Quadratmeter betragen.
CSU geteilter Meinung
Jeder solle klar seine Meinung zu dem geplanten Aischpark-Center äußern, forderte Bürgermeister Gerald Brehm (JL) seine Stadträte auf - und sie folgten. Am Ende gab es breite Zustimmung. Von den sechs Gegenstimmen kam eine vom jüngsten SPD-Stadtrat Phillip Käs, die restlichen fünf von Alexander Schulz, Franz Rabl, Christina Neubert, Georg Schockel und Hans-Walter Förtsch aus der CSU.
Deren Sprecher Michael Schwägerl erklärte, dass man unter den CSU-Räten geteilter Meinung über das Aischpark-Center sei. "Ich stehe hinter dem Projekt für den Osten und Norden. Bei der Größe habe ich aber Bauchgrimmen", sagte Schwägerl, der das Fachmarktzentrum gerne etwas abgespeckt sähe. Man habe in Höchstadt aktuell 37 000 Quadratmeter Verkaufsfläche, jetzt rede man über eine 50-prozentige Vergrößerung, sagte Schwägerl und verglich das Aischpark-Center in seiner Dimension mit den Erlanger Arkaden.
Schon 2011 erstes Konzept
Ein "offenes und transparentes Verfahren" wünscht sich Bürgermeister Gerald Brehm. Er erinnerte eingangs der Sitzung daran, dass bereits 2011 das erste Konzept für ein solches Einkaufszentrum vorgelegt worden war. Mit 20:1 hatte der Stadtrat damals dafür gestimmt. Inzwischen sei das damalige Konzept abgespeckt worden.
Brehm wehrte sich gegen den Vorwurf, das Einkaufscenter würde der Innenstadt den Todesstoß versetzen und in der Vergangenheit sei hier nichts geschehen. Er erinnerte nur an das Gesundheitszentrum, das Wohn- und Geschäftshaus am Vogelseck, den Parkplatz im Engelgarten und knapp 50 Fassadenerneuerungen, die die Stadt gefördert habe. Jetzt werde noch der Rest der Hauptstraße saniert. Trotz Innenstadtmarketing habe man aber keine einheitlichen Öffnungszeiten bei den Geschäften erreicht und in der Schaufenstergestaltung habe sich "nur punktuell" etwas getan, stellte der Bürgermeister fest.
Mit der Ansiedlung von Einkaufsmärkten habe sich die Stadt positiv entwickelt, erläuterte Brehm. Vor 20 Jahren habe Höchstadt nur 73 Prozent seiner Kaufkraft binden können, heute seien es über 120. Brehm sieht im Aischpark-Center eine historische Chance für Höchstadt. An seine Stadtratskollegen appellierte er, es gemeinsam zu machen und das geplante Angebot nicht so zu reduzieren, dass sich der Investor wieder zurückzieht.
"Das Besondere sollte in der Innenstadt bleiben", forderte Brehm. Produkte im Hochpreisniveau würden hier auch eine Zukunft haben.
Große Verantwortung
Junge-Liste-Sprecher Michael Ulbrich zollte seinem CSU-Kollegen Schwägerl Respekt für dessen Statement und forderte alle auf, jetzt konstruktiv zu werden. In der JL habe man viel diskutiert und sei sich der großen Verantwortung bewusst. Man sehe die Chance, Kaufkraft zu halten und zusätzliche nach Höchstadt zu bringen. Ulbrich erwartet durch das Einkaufszentrum positive Auswirkungen auf die Innenstadt, "wir können auch nicht Dinge verbieten".
"Ich freue mich, dass es kommt", sagte SPD-Fraktionssprecher Andreas Hänjes und machte aus seiner Begeisterung kein Hehl. Man habe sich für eine positive Entwicklung entschieden und brauche neue Geschäfte.
Arbeitsplätze angezweifelt
Als Gegner outete sich Georg Schockel (CSU): "Wenn ich dagegen bin, nehme ich keinem etwas weg." Er glaube auch nicht an die 400 angekündigten Arbeitsplätze. Unterstützung bekam Schockel vom Fraktionskollegen Franz Rabl. Er glaubt nicht, dass die Innenstadt vom Aischpark-Center profitieren würde. "In Herzogenaurach verläuft sich auch kein Outlet-Besucher in die Innenstadt", sagte Rabl.
Die einzige kritische Stimme aus der SPD kam von Phillip Käs: "Es schadet der Innenstadt." Er glaube auch nicht an den langfristigen Erfolg eines Aischpark-Centers.
Als Geschäftsfrau und Vermieterin, die schon viel in der Innenstadt investiert hat, sieht sich Irene Häusler (JL). Es gebe aber auch einige, die über Jahre nichts investiert haben. "Sehr sehr viele schlafen", stellte sie fest. Häusler vermisse in der Höchstadter Innenstadt gemeinsame Öffnungszeiten und würde sich am Samstagnachmittag über ein offenes Kaffee freuen. Sie steht hinter dem Aischpark-Center und vertritt die Haltung, "Konkurrenz belebt die Wirtschaft".
Platz für Flüchtlinge
Eberhard Ranger (JL) ist die Planung "zu menschenleer". Auflockern könnte man die vielen Flächen durch Wohnraum für Asylbewerber und Sozialräume für Kinderbetreuung.
Zu einer Generalabrechnung mit den politischen Gegnern von der CSU setzte Josef Beßler (JL) an. Egal ob Altenheim, Gesundheitszentrum, Kulturfabrik, Gewerbegebiet oder ADAC, immer sei die CSU dagegen gewesen. Beßler sah darin "eine reine Anti-Brehm-Politik". Die CSU habe es noch nicht verwunden, dass Brehm 1996 zum Bürgermeister gewählt wurde, sagte Beßler.
Das konnte CSU-Sprecher Schwägerl nicht auf sich sitzen lassen. Die CSU habe zu einzelnen Projekten teils andere Ideen und auch Gegenbeispiele gebracht. Auch würden kritische Stimmen dazugehören. Man sollte das Anmelden von Bedenken eher positiv sehen, fand Franz Rabl.