Auch Laura wird seit vier Wochen in Ballett unterrichtet, während Mia erzählt, sie habe vor ihrer Rolle als Mariechen "nur geturnt und nicht getanzt". Was muss denn ihrer Meinung nach die Solotänzerin mitbringen?
"Sie muss mutig sein, über Taktgefühl verfügen, Spaß an ihrer Rolle haben und gern im Mittelpunkt stehen", zählt Mia auf. Doch Laura bleibt skeptisch und würde sich am liebsten verstecken. Erst als Luisa sie fragt: "Was macht ihr denn beim Ballett?", taut die junge Seßlacherin langsam auf. Laura erläutert ein Fangspiel mit Hai und Sirene - und läuft kurz darauf mit Mia, Luisa und Merle kreuz und quer durch den Raum. Nach zwei weiteren Fangspielen mit Maus und Krake sowie Frosch und Meerjungfrau ist Laura dann so weit - und beteiligt sich ebenfalls am Tanzen.
"Das war ein erster Versuch", äußerte sich Scholz im Nachhinein. Laura soll nun bei den Proben dazustoßen. Dass nur ein Mädchen erschien, führt der Vorsitzende auf die Angst vor zu hohen Erwartungen zurück. "Ein Tanzmariechen muss nicht gleich ein Rad oder einen Überschlag können", stellte Scholz klar, "es muss allerdings Spaß am Tanzen haben."
Vielleicht habe die Ausschreibung Bewerberinnen abgeschreckt. Bei den Bunten Abenden, für die es noch Karten gibt, will der Präsident noch einmal für Tanzmariechen-Nachwuchs i werben. "Auch Jungen können sich melden", fügte Scholz hinzu. Er könne sich auch ein Tanzpaar vorstellen.
Infos Herkunft Das Tanzmariechen (auch Funke(n)mariechen oder Regimentstochter) ist in vielen Faschings-, Karnevals- oder Fastnachtsvereinen zu finden: Einzeln, gemeinsam mit einem Tanzoffizier oder zu mehreren als Garde treten die Mariechen auf, meist zu Marsch- oder Polka-, heute auch zu moderner Musik. Typischerweise tragen Tanzmariechen dabei uniformähnliche Kostüme, bei denen heute ein Kleid mit Plissee-Rock die Hose ersetzt.
Wandel Die aus dem Rheinland stammende traditionelle Karnevalsfigur geht auf die Marketenderinnen im mittelalterlichen Militärwesen zurück und war ursprünglich eine männliche Rolle. Erst in der NS-Zeit übernahmen diese Tänzerinnen, um unerwünschte homosexuelle Anspielungen zu vermeiden.
Voraussetzungen Um als Tanzmariechen gute Leistungen zu bringen, sind gymnastisches und tänzerisches Talent, Ausdauer, Geduld und viel Übung erforderlich. Gerade beim Solotanz kommen zum Spagat weitere akrobatische Elemente wie Flickflack hinzu. Gelenkigkeit, Körperspannung, Leidenschaft und die Bereitschaft im Mittelpunkt zu stehen sind unverzichtbar. Dafür winken dem Tanzmariechen viel Applaus und die Rolle als Star der Show und Aushängeschild des Vereins.