Zur Max-Brose-Straße in Coburg: Applaus und stummer Protest

2 Min
Die Gegner der Max-Brose-Straße waren im Vergleich zu den Befürwortern aus der Firma Brose eine vergleichsweise kleine Gruppe. Das spiegelt auch des Verhältnis des Für und Wider bei der späteren Abstimmung im Stadtrat wider. Fotos: Helke Renner
Die Gegner der Max-Brose-Straße waren im Vergleich zu den Befürwortern aus der Firma Brose eine vergleichsweise kleine Gruppe. Das spiegelt auch des Verhältnis des Für und Wider bei der späteren Abstimmung im Stadtrat wider. Fotos: Helke Renner
 
 
 

Zwei Gruppen stehen sich auf dem Marktplatz gegenüber - eine von Mitarbeitern der Firma Brose und eine von Gegnern einer Max-Brose-Straße. Vor der entscheidenden Stadtratssitzung zeigen sie noch einmal, wofür sie stehen.

Das Bad in der Menge der Brosianer genießt Firmen-Chef Michael Stoschek. Als er den Marktplatz betritt, wird er mit Jubel und Applaus begrüßt. Was die Brose-Leute denken, haben sie auf einheitlich gestalteten Spruchtafeln und T-Shirts formuliert: "Ja zur Max-Brose-Straße", "Wir sind stolz auf unseren Firmengründer" oder "Max Brose war ein Vorbild". Dass sie fast alle derart unisono erscheinen, begründet Christine Meyer so: "Die T-Shirts hat unser Betriebsratsvorsitzender anfertigen lassen und uns zur Verfügung gestellt." Auf der Tafel, die Christine Meyer dabei hat, steht: "Die IG-Metall-Mitglieder der Firma Brose sind für die Max-Brose-Straße".

Der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Coburg, Jürgen Apfel, quittiert das mit einem Stirnrunzeln. Er steht auf der anderen Seite - bei den Gegnern einer Ehrung von Max Brose durch einen Straßennamen. Aber er betont: "Ich bin hier als Privatmann und was die Kollegin tut, ist ihre Privatsache." Gleichzeitig verweist der Gewerkschafter auf die Position des DGB, der sich gegen eine Max-Brose-Straße ausgesprochen hat. Diese Ablehnung teile er.

"Ich fühle mich in dieser Situation bei meinem Chef besser aufgehoben als bei der IG Metall", sagt indes Christine Meyer. Für sie sei auch der Firmengründer ein Vorbild, und mit der braunen Vergangenheit Coburgs müsse man leben. Es gebe noch andere Straßen, die nach Unternehmern benannt seien, die auch während des Dritten Reichs Firmeninhaber waren.

"Verhalten war gang und gäbe"

Das bestätigt auch Brose-Mitarbeiter Horst Niermann. "Wie Max Brose sich verhalten hat, war in dieser Zeit einfach gang und gäbe." Seit 35 Jahren sei er in der Firma und die gesamte Eigentümerfamilie habe sich gegenüber den Arbeitnehmern stets positiv verhalten.

Drei Auszubildende, die ihre Namen nicht nennen wollten, bezeichneten auf einer Tafel Max Brose als ihr Vorbild. Woher haben sie ihr Wissen über den Firmengründer bezogen? "Aus dem Internet und aus der Zeitung", sagt einer von ihnen. Max Brose sei kein schlechter Mensch gewesen und habe es verdient, dass eine Straße nach ihm benannt wird.

Auf Anfrage betonen die Brosianer, dass sie keine Freistellung für ihre Aktion auf dem Marktplatz bekommen, sondern regulär abgestempelt haben und danach auch wieder an ihre Arbeit zurückkehren werden. Die vor dem Rathaus stehen, sehen der Stadtratssitzung skeptisch entgegen. "Hier werden eine Stadt und ihr Stadtrat vorgeführt", sagt Harald Demetz. Wenn jemand sich für eine Max-Brose-Straße entscheide, dann tue er das wider besseren Wissens. Denn viele kompetente Leute hätten dargelegt, warum dem Firmengründer mit seiner Verstrickung mit dem Nazi-Regime eine solche Ehre nicht zustehe. "Ich fände es schändlich, wenn der Antrag der Grünen auf einen Aufschub der Entscheidung einfach so vom Tisch gebügelt würde."

Hildegard Jacobi ist SPD-Mitglied und vor einiger Zeit aus Gunzenhausen nach Coburg gezogen. Sie erinnert daran, dass im Nationalsozialismus auch viele Sozialdemokraten ihr Leben lassen mussten. "Wenn heute die Mehrheit der SPD für eine Max-Brose-Straße stimmt, dann werde ich meinen Coburger Ortsverein verlassen und zu dem in Gunzenhausen zurückkehren", kündigt sie an.

Gegner zeigen Flagge

Teresia Schmucker-Roth hat sich viel Arbeit gemacht und im Staatsarchiv sowie Stadtarchiv recherchiert und sogar in der eigentlich unter Verschluss gehaltenen Dokumentation über Zwangsarbeiter nachgelesen. Für sie stand danach fest: Es darf keine Max-Brose-Straße geben. Auf der Seite der Gegner stehen unter anderem auch Hanne Plentz von der Aktionsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF), Karl-Friedrich Schmucker von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und Eduard Adam von Verdi. Auch Edmund Frey, der sich in den zurückliegenden Wochen am vehementesten gegen eine Max-Brose-Straße gewehrt hat, ist vor Ort. "Ich denke, man muss Flagge zeigen, auch durch persönliche Präsenz", sagt er.