Sie sind Teil des herzoglichen Kunstbesitzes und Zeugen für Sammelleidenschaft und Interesse an Technik in der herzoglichen Familie: Rund 20 historische Uhren sind in einer neuen Dauerausstellung auf Schloss Callenberg zu sehen.
Die Standuhr von David Roentgen aus dem 18. Jahrhundert ist eines der beeindruckendsten Stücke in der Ausstellung. Nicht von ungefähr ist sie durch Glaswände geschützt. Ihre Besonderheit besteht einerseits in der edlen äußeren Gestalt, andererseits spielt sie aber auch fünf verschiedene Melodien. Die wurden digital aufgenommen und Museumsbesucher können sie über einen Kopfhörer genießen. Hubertus Erbprinz von Sachsen-Coburg und Gotha lässt sich bei der Erläuterung ihrer Funktionsweise Zeit. "Sie war ein Auftragswerk", erzählt er.
Dass die Uhr in der Ausstellung mit dem beziehungsreichen Titel "ZeitTräume" in voller Schönheit präsentiert werden kann, ist einer aufwendigen Renovierung durch einen Coburger Restaurator zu verdanken. "Wir hatten uns an verschiedenen Stellen nach Fachleuten umgesehen, die diese Arbeit übernehmen könnten. Sogar von Christie's waren Experten da", erzählt Prinz Hubertus.
Restaurator aus Coburg Doch die Spezialisten des bekannten Auktionshauses trauten sich nicht, Hand an die wertvolle Uhr zu legen. In dem Coburger Karl Sippel fand sich schließlich ein Restaurator, der die Schönheit der Uhren, auch der Roentgen-Standuhr, aus dem herzoglichen Familienbesitz wiederherstellte.Prinzessin Kelly, Ehefrau des Erbprinzen, erinnert sich an den Zustand einer Laternenuhr, die - wie die meisten anderen Ausstellungsstücke - im Depot stand. "Sie war ganz verdreckt und schwarz." Jetzt ist sie eine der interessantesten Exponate in der Ausstellung. Prinzessin Kelly ist es übrigens zu verdanken, dass im Schloss Callenberg die historischen Zeitmesser nun auf Dauer der Öffentlichkeit zugänglich sind. "Sie hatte in New York eine Uhrenausstellung gesehen und brachte die Idee mit, auch unsere Sammlung zu präsentieren", erzählt Prinz Hubertus.
Die Uhren, die über Jahrhunderte in der Familie gesammelt wurden, die früher auf Kommoden oder Kaminsimsen standen, sind für ihn Bestandteil der höfischen Repräsentation, aber auch Symbol für die Vergänglichkeit aller Dinge. Sie stammen aus Deutschland, Österreich England und Frankreich. Die älteste ist eine Kanzeluhr aus dem Jahr 1672, eine Art Sanduhr, die sowohl dem Pfarrer auf der Kanzel als auch den Zuhörern anzeigte, wie lang die Predigt noch dauert. Alle 20 ausgestellten Zeitmesser seien im Prinzip funktionstüchtig, sagt der Erbprinz. "Sie laufen allerdings nicht, weil sie sonst ständig aufgezogen werden müssten."
Medienstationen für mehr Wissen E ine Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart sollen in der Ausstellung sogenannte Medienstationen herstellen. Sie machen interaktives Erleben möglich, zeigen auch mal die Funktionsweise einer Uhr im Inneren oder machen, wie bei der Roentgen-Standuhr, Melodien erlebbar. Eine Medienstation stellt überdies die Uhren in einen historischen Zusammenhang zu anderen Exponaten des herzoglichen Kunstbesitzes im Haus Sachsen-Coburg und Gotha her. So ist zum Beispiel in einem kleinen Film die Wandelbarkeit eines kunstvollen Schreibtisches zu sehen.
Für die Gestaltung der gesamten Ausstellung zeichnet Kuratorin Caroline Kaiser von der Firma "expo2508" aus Bonn verantwortlich. "Wir haben dafür unter anderem mit einem Profi für Bild- und Tonaufnahmen zusammengearbeitet", erzählt sie. Auch Karl Sippel habe eine wichtige Rolle bei der Ausstellungsgestaltung gespielt. Prinz Hubertus hofft nun, mit dieser didaktischen Aufarbeitung des Themas Zeitmesser auch ein junges Publikum anlocken zu können. "Wo kann man denn heute noch sehen, wie eine Uhr arbeitet?" Als Angebot an die junge Generation sieht er auch die Regelung, dass Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren bis zum 31. August freien Eintritt haben.
Und wie steht es heute um die Uhren-Sammel-Leidenschaft in der herzoglichen Familie? Der Erbprinz schmunzelt. "Das Uhrenthema setzt sich fort. Heute geht es aber vor allem um Armbanduhren." Multifunktional seien die auch und dienten ebenfalls der Repräsentation wie die historischen Schönheiten der herzoglichen Kunstsammlung.