Der IHK-Präsident pocht nicht mehr darauf, dass Südthüringen durch das Lautertal an den Coburger Bahnhof angebunden wird. Er kann auch mit einer Trasse über Bad Rodach leben. Hauptsache, es gibt überhaupt eine Lösung.
Überraschende Wende in der Diskussion zum Bahn-Lückenschluss Richtung Thüringen: IHK-Präsident Friedrich Herdan ist am Mittwoch bei einem Pressegespräch mit dem Bundestagsabgeordneten Hans Michelbach (CSU) von seiner bisherigen Kernforderung abgerückt, den Raum Südthüringen mittels einer Trasse durch das Lautertal an den Coburger Bahnhof anzubinden. "Die IHK wird sich nicht sperren, wenn sich die Stadt und der Landkreis auf eine andere Strecke einigen", versicherte Herdan im "Münchner Hofbräu".
Hintergrund dieses Meinungswandels ist der Bundesverkehrswegeplan, der 2015 von der großen Koalition fortgeschrieben wird. Denn bei diesem ist klar: Nur Strecken, die dabei in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes aufgenommen werden, haben eine Möglichkeit, verwirklicht zu werden.
Hans Michelbach stellte klar, dass das Coburger Land nur Chancen auf einen Lückenschluss hat, wenn sich die Region auf eine Trasse einigt und diese dem Bundesverkehrsministerium zur Verwirklichung vorschlägt: "So lange zwei Linien im Raum stehen, kommen wir nicht in Frage."
Im Verbund mit seiner neuen Kompromissbereitschaft erhöht Herdan aber auch den Druck auf die Kommunalpolitik. "Eigentlich müssten wir schon morgen entscheiden", sagte der IHK-Präsident. Als Grundlage für die weiteren Pläne könnte dabei ein Gutachten über das Passagier-Potenzial eines ICE-Halts in Coburg dienen. Herdan will dieses in Auftrag geben und zieht dabei den Kreis der in Frage kommenden Partner weit - bis in Teile des Landkreises Bayreuth und ins südthüringische Bad Salzungen. "Diese Analyse muss seriös sein", versicherte der IHK-Chef und kündigte an, das Gutachten über einen externen Partner erstellen zu lassen.
Die Kosten dabei dürften sich nach Schätzung Herdans auf 120 000 bis 150 000 Euro belaufen, wobei sich neben der IHK möglichst viele Städte und Landkreise, der Verkehrsclub Deutschland (VCD) sowie der Fahrgastverband "Pro Bahn" beteiligen sollten.
Ein wichtiger Punkt beim Gutachten dürfte die Kosten-Nutzen-Analyse werden. Hier outete sich Herdan zwar weiter als Freund der Lautertal-Trasse ("Ich schätze sie nachwievor als günstigste Lösung ein."), zeigte aber auch Verhandlungsbereitschaft. Sollte sich bei einem Lückenschluss über Bad Rodach herausstellen, dass sich die Baukosten im Zeitraum von rund 25 Jahren wirtschaftlich rechnen, habe diese Trasse eine Chance.
Auch für Hans Michelbach drängt die Zeit.
Der Bundestagsabgeordnete befindet sich schließlich bei seinem politischen Engagement für den ICE-Halt Coburg in Konkurrenz zu anderen Kollegen, die weitaus besser vorbereitete Projekte in die höchste Dringlichkeitsstufe des Bundesverkehrswegeplanes bringen wollen. Dass das Coburger Land da beim Bahn-Lückenschluss zumindest eine Sprache spricht, war für Michelbach eine Grundvoraussetzung: "Wir brauchen die konkrete Forderung nach einer Trasse. Sonst haben wir keine Chance."
Lautertal-Trasse günstiger? Ein bisschen scheint Herdan am Ende dann aber doch auf die Trasse durch das Lautertal zu schielen. Schließlich brauche man für den Bau ein Raumordnungs- sowie ein Planfeststellungsverfahren. Und sei es dann möglich, verschiedene Trassenvarianten durchzuspielen - mit einem offenen Ausgang.
Der Herr IHK-Präsident pocht nicht mehr darauf.... das ist aber wirklich großzügig. Sind hier in dem Land die Rollen vertauscht? Die IHK wünscht sich was, und die Politiker haben auszuführen...und wir müssen bezahlen.
Bei einer Kosten-Nutzen Analyse müsste eigentlich heraus kommen, der Lückenschluss lohnt sich überhaupt nicht. Das kann ich für 0.-€ Gebühr analysieren.
Buszubringer einrichten, das ist wohl die günstigste Lösung.
Glaubt denn wirklich jemand, dass Hunderte oder gar noch mehr täglich aus Südthüringen dann den ICE-Halt Coburg nutzen werden.
....oder soll denn der Lückenschluss errichtet werden, damit Steuergelder verbraten werden und Firmen verdienen?
Schade, dass sich unsere Politiker nicht gleich nach der Wende für einen Lückenschluss stark gemacht haben. Die Verbindungen ins Coburger Land sind seit Jahrzehnten katastrophal - warum über Würzburg fahren, wenn ich nach Hamburg, Bremen oder Düsseldorf will? 8 Stunden Fahrzeit ins Sauerland - mit dem Auto 250 km... Eine Stadt, die so viel Wert auf ihre Studenten legt, sollte denen auch die Möglichkeit geben, Coburg vernünftig mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen zu können. Aber was kann man von Politikern erwarten, die eh nur mit Dienstwagen durchs Land kutschen...
Ich fahre auch höchstens einmal monatlich mit der Bahn - aber wenn ich mich mit hiesigen Kommunalpolitikern unterhalten habe (egal welcher Couleur, grün vielleicht ausgenommen) hatte ich den Eindruck, ich müsste denen erst erklären, dass Coburg überhaupt einen Bahnhof hat und wo der liegt!
Carl-Christian Dressel war wohl der einzige, der als Bundestagsabgeordneter regelmäßig nach Berlin mit der Bahn fuhr. Wie Herr Michelbach die Strecke wohl bewältigt?