Die Choradstanten suchen dringend Sänger für ihren Männerchor. Die Gruppe ist seit Jahrhunderten wichtiger Akteur beim Coburger Friedensdankfest.
Hartmut Korndörfer hat eine Befürchtung: Wenn nicht bald neue Sänger zu den Meederer Choradstanten stoßen, droht dem Männerchor womöglich das Aus. Dem Obmann der Sänger, gleichzeitig ihr Dirigent, ist klar, dass es vielen Chören so geht wie den Choradstanten in Meeder, doch sind die ja etwas ganz Besonderes. Denn sie sind es, die die Tradition des Coburger Friedensdankfestes in Meeder seit Jahrhunderten am Leben erhalten - wie Hüter des Friedens in der Marktgemeinde.
Es gab schon Werbeaktionen
"Vielen ist schon aufgefallen, dass unsere Zahl ständig abnimmt und sich die noch aktiven Sänger nicht gerade verjüngt haben", sagt Hartmut Korndörfer. Er hat schon mit vielen Aktionen versucht, neue Sänger anzuwerben.
Bis auf wenige Ausnahmen, über die sich der Chorleiter sehr freut, leider mit wenig Erfolg: "So dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, wann die Choradstanten nach weit über 300 Jahren ihres Bestehens ihre Sängertradition aufgeben müssen", meint Korndörfer bedrückt.
Dass damit auch die Tradition des Friedensdankfestes, das in Meeder seit 1651 als Erinnerung an das Ende des Dreißigjährigen Krieges gefeiert wird, ebenfalls endet, glaubt Harmut Korndörfer nicht.
Inzwischen sind so viele Gemeindemitglieder und Institutionen daran beteiligt - vom Kirchenvorstand über den Marienverein oder die Frauen-Union bis zur Jugendpflege und nicht zuletzt dem Friedensmuseum -, dass noch genug Kapazitäten bleiben, die Tradition weiterzuführen.
Aber dann wohl nicht mehr mit den Traditionspflegern, den Choradstanten.
Zunächst versuchen die noch aktiven Sänger mit ihrem Obmann und Dirigenten jetzt, den Probenbetrieb aufrechtzuerhalten und "wenn möglich die Gepflogenheiten des Singens bei Beerdigungen weiterzuführen", sagt Hartmut Korndörfer. Doch könne es durchaus sein, dass der Chor bei bestimmten Anlässen nicht mehr singfähig ist: "Dieses Schicksal hat in den vergangenen Jahren viele gestandene Männerchöre ereilt."
Das Verschwinden der Choradstanten hätte laut Korndörfer erhebliche Auswirkungen auf die Feiern der jährlichen und alle zehn Jahre großen Friedensdankfeste.
Korndörfer: "In welchem Rahmen diese künftig veranstaltet werden sollten, wäre dann neu zu überlegen."
Nicht zwingend aus Meeder
Er hofft darauf, dass sich "der eine oder andere, der Spaß am Singen hat, doch noch einen Ruck gibt und Verantwortung für den Erhalt der Choradstanten übernehmen möchte." Natürlich sind den Meederern auch Sänger aus anderen Orten willkommen.
Das Fest findet bald wieder statt
Auch in diesem Jahr feiert die Gemeinde Meeder das Friedensdankfest. Neben Augsburg ist Meeder damit der einzige bekannte Ort, der sich dem Friedensdank seit Jahrhunderten (dem Ende des Dreißigjährigen Krieges) verschrieben hat.
Die Hüter des eigentlichen Coburger Friedensdankfestes waren und sind die Choradstanten, Männer- und Posaunenchor.
Die hielten auch in Kriegszeiten an dieser Tradition fest, nur 1944 musste das Fest ausfallen.
In diesem Jahr wird zum Friedensdankfest der frühere Meederer Pfarrer Karl Eberhard Sperl bereits am Donnerstag, 18. August, um 20 Uhr die von ihm nunmehr komplett übersetzten Tagebücher der Coburger Friedensaktivistin Anna B. Eckstein an das Friedensmuseum Meeder und die Landesbibliothek übergeben. Er wird in einem Vortrag auch neue Einblicke in das Leben dieser außergewöhnlichen Frau gewähren, die Millionen Unterschriften gegen den Krieg sammelte, 1913 Kandidatin für den Friedensnobelpreis war und nach der mittlerweile die Meederer Grundschule benannt ist.
Am Sonntag, 21. August, wird das traditionelle Coburger Friedensdankfest in Meeder gefeiert. Es beginnt um 4 Uhr morgens mit dem Läuten aller Glocken der Laurentiuskirche.
Um 6 Uhr folgt der Weckruf des Posaunenchors im Kirchhof. Um 9.30 beginnt der Festgottesdienst, den in diesem Jahr Pfarrer Karl Eberhard Sperl halten wird.
Nach dem Friedensessen der Choradstanten mit ihren Gästen schließt sich das Marktfest mit Musikumrahmung und Kinderunterhaltung rund um die frühere Kirchenburg an.