Ein Gutachten stellt die bisherigen Strukturen im Rettungsdienst infrage. Landrat Michael Busch soll nun einen Vorstoß starten, um die Situation im Raum Seßlach und Bad Rodach zu verbessern.
Der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerweh ralarmierung (ZRF) wehrt sich gegen das 2010 erstellte "Trust"-Gutachten, das sich für neue Strukturen im Rettungsdienst im Bereich der Landkreise Coburg, Kronach und Lichtenfels ausspricht. Eine der zentralen Forderungen dieses Gutachtens ist es, die derzeit in der Sally-Ehrlich-Straße in Coburg befindliche Rettungswache aufzulösen und stattdessen zwei neue Rettungswachen im Norden und Süden der Stadt zu bauen.
Besonders in der Stadt Coburg stoßen diese Pläne auf erheblichen Widerstand. "Die Argumente für eine Aufteilung sind nicht nachvollziehbar", schnaubte Hans-Heinrich Ulmann (CSB) in Richtung des Zweckverbandsvorsitzenden, Landrat Michael Busch (SPD). Der outete sich im Landratsamt zwar auch nicht gerade als Freund von "Trust", warnte aber eindringlich davor, eine komplette Verweigerungshaltung zu fahren.
Schließlich scheint es so zu sein, dass gerade die Krankenkassen als Kostenträger des Rettungsdienstes viel von "Trust" halten.
Letztlich sind es aber zu viele Schwachpunkte, die beim Gutachten noch einmal Verhandlungsbedarf hervorrufen. So unter anderem die Situation im Raum Seßlach, wo die gesetzlich vorgeschriebene Zwölf-Minuten-Frist für Rettungseinsätze allzu oft nicht eingehalten werden kann. Hier gibt "Trust" keine Verbesserungsvorschläge - schon gar nicht angesichts der Tatsache, dass in Unterfranken entgegen aller Warnungen die Rettungswache in Ebern erst vor kurzem noch einmal einige Kilometer Richtung Westen (und damit weg von Seßlach) verlegt wurde. Zumindest ein zwölf Stunden besetzter Stellplatz eines Rettungswagens sollte es in Seßlach schon sein.
Da waren sich alle - Verbandsräte und Fachleute aus dem Rettungswesen - einig.
Zweiter Knackpunkt: der zwölf Stunden täglich besetzte Rettungswagen-Stellplatz in Bad Rodach. Nicht nur Uwe Fuchs, der Leiter der Integrierten Leitstelle in Ebersdorf bei Coburg, sprach sich gestern bei der Sitzung des Zweckverbandes im Coburger Landratsamt dafür aus, in Bad Rodach eine rund um die Uhr besetzte Rettungswache einzurichten. Die Präsenz des Rettungsdienstes dort, wie in "Trust" vorgeschlagen, um zwei Stunden von 7 bis 19 auf 7 bis 21 Uhr aufzuweiten, reichte den ZRF-Verbandsräten nicht.
Sie haben deshalb Michael Busch einstimmig einen Arbeitsauftrag mit auf den Weg gegeben: Er möge sich schnellstmöglich mit den Vertretern der Krankenkassen in Verbindung setzen und zum Thema "Trust" nachverhandeln.
Denn Fragen gibt es noch genug: Macht eine Aufteilung in Coburg-Nord und Coburg-Süd wirklich Sinn? Braucht Bad Rodach - erst Recht, wenn die Bauarbeiten an der Staatsstraße 2205 zwischen Coburg und Wiesenfeld beginnen - nicht doch eine eigene Rettungswache? Antworten könnte da ein Probebetrieb der neuen Strukturen bringen. Den aber, da zeigte sich Zweckverbandsgeschäftsführer Wolfgang Simon überzeugt, werden die Krankenkassen nie und nimmer bezahlen.
Weil es aber auch in den zum ZRF gehörenden Landkreisen Kronach und Lichtenfels ebenfalls Probleme mit "Trust" gibt, wird Michael Busch bei seinen Verhandlungen prominente Begleiter bekommen: Oswald Marr (SPD; Kronach) und Christian Meißner (CSU; Lichtenfels) kündigten an, ihren Landratskollegen bei den Verhandlungen persönlich zu unterstützen. "Wir sollten versuchen, die für unsere Menschen beste Lösung herzuholen", sagte Marr.