Um die Gesundheit der Landkreisbewohner ist es gar nicht so schlecht bestellt. Dabei müssen sich die Hausärzte im Coburger Land um rund doppelt so viele Patienten können wie ihre Kollegen im bayerischen Durchschnitt.
Die Ärzte im Coburger Land haben alle Hände voll zu tun. Wie ein Bericht zeigt, den der öffentliche Gesundheitsdienst jetzt dem Landkreisausschuss für Soziales, Gesundheit und Senioren vorlegte, müssen die Mediziner in der Region rund doppelt so viele Patienten versorgen wie ihre Kollegen im bayerischen Durchschnitt. Und die Prognose ist alles andere als positiv. Der Altersdurchschnitt der Hausärzte ist hoch. Nachfolger für aufgegebene Praxen sind schwer zu bekommen.
Dabei hat Coburg schon jetzt bei der Zahl der Ärzte eine schlechtere Ausgangslage als seine Nachbarlandkreise. Muss ein Arzt hier 1140 Personen versorgen, sind es im Kreis Lichtenfels nur 701 und in Kronach 790. Der oberfränkische Schnitt liegt bei 602, der bayerische bei 505. Eine Situation, die bekannt ist und, wie die zuständige Projektleiterin im Amt, Susanne Bauer, dem Ausschuss ans Herz legte, "weiter zum Thema gemacht werden" muss.
Etliche Ärzte in der Region werden in den kommenden fünf bis zehn Jahren aus Altersgründen ihre Praxis aufgeben. Nach wie vor ist es nicht einfach, Nachfolger zu finden, die als Hausarzt auf dem Land arbeiten wollen. Es wurden zwar Möglichkeiten geschaffen, Mediziner durch finanzielle Anreize aufs Land zu locken. Ob das ausreicht, wird sich aber erst noch zeigen.
Immer mehr Alte Es steht zu erwarten, dass die Arbeit in der medizinischen Versorgung nicht weniger wird. Eher das Gegenteil ist der Fall, denn die Coburger werden immer älter. Die Lebenserwartung für Männer liegt laut Gesundheitsbericht im Landkreis bereits bei 76,9 Jahren. Bei Frauen sind es sogar 82,3 Jahre. Das ist für beide Geschlechter spürbar mehr als in den Nachbarkreisen. Der Altersquotient, also der Anteil der Älteren an der Gesellschaft, ist in der Region höher als im Landesdurchschnitt, der Jugendquotient niedriger.
Vielleicht verschiebt sich dieses Altersgefüge auch ein wenig, weil das Coburger Land attraktiv ist, um hier seinen Alterssitz zu schaffen. Die Bevölkerungsdichte liegt deutlich unter dem bayerischen Durchschnitt, allerdings etwas über dem Schnitt der Nachbarkreise. Seit Jahren ist sie rückläufig. 2008 lebten auf einem Quadratkilometer im Coburger Land 152 Einwohner. 2010 waren es schon nur noch 149. In Kronach sind es nur 108.
Der öffentliche Gesundheitsdienst sieht aber einen wesentlichen Grund für die steigende Überalterung in den niedrigen Geburtenzahlen im Landkreis. Dazu kommt, dass noch immer viele Jüngere den Landkreis verlassen.
Wie nötig in Zukunft eine gute medizinische Versorgung sein wird, lässt ein Blick in die Krankenhausstatistik ahnen. Seit 2008 steigt die Zahl der Landkreisbewohner, die stationär behandelt werden muss. 23 469 waren es im Jahr 2011. Drei Jahre zuvor waren es noch 21 974. Das sind zwar spürbar weniger als bei den regionalen Nachbarn. Aber die Tendenz bereitet Sorgen. Zumal der Bericht zeigt, dass auch die Zahl der Pflegebedürftigen stetig steigt.
Erfreulich ist dagegen, dass die Zahl der Krebskranken immer weiter sinkt. Der Gesundheitsdienst konnte auf eine gute Datenbasis des bayerischen Krebsregisters zugreifen. Daraus lässt sich bis 1970 zurück ablesen, wie frühzeitige Entdeckung und bessere Behandlung den Krebs zurückdrängen konnten. Herzinfarkte, die mit zu den häufigsten Todesursachen gehören, treffen im Vergleich relativ viele Landkreisbewohner: 385 im Jahr 2011 bezogen auf 100 000 Einwohner. Mit 451 Schlaganfallpatienten lag der Kreis im gleichen Jahr deutlich unter den Fallzahlen der Nachbarkreise (Lichtenfels 528, Kronach 521). Und auch der Straßenverkehr fordert im Jahresmittel weniger Leben als in anderen Gegenden.
Untersucht wurde auch die Zahl der Menschen, die ihrem Leben selbst ein Ende setzen. "Der Tod durch Suizid ist ein häufig unterschätztes Problem der öffentlichen Gesundheit", heißt es in dem Bericht, den Susanne Bauer vorlegte. Im Durchschnitt der Jahre 2006 bis 2010 und bezogen auf 100 000 Einwohner nahmen sich im Coburger Land 13,2 Bewohner das Leben. Dabei fällt auf, dass es im Vergleich zu Großstädten nur halb so viele junge Menschen sind.
Zu viele dicke Kinder Sorgen macht dem Gesundheitsdienst das Gewicht der kleinen Landkreisbewohner. Bei der Schuleingangsuntersuchung wurden 2008 4,3 Prozent der Kinder als adipös eingestuft. In Lichtenfels waren es nur 3,9 im bayerischen Durchschnitt sind es 3,3. Die Zahlen sind seit einigen Jahren rückläufig, aber noch über dem Landesdurchschnitt. "Wichtig erscheint hier bereits im frühen Kindergartenalter den Appetit auf gesunde Nahrung mit viel Obst und Gemüse zu wecken und die Freude an viel Bewegung zu fördern", heißt es in dem Bericht.
Wege zu finden, wie das mit den gegebenen Möglichkeiten durch die Kreisbehörde geschehen kann, wird zu den Aufgaben des Ausschusses in den kommenden Jahren gehören.