Während sich in Welsberg heftiger Widerstand gegen das Projekt formiert, gehen die Gemeinde und der Investor gemeinsam an die Öffentlichkeit.
Werden im Wald zwischen Welsberg und Büdenhof in Kürze vier Windräder gebaut? Nicht, wenn es nach der Bürgerinitiative (BI) "Sturmwind gegen Windkraft im Bürgerwald Itzgrund-Welsberg" geht. Seit entsprechende Pläne des Energiedienstleisters "Green City Energy" bekannt geworden sind, schlagen im Itzgrund die Wellen hoch. Jetzt haben binnen zwei Tagen zwei Informationsveranstaltungen stattgefunden.
Am Dienstag informierte die BI interessierte Bürger in der Welsberger "Holzwurmhalle" über die negativen Folgen eines möglichen Windparks vor der eigenen Haustür. Ihr Vorwurf: "Green City Energy" versuche, mit Billigung der Gemeinde Grundstückseigentümer kurzfristig mit hohen Pachtvergütungsversprechen in Grundstückssicherungsverträge zu locken. So schaffe der Energiedienstleister noch vor Inkrafttreten der 10-H-Abstandsregelung unwiderruflich Fakten.
Weder Gemeinde noch Investor, klagte BI-Sprecher Daniel Hartung, hätten bisher mit den betroffenen Bürgern über die Folgen des Baus gesprochen. Dieser Forderung kam die Gemeinde Itzgrund am Mittwoch nach, als sie gemeinsam mit "Green City Energy" in der vollbesetzten Itzgrundhalle den Verfahrensstand offenlegte.
Dabei wurde deutlich: Einen Antrag auf Errichtung des Windparks hat der Investor bereits gestellt. Bestätigen derzeitige Laser-Windmessungen die Wirtschaftlichkeit des Projekts, soll im nächsten Jahr mit dem Bau begonnen und die Anlage Anfang 2016 in Betrieb genommen werden. Geplant sind vier Windräder mit einer Höhe von je 199 Metern. Die Investitionskosten belaufen sich auf 20 Millionen Euro, der Flächenbedarf, inklusive Zuwege und Kran stellfläche, auf 1,2 Hektar.
Bürgermeister Werner Thomas (SPD) informierte über die Chronologie des Projekts: erste Bauvoranfrage Mitte 2011, Ausweisung der
Vorrangfläche, Auswahl des Vertragspartners im November 2013, "Scoping-Termin" im Landratsamt (Unterrichtung über beizubringende Unterlagen) im März.
Firmensitz wäre Itzgrund Die Nachricht vom bereits gestellten Bauantrag sorgte für Unmut unter den rund 150 Besuchern. Die Gemeinde hat für ihren Besitz im Bürgerwald laut Geschäftsleiter Dieter Scherbel noch keinen Pachtvertrag unterzeichnet. Im Ausschreibungsverfahren habe man sich unter anderem aufgrund von Pachthöhe und Pachtsicherheit für "Green City" als Partner entschieden. Scherbel sprach auf Nachfrage von Pachtzahlungen zwischen 20 000 und 25 000 Euro, die für eine solche Anlage üblich seien.
Die mögliche Betreibergesellschaft werde ihren Sitz im Itzgrund haben und dort auch Gewerbesteuern zahlen.
BI-Sprecher Daniel Hartung forderte am Dienstagabend die Einstellung der Windpark-Pläne. An die Gemeinde richtete er die klare Forderung: "Wir bitten Sie als Verantwortliche, den Bürgerwillen in Welsberg und Umgebung zu respektieren. Ausdrücklich warne die BI davor, sich auf "umstrittene und nur ansatzweise vorhandene Windanalysen zu verlassen".
Reinhard Ehrlich legte dar, dass alle bekannten Fakten über Windhöffigkeit (Eignung von Standorten für Windenergieanlagen) und Windprofil im Bürgerwald darauf hindeuteten, dass die vorgesehenen Windräder "auch bei optimistischsten Annahmen nicht wirtschaftlich zu betreiben sind." Der Elektroingenieur kritisierte zudem die Eile, mit der das Projekt nun umgesetzt werden soll.
Projektleiter Martin Demmeler widersprach: "Die Messungen versprechen eine gute Rendite, die
durchschnittliche Windgeschwindigkeit reicht für einen soliden Betrieb aus, sonst würden wir an dem Standort nicht planen." Auf genaue Messwerte wollte sich der Projektleiter nicht festlegen, im Herbst werde eine Zwischenbilanz gezogen. "Green City Energy" habe sich entschlossen, trotz der drohenden Neuregelung des Mindestabstands zur nächsten Wohnbebauung das Projekt auf eigenes Risiko weiterzuverfolgen. Das jeweils nächste Windrad der vier geplanten liegt von Neuses an den Eichen und Schottenstein rund 1800 Meter, von Welsberg 932 Meter und von Sorghof 683 Meter entfernt. Damit würden alle Windräder der 10-H-Regelung zum Opfer fallen. BBV-Kreisobmann Gerhard Ehrlich warnte davor, die Pachtverträge in ihrer jetzigen Form zu unterschreiben.
In zweieinhalb Jahren gereift Die Grundstückseigentümer sollten trotz des in Aussicht gestellten Erlöses die Folgen bedenken, meinte
Helga Hartung: "Der erhebliche Schaden für Umwelt, Ökologie und vor allem uns Bürger steht in keinem Verhältnis zu den erhöhten und unsozialen Pachteinnahmen."
Konkret diskutiert wurden an beiden Abenden vor allem die Folgen für den Wald, auch in seiner Funktion als Wasserspeicher, über die Beeinträchtigungen durch Geräusche, Schattenwurf und Beleuchtung sowie über den Rückbau der Anlage.
Unter den rund 100 Anwesenden mochte sich am Dienstag jedenfalls niemand für den Windpark aussprechen. "Wir wollen hier keine Windräder", sagte Carolin Späth. Sie selbst sei nicht gegen Windkraft, beteuerte die Welsbergerin, doch befürchtete sie, dass ein Großteil des Waldes verloren gehe.
Jagdpächter Gerhard Kleucker bangt um das "Herzstück der Welsberger Jagd" und befürchtet, das Wild werde wegen der Baumaßnahmen den Wand verlassen.
Andere Teilnehmer äußerten die Vermutung, die Gemeinde lasse bewusst erst nach der Wahl "die Katze aus dem Sack". Der Bürgermeister widersprach: "Niemand kann ernsthaft behaupten, er habe von dem Vorranggebiet für Windkraft nichts gewusst." Das Projekt sei zweieinhalb Jahre gereift. Neben Veröffentlichungen im Amtsblatt habe es in Welsberg Gespräche und Hauswurfsendungen gegeben. Thomas kritisierte, die BI-Veranstaltung sei vor dem Info-Abend der Gemeinde angesetzt worden, "um bewusst Stimmung zu machen". Am Mittwoch ("Nach einer schlaflosen Nacht") räumte das Gemeindeoberhaupt ein, die Bevölkerung zu spät ins Boot geholt zu haben. Zunächst hatte die Kommune die Grundstückseigentümer informiert. "Wenn Sie erst die Bürger fragen, ob sie das wollen, fällt die Antwort eindeutig aus", entgegnete Stefan Ehrlich von der Bürgerinitiative.
Alle wollen Sie Strom, aber kein Atomstrom, was ich verstehen kann.
Aber wenn ich auch sonst nichts haben will, hab ich kein Strom mehr, oder Deutschland muss den Atomstrom aus dem Ausland einkaufen. Das das immer keinen bewusst wird, ist mir unklar.
So ein Windrad tut keinem weh.