Das Feuer in der Arztpraxis am Ernstplatz wurde gelegt. Einbruchspuren sind sicher gestellt. Ob Drogenjunkies am Werk waren, ist noch unklar.
Die Faktenlage hat sich zugespitzt.
Der Brand des Geschäftshauses am Ernstplatz vom Ostersonntag beschäftigt mittlerweile auch das Landeskriminalamt. Sowohl am Dienstag als auch am Mittwoch waren Brandfahnder und die Kriminalpolizei vor Ort, um sich Klarheit zu verschaffen.
Fest steht, dass es sich um Brandstiftung handelt - auch, dass in die Arztpraxis über die Fenster eingebrochen wurde. Ob allerdings ein Zusammenhang zwischen Einbruch und Brand besteht, will der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken, Alexander Czech, nicht bestätigen. "Das muss noch geklärt werden."
Blutige Spritzen
Zu den Gerüchten, dass es sich bei den Einbrechern eventuell um Drogenjunkies gehandelt haben könnte, sagt die Polizei nichts. Wie das Tageblatt jedoch aus sicherer Quelle erfuhr, wurden sowohl blutige Spritzen als auch aufgebrochene Ampullen sichergestellt, die für Drogenabhängige interessant sind.
Hasso Krause, der Hausarzt, der die Praxis betreibt und erst im vergangenen Jahr in die neu renovierten Räume eingezogen ist, kann sich das alles nicht erklären. Als er am Donnerstag Nachmittag die Räume verließ um ein paar Tage in Urlaub zu fahren, war die Putzfrau zu Gange, auch seine beiden Arzthelferinnen räumten noch auf, damit über Ostern alles sauber und an seinem Platz ist. Die blutigen Taschentücher und Spritzen, die gefunden wurden, können also demnach nur von den Einbrechern stammen. Einen Zusammenhang zu Drogensüchtigen sieht Krause nicht. "Die gehen doch professioneller vor und lassen die blutigen Utensilien nicht liegen", mutmaßt er. Außerdem: "Viele Ampullen waren ja auch noch völlig unbenutzt."
Während Krause vor seinen abgesperrten Praxisräumen wartet und sich bereits den Mundschutz umgebunden hat, um den Kripobeamten aufzuschließen, wird das Versicherungsbüro Mieke im ersten Stock ausgeräumt. Das Gebäude, in dem schon seit Jahrzehnten die Brandversicherung Bayern untergebracht ist, wurde erst vor drei Jahren für 300 000 Euro komplett saniert. Die Unterlagen des Versicherungsbüros konnten weitestgehend gerettet werden. Familie Mieke arbeitet übergangsweise von Zuhause aus.
Patientenakten verbrannt
Für Hasso Krause ist das schon schwieriger: Seine Patientenkartei ist verbrannt. "Ich hoffe, wir haben die Daten alle im Computer", lautet sein Kommentar. 2000 Patienten versorgt und betreut Hasso Krause. Seit Anfang der Woche übernehmen alle niedergelassenen Hausärzte die Notfälle. Wie Günther Kirchberg vom ärztlichen Kreisverband erklärt, kann es wegen den Osterferien dennoch zu Kapazitätsengpässen kommen.
Kirchberg - Helfer in der Not
Eine schnelle, unbürokratische Hilfe, im Hinblick auf Ersatzräume hatte sich Hasso Krause von der Stadt versprochen. Er rief direkt bei Oberbürgermeister Norbert Tessmer an und fragte nach drei freien Räumen mit Telefonanschluss. "Mehr brauche ich nicht, alles andere hätte ich mir eingerichtet. Hauptsache, ich kann schnellstens wieder praktizieren", erläutert Krause. "Bin ich Jesus, wo soll ich denn eine Wohnung herbekommen?" soll ihm Norbert Tessmer geantwortet haben. Der Hausarzt entrüstet sich. So etwas habe er noch nicht erlebt. Krause ist "zutiefst enttäuscht" - auch, weil der Oberbürgermeister ihn nicht weitervermittelt hätte oder Hilfe und Unterstützung angeboten hätte.
Der Mediziner wandte sich schließlich an die kommunale Wirtschaftsförderung (Wifög), wo man ihm sehr freundlich und hilfsbereit begegnete. Eine Lösung für Krause fand jedoch schnell und unbürokratisch Kollege Günther Kirchberg: Direkt gegenüber von der bisherigen Praxis, am Ernstplatz 2, werden nächste Woche die Räumlichkeiten der Physiopraxis Lohrenz frei. In die wird die Praxis Krause vorübergehend einziehen.
Versicherung gekündigt
"Ich muss auch schnellstens wieder arbeiten", gesteht Krause. Jeder ungenutzte Tag koste ihm viel Geld. Und da er seine Inventarversicherung vor einem halben Jahr gekündigt hatte, weil er eine Umstrukturierung zur Gemeinschaftspraxis in Erwägung gezogen hatte, muss er jetzt sehen, wie er den Schaden von rund 200 000 Euro auffängt. Für den Gebäudeschaden, der mit 250 000 Euro von der Polizei angegeben wird, kommt die Gebäude-Brandversicherung auf.
"Bin ich Jesus, wo soll ich denn eine Wohnung herbekommen?" soll ihm Norbert Tessmer geantwortet haben. Der Hausarzt entrüstet sich. So etwas habe er noch nicht erlebt. Krause ist "zutiefst enttäuscht" - auch, weil der Oberbürgermeister ihn nicht weitervermittelt hätte oder Hilfe und Unterstützung angeboten hätte.
zur Stellenbeschreibung eines Oberbürgermeisters gehört?
KASTNER hätte keine Minute gezögert und Hilfe angeboten, wetten? Es geht nicht um Wohnungsvermittlung, sondern um die Weiterführung der Arztpraxis, zum Wohle der Bevölkerung!