In den Schernecker Kellern tief unter der Erdoberfläche ist es acht Grad Celsius kühl. Die unterirdischen Räume wurden nicht nur zur Lagerung von Gemüse und Bier genutzt.
Ein kleiner Kreis von Menschen, darunter Pfarrerin Beate Stark und Diplom-Ingenieur Thom Roessler, hatte die Gelegenheit, einmal einen Blick in die Schernecker Unterwelt zu werfen, wo sich regelrecht ein Labyrinth von Gängen und Räumen befindet. Sogar unter der Kirche in Scherneck ist es hohl, auch dort ist ein Keller zu finden, wie der Plan von Thom Roessler beweist. Auf diesem Plan sind in der Nähe der Kirche zehn unterirdische tiefe Felsenkeller, die vor rund 300 Jahren mühevoll in den Fels gehauen wurden. Einige Eingänge sind von der Straße aus zu sehen.
Thom Roessler hat eine Liste erstellt, wer damals und heute das Nutzungsrecht der Keller hatte und hat. Dort unten ist Geschichte und Geologie geschrieben worden, stellte der kleine Kreis der Besucher fest, als er wieder das Tageslicht erblickt hatte.
Hier unten hat es immer acht Grad Celsius
Ingenieur Thom Roessler aus Scherneck hat sich mit der Schernecker Unterwelt näher beschäftigt und konnte während der Führung, die gut 20 Meter in die Tiefe führte, viele Informationen um die Keller weitergeben. Besichtigt wurden die Kellerräume der Familie Dellert, unweit der Kirche, die sich auf zwei Ebenen befinden. In der ersten Ebene, rund zehn Meter unter der Erdoberfläche, wurde der Keller in den anstehenden Sandstein gebaut. Das Gestein hält die Temperatur im Sommer wie im Winter bei rund acht Grad stabil - wie in einem Kühlschrank. "Offensichtlich hat sich die Neuzeit nach diesen Werten gerichtet", stellte Thom Roessler fest.
Deshalb konnte man in diesen Kellern in früherer Zeit vor allem Gemüse lagern. Auf einem Sandstein in der ersten Etage ist auch die Jahreszahl 1783 zu lesen. In diesem Jahr wurde wahrscheinlich der Keller in den Fels geschlagen. Auch Stücke von einem Seilaufzug sind hier zu sehen. Damit wurden wahrscheinlich die Bierfässer aus rund 20 Metern Tiefe aus dem Stockwerk darunter nach oben gezogen, nimmt Thom Roessler an. Hinunter ging's in die Tiefe auf einer schmalen Steintreppe.
Bier war allseits beliebt
Damals war das Gerstengebräu in Holzfässern sowohl von den Herrschaften und Bauern als auch von deren Personal, das auf den Feldern rund um Scherneck arbeitete, sehr geschätzt. Davon zeugen in den Stein geschlagene Tabletts, auf denen dann die großen Bierfässer auf halber Höhe gelagert wurden. Reste alter Eichenhölzer zeigen laut Roessler, dass es so gewesen sein muss und dass die Fässer damit leichter anzuheben waren. Außerdem waren sie mit dieser Methode auch gegen Wegrollen gesichert.
Damit das Oberflächenwasser abfließen konnte, wurden extra Rinnen in den Sandstein geschlagen. In dem Keller befindet sich weiterhin ein rund acht Meter tiefer Brunnen mit einem bläulich schimmernden glasklaren Wasser.
Mühevoll in den Sand gehauen
Der Keller wurde damals in Handarbeit mittels Meißel mühevoll in den Sandstein geschlagen. "Da wurden Werte geschaffen, die nicht mehr abgerufen werden konnten", stellte Roessler fest.
Der Keller ist durch ein Fenster mit einem verrosteten Gitter mit einem weiteren Keller verbunden. Man nimmt an, dass diese unterirdischen Räume in den Kriegsjahren auch als Luftschutzkeller genutzt wurden.