Über 70 Besucher diskutierten am Mittwochabend über das umstrittene Windpark-Projekt. "Green City Energy" betonte dabei, dass eine finanzielle Beteiligung der Bürger ausdrücklich erwünscht ist.
Edwin Arnold ist - so kennt man ihn - ein Mann der klaren Worte. "Lasst das vierte Windrad weg, dann ist der Sturm hier aus", sagte der ehemalige Kreisbrandrat gestern beim Informationsabend zum Bebauungsplanverfahren für den Windpark "Bürgerwald". Dabei zeigte sich erneut: Einfach wird es nicht werden, die Sorgen und Bedenken der Welsberger sowie die Interessen der Gemeinde und des Investors "Green City Energy" unter einen Hut zu bringen.
Streitpunkt bleibt das Windrad IV - jenes, das laut Plan dem Ort Welsberg am nächsten liegt. Lange diskutierten die Welsberger und Chef-Planer Martin Demmeler in der "Holzwurm"-Halle über Möglichkeiten, das 200 Meter hohe Windrad zu streichen oder zumindest zu verschieben. Viel Spielraum sah Demmeler dabei nicht. Er verwies auf die immensen Kosten durch die 5,6 Kilometer lange Anschlussleitung nach Seßlach.
Da brauche es vier Rotoren, um den Windpark wirtschaftlich betreiben zu können. Die Grenzen des Vorranggebietes und Mindestabstände, die Windenergieanlagen zueinander haben müssen, seien bei einer Verschiebung der Anlage IV die Hauptprobleme. "Wenn die Anlage nicht dort stehen müsste, wo sie steht, würden wir sie woanders hinstellen", sagte Demmeler.
Ob die Gemeinde bei einem Bebauungsplanverfahren für einen Windpark unbedingt an die Grenzen der Vorrangfläche gebunden ist - diese Frage warf Reinhard Ehrlich (Schottenstein) in den Raum. Endgültig geklärt werden konnte dieser Punkt gestern nicht, Geschäftsleiter Dieter Scherbel wies allerdings darauf hin, dass die Gemeinde bei so einem Verfahren die "uneingeschränkte Planungshoheit" habe.
Gegen den Vorwurf von Edwin Arnold, dass es die Gemeinde beim Windpark mit Informationen nicht so habe, wehrte sich Scherbel entschieden: Bereits 2012 habe es eine Bürgerversammlung gegeben, bei der ein Plan mit vier Windrädern nordwestlich des Itzgründer Gemeindeteiles vorgestellt worden sei. Nur, das betonte Scherbel: Damals habe sich niemand ernsthaft für das Projekt interessiert.
Schreiben, nicht nur diskutieren
Inzwischen ist dies anders: Über 70 Welsberger kamen gestern, um sich zu informieren. Der eingangs geäußerte Wunsch von Bürgermeister Werner Thomas (SPD), man möge sich mit baurechtlichen Fragen auseinandersetzen und nicht in grundsätzlichen Diskussion verlieren, wurde dabei nicht ganz erfüllt. Aber in der Gesamtheit verlief die Diskussion sachlich.
Die Vertreter der Gemeinde verwiesen mehrfach auf den vorgeschriebenen Verlauf des Verfahrens, bei dem die Welsberger noch bis zum 16. Dezember die Möglichkeit haben, Bedenken und Anregungen schriftlich vorzubringen. "Wenn man die Sache nur Sonntagabend im Wirtshaus diskutiert, dann bringt das nichts", betonte der Bürgermeister.
Gerhard Ehrlich (Kreisobmann im Bayerischen Bauernverband) sprach die Ausgleichsflächen an. Demmeler räumte dazu ein, dass "Green City Energy" eine "schöne sechsstellige Summe" als Ausgleich für die Schäden am Landschaftsbild an den bayerischen Naturschutzfonds bezahlen müsse. Dieses Geld soll dann vor Ort in Ausgleichsmaßnahmen fließen, zu einem Drittel auch direkt in Grundstücksankäufe. "Diese tun uns Landwirten besonders weh", warnte Ehrlich.
Durch die baulichen Eingriffe selbst, das erläuterte Frank Schönfelder vom zuständigen Planungsbüro Strunz, müssten weitere 2,2 Hektar ausgeglichen werden. Hier scheint die Gemeinde aber schon ein geeignetes Grundstück gefunden zu haben.
Auch wenn sie nicht Thema im Bebauungsplanverfahren ist, war am Ende der Diskussion auch die Wirtschaftlichkeit des "Bürgerwald"-Windparks ein Thema. Martin Demmeler ließ durchblicken, dass sein Unternehmen von einer Rendite zwischen fünf und sechs Prozent ausgeht. Eine Beteiligung der Bürger, wie von der Welsberger Bürgerinitiative "Sturmwind" immer wieder gefordert, sei für "Green City Energy" mehr als nur wünschenswert. "Wir sind sehr daran interessiert, dass sich die Bürger beteiligen", betonte Demmeler.
Auf Wunsch der Gemeinde hat sich der Windpark-Investor auch dazu verpflichtet, den Windpark die nächsten 20 Jahren nicht zu verkaufen.
Die Behandlung sämtlicher eingegangener Eingaben und Stellungnahmen wird voraussichtlich im Rahmen der Gemeinderatssitzung am Mittwoch, 13. Januar, stattfinden.
Der Windpark "Bürgerwald'" - die Chronik eines Projektes
April 2014 Der regionale Planungsausschuss Oberfranken-West beschließt seinen neuen Regionalplan. Darin enthalten: Das Windenergie-Vorranggebiet "WKG 354" bei Welsberg.
Juli 2014 "Green City Energy", Partner der Gemeinde Itzgrund, reicht einen Antrag zum Bau von vier Windkraftanlagen mit einer Gesamthöhe von jeweils 199 Metern im "Bürgerwald" beim Gemeinderat ein.
August 2014 In Welsberg gründet sich eine
Bürgerinitiative gegen das Projekt.
November 2011 Unmittelbar vor der in Bayern gültigen "10-H-Regelung" erteilt das Landratsamt Coburg einen immissionsrechtlichen Vorbescheid zum Bau von vier Windkraftanlagen bei Welsberg. Die Bürgerinitiative kündigt sofort an, Klage gegen den Bescheid zu erheben.
September 2015 "Green City Energy" will eine Anlage um nicht einmal 20 Meter verschieben. Die Folge: Ein Bebauungsplanverfahren ist notwendig, der Gemeinderat beschließt dessen Durchführung. Strittig ist, ob und wie weit die Windräder über die Grenzen des Vorranggebietes hinaus ragen.
Oktober 2015 Das Verwaltungsgericht Bayreuth lehnt die Klage eines Welsberger Bürgers gegen den immissionsrechtlichen Vorbescheid ab.
November 2015 Die schriftliche Urteilsbegründung ist da. Die Kläger haben einen Monat Zeit, einen Antrag auf Zulassung einer Berufungsverhandlung vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof zu stellen. Diese Frist läuft noch.