VfL Frohnlach steckt in der Krise

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Frohnlachs Regionalliga-Trainer Dieter Kurth erlebt derzeit stürmische Zeiten. Nach zwei Niederlagen will er beim TSV Rain am Lech am Mittwochnachmittag wieder punkten. Foto: Albert Höchstädter
Frohnlachs Regionalliga-Trainer Dieter Kurth erlebt derzeit stürmische Zeiten. Nach zwei Niederlagen will er beim TSV Rain am Lech am Mittwochnachmittag wieder punkten. Foto: Albert Höchstädter

In stürmischen Regionalliga-Zeiten ist Selbstmotivation, Eigenkritik und vor allem Zusammenhalt gefragt. Im Klartext: Der VfL Frohnlach muss am Mittwoch beim TSV Rain am Lech Charakter beweisen, um die vom nicht mehr unumstrittenen Trainer geforderte Trotzreaktion zeigen zu können.

So ist er halt, der Fußball. Wenn's nicht läuft, wird alles in Frage gestellt, vor allem der Trainer. Ob in Wolfsburg, in Gestungshausen oder eben auch in Frohnlach. Die Blau-Weißen kicken zurzeit schlecht, verloren zwei wichtige Spiele (0:1 bei Greuther Fürth II und 1:4 gegen Viktoria Aschaffenburg) und rutschten erstmals in dieser Regionalliga-Saison auf einen direkten Abstiegsplatz. Klar, dass Stimmen laut werden, die für personelle Wechsel plädieren.

Egal ob hinter der Werbebande, in den eigenen Spielerkreisen oder heutzutage auch gern anonym im Internet. Gegner haben Entscheidungsträger immer, kritisiert wird viel. Manchmal zu recht und sachlich, oft unsachlich und gar beleidigend. So ist er halt, der Fußball.

Was muss sich Dieter Kurth vor der Partie beim starken TSV Rain am Lech (Anpfiff 15 Uhr) vorwerfen? Jedem, der sich für den VfL engagiert und für Frohnlach interessiert, sollte von Anfang an klar gewesen sein, dass Regionalliga-Fußball eine große Nummer ist. Vielleicht sogar eine zu große. Zwei Überraschungsdreier beim TSV 1860 München II (2:0) und beim FC Bayern München II (1:0) haben schnell dafür gesorgt, dass "doch mehr drin ist, als nur der Klassenerhalt"! Der Coach nutzte die taktischen Topleistungen um weiter zu motivieren: "Jungs wir können mehr. Wir halten in dieser Liga mit und wollen einen Tabellenplatz weiter vorne".

Das ist sein gutes Recht, schürte aber bei dem einen oder anderen Spieler, aber auch bei Funktionären und vor allem bei Fans neue Hoffnung und falsche Erwartungen. Denn alles andere als ein Abstiegsplatz am Ende der Punktrunde wäre für diesen VfL eine Überraschung.

Der Klassenerhalt - ein richtig großer Erfolg. Denn diese Liga ist stark. Sehr stark. Sie ist aber auch gefährlich, weil sie mit den verbundenen Auflagen und Bedingungen einen ganzen Verein ins Wanken, ja sogar zum Stürzen bringen kann. Beispiele gibt es dafür genügend.

Trotzdem schläft die Konkurrenz nicht, nimmt die Herkulesaufgabe an. Viele Klubs haben in der Wechselperiode bis Ende August Schwachstellen erkannt und zum Teil enorm nachgerüstet. Beispiele gibt es von Seligenporten über Memmingen bis ganz aktuell Bamberg reichlich. Aber nicht überall hat das Aufrüsten bisher geholfen. Negativbeispiel ist sicher Bayern Hof.

Doch Jammern wäre in dieser Phase der Saison fatal. Frohnlach muss den Tatsachen ins Auge schauen. Aus den herrschenden Möglichkeiten gilt es, das Beste zu machen. Die Entscheidungsträger - und davon gibt es inzwischen beim VfL sehr viele - müssen kühlen Kopf bewahren, die richtigen Schlüsse ziehen. Die Zeiten, in denen sich Frohnlach auf Willi Schillig verlassen konnte, der vieles im Alleingang entschieden hat und dabei oft richtig mit seinem Handeln lag, sind längst vorbei.

Inzwischen ist ein Gremium an der "Macht". Das ist nicht immer gut. Beispiel: Die Verpflichtung von Rene Finnemann - ein gestandener, aber in Bamberg ausgemusterter Spieler - stand im Raum. Obwohl sich Trainer Kurth und der Sportliche Berater Manfred Müller mit dem Spieler einig waren, platzte der Deal. Jetzt könnte man sagen, dass "viele Köche den Brei verderben", aber die finanzielle Planungssicherheit gab den Ausschlag für den Verzicht. Das muss ein Trainer akzeptieren.

Dieter Kurth ("Mir liegt der VfL Frohnlach am Herzen und ich glaube, dass ich die Rückendeckung des Vereins habe") glaubt inzwischen erkannt zu haben, dass die Regionalliga für einige seine Spieler im Kader eine Nummer zu groß ist. Deshalb will er auch nicht ausschließen, dass im Winter nachgerüstet, aber auch "ausgemustert" werden muss. Doch bis dahin, und sicher auch darüber hinaus, muss der Trainer das Optimale aus seinen Spielern herausholen. Das gelang ihm zuletzt nicht.

Logisch, dass es dann unzufriedene Kicker gibt. Die eigene Meinung über die bisher gezeigten Trainings- und Wettkampfleistungen stehen im Widerspruch mit den Ansichten des Trainers. Oft fehlt die Selbstkritik beim Spieler, manchmal liegt der Trainer mit seiner Einschätzung schlichtweg falsch. So ist er halt, der Fußball.
Die Folge: Frust wegen zu wenig oder gar keiner Spielpraxis. Aber der Trainer ist der Boss. Und wenn Kurth der Meinung ist, dass Stürmer X oder Außenverteidiger Y nicht hilft, dann haben das alle im Kader und im nahen Umfeld auch zu akzeptieren. So ist die Hierarchie.

Reinhardt Klante, Cheftrainer des Bayerischen Fußballverbandes, hat gesagt: "Es gibt keine Problemspieler, nur Problemtrainer". Im Klartext: Ein Trainer darf es gar nicht soweit kommen lassen, dass ein Spieler zum Problem wird! Sicher leichter gesagt, als bei der Mentalität der heutigen Kicker getan.

Kurth ist sich seiner derzeit schwierigen Lage sicher bewusst, kann sich aber (noch) auf die Unterstützung der Funktionäre verlassen. Abteilungsleiter Michael Werner äußerte sich gegenüber dem Internetportal "Anpfiff" jedenfalls eindeutig pro Kurth: "Der Trainer ist definitiv kein Thema. Wir wissen, was Dieter kann und was das Team kann. Wir wissen auch, dass die Mannschaft momentan nicht das bringt, was sie zu leisten im Stande wäre. Aber ich denke, dass das eher ein Problem der Mannschaft und nicht des Trainers ist."

An den Gerüchten, dass ein Trainerwechsel bevorstehe, sei absolut nichts dran. Doch was derartige Lippenbekenntnisse wert sind, weiß auch der Übungsleiter aus Gompertshausen. Viel wichtiger wären für ihn Dreier. Der dritte Überraschungssieg in dieser Saison bei einem favorisierten Team - und das ist Rain am Lech nun mal am Mittwochnachmittag - würde vorerst für Ruhe sorgen. Doch an der Tatsache, dass der VfL bis zum Schluss um den Klassenerhalt kämpfen muss, würde ein Sieg nichts ändern.

Bleiben Erfolge über einen längeren Zeitraum aus, dann zählen auch die vergangenen Siege und die gefeierten Aufstiege nichts mehr und der Trainer muss über kurz oder lang gehen. So ist er halt, der Fußball.