Mit dem Zugang von Menschen mit Behinderung in öffentliche Gebäude sieht es laut VdK noch nicht gut aus. Der Kreisverband stellte die bundesweite Kampagne vor, mit der dies geändert werden soll.
Ohne Stufen oder Vorsprünge, mit breiten Türen und Aufzügen ausgestattet ist das Bürgerhaus "Linde" in Ahorn ein Paradebeispiel für barrierefreies Bauen. Genau deshalb war es der richtige Ort für den Jahresauftakt des VdK-Kreisverbands Coburg. Denn am Wochenende wurde im Saal des Hauses die bundesweite Kampagne "Weg mit den Barrieren" vorgestellt.
Nach den Erfolgen der vergangenen Jahre, so Hellmut Ott (stellvertretender Landesvorsitzende), werde nun ein Thema angepackt, das schon lange auf den Nägeln brenne, nämlich die Inklusion, also das gleichberechtige Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung. Dazu gehöre die Barrierefreiheit und diese betreffe Rollstuhlfahrer, aber auch gehörlose und blinde Menschen.
Menschen mit Behinderungen, unterstrich Kreisgeschäftsführer Thomas Steinlein, würden immer noch viel zu oft ausgebremst. Die neue Kampagne zu diesem Thema richte sich vor allem an die vielen "VdKler" vor Ort, die nun aufgerufen seien, Barrieren aufzuzeigen. Das Ziel: "Wir wollen die Politiker an das Versprechen der Staatsregierung erinnern, dass Bayern bis zum Jahr 2023 barrierefrei sein soll", betonte Steinlein. Dabei gehe es um öffentlich zugängliche Gebäude, medizinische Einrichtungen, Verkehrsanlagen wie Bahnhöfe, Kommunikationsmedien und um geeigneten Wohnraum.
Forderungen des VdK
Barrierefreiheit müsse auch für Fluggesellschaften gelten, für Taxen und Mietwagen, fordern die "VdKler". Der Sozialverband verlangt klare gesetzliche Regelungen, verbindliche Fristen mit entsprechenden Kontrollen und Sanktionen, ein Investitionsprogramm der Bundesregierung von 800 Millionen Euro pro Jahr und ein ergänzendes Programm für Bundesländer und Kommunen.
Der stellvertretende Landesgeschäftsführer Herbert Lochbrunner unterstrich dies mit Zahlen und Prognosen. Demnach steigt die Zahl der Pflegebedürftigen bundesweit an, bis zum Jahr 2032 um 34 Prozent in Coburg; in diesem Zuge nehmen auch die Demenzerkrankungen zu. Schätzungen zufolge sollen in etwa 15 Jahren 1200 Menschen mit einer Demenzerkrankung in Coburg leben. Das entspricht einem Drittel mehr, als dies noch im Jahr 2012 der Fall war.
Auch einige Erfolge nannte Lochbrunner: Mit dem Pflegegesetz I und dem Familienpflegegesetz, die beide im vergangenen Jahr in Kraft getreten sind, wurden laut Lochbrunner bereits einige Forderungen des VdKs erfüllt. Insgesamt steht der VdK Bezirk Oberfranken laut Bezirksgeschäftsführer Roland Sack an der Spitze in Bayern. Trotz eines Bevölkerungsrückgangs konnten laut Sack die Mitgliedszahlen gesteigert werden. Oberfranken habe zwar laut Statistik seit dem Jahr 2005 40 000 Einwohner verloren, doch der Sozialverband habe demnach etwa 10 000 Mitglieder hinzugewonnen. In den zehn oberfränkischen Geschäftsstellen sind derzeit 82 Menschen beschäftigt, die Quote der Schwerbehinderten beschäftigten Menschen beträgt 15 Prozent. Bei den Sprechstunden in der Geschäftsstelle Coburg und an den Außensprechtagen in Bad Rodach, Ebersdorf, Neustadt, Rödental, Sonnefeld und Weidhausen erhielten insgesamt 4385 Mitglieder Beratung und Auskunft. Es wurden 344 Widersprüche eingelegt und 102 Klagen erhoben.