Wie schätzen die neu gewählten Bürgermeister im Landkreis Coburg ihre ersten drei Jahre im Amt ein? Heute: Rolf Rosenbauer aus Untersiemau.
Er hat die SPD-Hochburg des Coburger Landes gestürmt. Rolf Rosenbauer hat sich bei der Wahl 2014 gegen den Amtsinhaber, Michael Boßecker, durchgesetzt. 52,8 Prozent der Stimmen entfielen auf Rosenbauer als Kandidat der CSU - es war eine der großen Überraschungen bei der Kommunalwahl vor drei Jahren.
Diese Fragen haben wir gestellt.
1. Sie sind jetzt seit gut drei Jahren Bürgermeister. Haben Sie sich dieses Amt und die damit verbundenen Aufgaben in etwa so vorgestellt?
2. Welche Projekte konnten Sie bereits umsetzen und anstoßen?
3. Gab es schon Enttäuschungen im Amt?
4. Was würden Sie bis zum Ende der Wahlperiode noch gerne erreichen?
5. Gibt es bereits eine schöne oder lustige Anekdote, die Sie uns aus Ihrem Bürgermeisterleben erzählen können?
1.Nun, ich muss sagen, der Zeitaufwand ist schon enorm, allerdings stelle ich hierbei an mich selbst schon auch sehr hohe Ansprüche. Unterschätzt habe ich vielleicht die Dauer von der Entstehung einer Vision, über die Entwicklung der Strategie, darauf folgenden Beratungen und Beschlussfassungen, weiter über Planungen und der Beauftragung bis hin zur Ausführung und letztendlich Fertigstellung des Projektes. Diese manchmal langwierige, aber im Sinne des öffentlichen Interesses durchaus notwendige Zeitspanne war ich aus meiner vorherigen Tätigkeit so nicht gewohnt. Als eher "ungeduldiger" Mensch arbeite ich noch immer an mir, mich daran zu gewöhnen. Aber aufgrund der Vielfältigkeit der verschiedensten Aufgaben eines Bürgermeisters wird mir dabei niemals langweilig. In jedem Falle kann ich auch nach drei Jahren noch immer sagen: Bürgermeister ist das schönste Amt, dass ich mir vorstellen kann!
2.Für die Gemeinde
Untersiemau bieten sich eine ganze Reihe von Möglichkeiten der Weiterentwicklung. Wir liegen mit unserer Gemeinde an der B4 in der Nähe des Oberzentrums Coburg und über die B289 mit Autobahnanschluss sehr verkehrsgünstig in einer landschaftlich sehr reizvollen Gegend. Daraus ergibt sich eine große Nachfrage nach Wohnbaugebieten, deren Erschließung wir uns gewidmet haben. Darüber hinaus haben auch mittlerweile Betriebe und Unternehmen unsere besonderen Standortvorteile erkannt, weswegen wir es angehen, nun auch das Gewerbegebiet Nord an der CO 28/CO12, Ortseinfahrt Untersiemau, mit Leben zu erfüllen. Umsichtigerweise müssen wir dabei aber auch immer die Verkehrssituationen im Gemeindegebiet und insbesondere an der gefährlichen Netto-Kreuzung verbessern. Ich denke, wir sind hier, wo sich die Kreisstraßen CO28 und CO12 kreuzen, gerade einen gewaltigen und sinnvollen Schritt weitergekommen. Mit der begonnenen Neugestaltung unseres Freizeitgeländes am Schloßteich wollen wir die Attraktivität unserer Gemeinde für unsere Kinder, Jugendlichen, Familien und Senioren weiter steigern und freuen uns dort auch auf zahlreiche Gäste aus umliegenden Orten. Wenn ich bei der Erläuterung unserer Projekte immer vom "Wir" gesprochen habe, so meine ich, dass solche Projekte nicht der Bürgermeister allein umsetzen kann. Ich bin froh, dass wir hier einen innovativen und harmonischen Gemeinderat haben, der diese Projekte mitträgt, und ich auf eine tüchtige Verwaltung zur Umsetzung der Projekte bauen kann. Allein die Zeitdauer von der Vision bis zur Fertigstellung macht mich ungeduldig, aber ich denke, dass wir die beschriebenen und kommenden Projekte in der zweiten Hälfte meiner Amtszeit gemeinsam umsetzen können.
3.Enttäuschung ist hier vielleicht der falsche Begriff. Natürlich gab es auch eine Reihe von Ernüchterungen - zum Beispiel wenn Verhandlungen letztendlich nicht zum erwünschten Erfolg geführt haben, wenn ich unterschiedliche Meinungen und Sichtweisen nicht zu einer gemeinsamen Strategie zusammenführen konnte, oder wenn wir, wie gerade aktuell, bei unseren vielversprechenden, großartigen Vorhaben aufgrund neuerer gesetzlicher Vorgaben ausgebremst werden. Dankbar bin ich aber, dass bei all meinen Begegnungen bisher noch keine menschlichen Enttäuschungen dabei waren.
4.Gegenfrage: Wie viel Platz habe ich in Ihrer Rubrik?
5.Bei der jährlichen Untersiemauer Kirchweih ist der Hahnenschlag des Kleintierzuchtvereins am Kirchweihmontag eine beliebte Attraktion. Als Preis gibt es einen lebendigen Hahn vom Kleintierzuchtverein zu gewinnen. Wie es der Zufall will, habe auch ich, als damals neu gewählter Bürgermeister, prompt einen wunderschönen jungen Gockel gewonnen. Stolz brachte ich das Tier mit nach Hause. Aber, was sollten wir mit dem Tier anfangen? In unsere eigene Herde passte er nicht, und zum Schlachten war er wirklich zu schade. Also gab ich meinen Gewinn reumütig wieder beim Vereinsvorsitzenden ab. Ein paar Tage später war ich zur Geburtstagsgratulation bei einer älteren Dame. Diese erzählte mir: "Ach, Herr Bürgermeister, das ist heute kein schöner Geburtstag. Stellen Sie sich vor, gestern ist mein alter Gockelhahn verstorben, und jetzt haben meine Hennen im Stall keine rechte Freude mehr." "Moment, liebe Frau, da hab' ich was für Sie!" Flugs fuhr ich noch einmal zum Vorsitzenden der Kleintierzüchter: "Erwin, ich brauch meinen Hahn wieder!" Und abermals mit einer Portion Stolz brachte ich den wunderschönen jungen Gockel nun als Präsent zu der lieben Frau. Oh, welch eine Freude, die nette Dame fiel mir richtig um den Hals. So schön kann Zufall sein.