Auf dem Büdenhof zwischen Itzgund und Seßlach entsteht gerade das erste Projekt für solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) der Region. Dabei übernehmen die so genannten Ernteteiler Anteil an den Kosten und der Arbeit auf dem Hof und bekommen dafür Produkte.
Es hat etwas mit der Einstellung zur Nahrung und ihrer Erzeugung zu tun. Es hat mit Nachhaltigkeit zu tun und es hat mit einem ausgeprägten Solidargedanken zu tun. Nichts zu tun hat das SoLaWi-Projekt Büdenhof mit abgedrehter Spinnerei. SoLaWi heißt Solidarische Landwirtschaft und ist eine Art des Wirtschaftens und der Landnutzung, die gerade Schule macht. Mehr als 60 SoLaWi-Projekte gibt es schon in Deutschland, aber das vom Büdenhof ist das erste in der Region.
Regionalität ist wichtig Es begann damit, dass sich Stefan Haderlein für Bioprodukte interessierte. "Ich habe mich gefragt, ob das noch alles so bio ist, wenn die Sachen aus Südamerika oder Asien zu uns transportiert werden", sagt er. Regionalität ist also schon mal einer der Gedanken, die hinter SoLaWi stecken. Weil er sein Essen selbst entstehen sehen wollte, kaufte Haderlein den Büdenhof.
Kfz-Meister und Gutachter Landwirt ist er nicht, sondern Kfz-Meister und Gutachter. "Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wenn man nicht durch die übliche Bildungsmaschinerie gegangen ist", sagt er heute. Eine gewisse Naturverbundenheit bringt allerdings sein Hobby mit sich. Er ist Jäger. "Zurzeit komme ich allerdings kaum dazu", sagt er mit Blick auf die Baustelle, die der Büdenhof im Augenblick ist.
"Wir wollen noch wachsen" Überall wird gewerkelt, werden weitere Wohnmöglichkeiten geschaffen, vier sollen es am Ende sein. Alle, die hier einziehen, sind von der Idee einer solidarischen Landwirtschaft begeistert, die eigentlich aus Japan stammt, aber auch schon in den USA sehr verbreitet ist, wie Claudia Höps erklärt. Bäuerin ist sie auch nicht.
Aber sie ist bereits so genannte Ernteteilerin bei einem SoLaWi-Projekt nahe Nürnberg.
Landschaftsgärtner und Erzieherin Von daher kennt sie diese Art des Wirtschaftens und Georg Wagner, der Gärtner ist. Dann sind da noch Manuel und Saskia Bischof, ein Landschaftsgärtner und eine Erzieherin, sowie Andreas Schiefer, der gerade mit dem Backofen des Hofes Freundschaft schließen will, und Manuel Aas, ein Berufsschullehrer, der die Teiche des Büdenhofes bewirtschaften wird.
Weil die meisten noch immer einen Beruf haben, der ihr Einkommen sichert, gehen sie mit ihrem Projekt kein existenzielles Risiko ein. Sie nehmen allenfalls in Kauf, dass sie nicht so schnell und hoch auf der Karriereleiter klettern, wie es vielleicht andernfalls möglich wäre. Dafür bekommen sie etwas anderes, das ihnen mehr wert ist.
Das ist erst der Anfang Gemeinsam werden sie auf den rund drei Hektar Land rund um den Hof Gemüse anbauen. "Das ist ein Anfang. Dann sehen wir, was nach und nach dazu kommen kann", sagt Claudia Höps. Denn: "Wir wollen natürlich noch wachsen." Wie die Entwicklung aussehen kann oder soll, das bestimmen auch diejenigen mit, die in das SoLaWi-Projekt einsteigen.
Da ist das selbst gebackene Brot aus dem alten Steinbackofen, der gerade vom Haupt- in ein Nebengebäude umgesetzt wurde. Oder der Schinken, von dem Andreas Schiefer gern mal ein Probierstückchen heruntersäbelt. "Ich will auf jeden Fall ein paar Schweine halten", sagt Stefan Haderlein grinsend. Schafe könnten kommen. Die hatte er auch schon mal - und Gänse. Die waren immer ratzfatz alle vorbestellt.
Gänse, die im Freien leben und auf einem Teich herumschwimmen dürfen, bekommt der Verbraucher nicht so leicht. Und immer mehr Verbraucher legen offenbar immer größeren Wert darauf, zu wissen, woher ihr Essen kommt und wie es erzeugt wurde. "Vertrauen" ist ein Wort, das recht oft fällt, wenn die Leute vom Büdenhof erklären, worum es ihnen geht.
Karotte selbst aus der Erde holen Wer in ein Solawi-Projekt einsteigt, tut dies zunächst einmal finanziell. "Wir versuchen die Kosten einigermaßen zu berechnen, die wir haben werden. Daraus errechnet sich dann der Beitrag der einzelnen Teiler", erklärt Claudia Höps. Teilhabe ist aber auch ganz praktisch gemeint. Die Ernteteiler sollen bei Arbeitseinsätzen selbst mit Hand anlegen dürfen, die Karotte, die sie mitnehmen, selbst aus der Erde holen, oder Kartoffeln anbauen.
Diese Einsätze müssen natürlich organisiert ablaufen - genau wie die Hoffeste, die geplant sind. Solche kann es für die Ernteteiler, die Projektteilnehmer eben, aber auch für jedermann geben. SoLaWi ist kein Geheimzirkel, im Gegenteil.
Vorreiter hoffen auf Nachahmer "Wir erfinden ja nichts neu, SoLaWi gibt's schon lange. Aber hier in der Gegend sind wir schon so eine Art Pioniere", sagt Stefan Haderlein, dessen Name ganz nebenbei zurecht den Gedanken an die Frankenkrimis von Helmut Vorndran weckt. Der Autor ist ein alter Bekannter des neuen Büdenhofbauern und hat ihn gefragt ob er den einprägsamen Namen für seinen Roman-Kommissar verwenden darf. Durfte er. Doch das ist eine andere Geschichte. Jetzt schreibt Haderlein seine eigene, die des Büdenhofs, der ein SoLaWi-Hof werden und möglichst Nachahmer finden soll.
"SoLaWi ist irgendwie nicht unpolitisch", sagt Claudia Höps.
"Es geht um ein Umdenken in der Landwirtschaft." Sie möchte in den Vordergund nicht die Gewinnoptimierung stellen, sondern den Gedanken, dass das Land die Menschen ernährt. Das soll auch die Satzung des Projekts spiegeln, die festlegen kann, dass erwirtschaftete Überschüsse gespendet werden.
Für Hans Vetter, den Leiter des Landwirtschaftsamtes in Coburg, ist der SoLaWi-Hof, einer wie jeder andere. Nicht von der Wirtschaftsweise, aber von den Vorschriften her. "Das Amt berät hier ebenso zu Fördermöglichkeiten, etwa für die ökologische Landwirtschaft, wie für andere Betriebe", sagt er. Beratung gibt es übrigens auch für die Entwicklung eines Hofkonzepts.
Doch das lassen die Leute vom Büdenhof erst einmal sich selbst entwickeln.
So geht Solawi Kennenlernen Wer mehr über das SoLaWi-Projekt wissen und Ernteteiler werden möchte, kann am Samstag, 7. Februar, um 15 Uhr, auf dem Büdenhof vorbei kommen.