Die Ultsch Polstermöbel GmbH & Co KG in Ebersdorf wird zum Jahresende schließen. Betroffen sind knapp hundert Arbeitsplätze.
Die Nachricht verbreitete sich am Wochenende wie ein Lauffeuer. Nach dem "Aus" für FM Munzer Polstermöbel in Weidhausen schließt nun auch die Ultsch Polstermöbel GmbH & Co. KG in
Ebersdorf. Ende der Woche hatte die Firmenleitung den Beschäftigten mitgeteilt, dass der Betrieb zum Ende des Jahres eingestellt werden soll.
Ebersdorf verliert damit ein Traditionsunternehmen, das in dritter Generation geführt wird. Geschäftsführer Karl-Heinz Gagel war am Montag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Doch Ebersdorfs Bürgermeister Bernd Reisenweber kommentierte die Ankündigung. "Es ist ein schwerer Schlag für die Gemeinde", sagte er auf Anfrage. Gleichzeitig würdigte er die Bemühungen der Firmeninhaber, das Unternehmen zu erhalten. In den vergangenen Jahren sei auch mit hohem Aufwand an privaten Mitteln viel versucht worden.
Allgemein schwierige Lage
Reisenweber sieht die regionalen Möbelhersteller derzeit einer schwierigen Situation ausgesetzt. Während hier Förderung für strukturschwache Regionen gestrichen wurde und gleichzeitig hohe Lohnkosten anstehen, könnten die Konkurrenten in Osteuropa bei hoher Förderung und niedrigsten Löhnen erheblich günstiger produzieren. "Wir haben hier kluge Köpfe. Unsere Unternehmen entwickeln und produzieren hohe Qualität." Doch, kaum auf dem Markt, würden die Modelle ganz ähnlich in Osteuropa nachgebaut und für einen Bruchteil des Preises den Einkaufsverbänden angeboten. "Es kann nicht sein, dass durch geringste Veränderungen der Musterschutz unterlaufen werden darf", kritisiert Reisenweber.
Der Bürgermeister zollt der Unternehmensführung von Ultsch hohe Anerkennung dafür, dass sie "ein sauberes Ende" für ihren Betrieb anstreben. "Die Leute wurden zusammengeholt, und es wurde ihnen reiner Wein eingeschenkt, so haben sie jetzt noch ein halbes Jahr, um sich umzusehen."
Der Bürgermeister ist überzeugt, dass umfangreiche Angebote für Fortbildungsmaßnahmen benötigt werden. Nachdem erst vor kurzem die Arbeitnehmer von FM Munzer auf den regionalen Arbeitsmarkt drängten, dürfte es in der Polstermöbelbranche schwierig sein, wieder unterzukommen.
Schwieriger Arbeitsmarkt
Reisenweber spricht von 98 Beschäftigten, die bei Ultsch zum Jahresende ihren Job verlieren. "Früher hatten wir viele Arbeitsplätze in Ebersdorf, aber heute ist das anders", sagt er. Von 14 Polstermöbelfirmen in Ebersdorf und Frohnlach, plus Zulieferbetrieben, seien nach dem Ende von Ultsch nur noch zwei übrig.
Angst vor Dominoeffekt
Die Branchenprobleme treffen zwar zuerst die absatzorientierten Hersteller von Polstermöbeln. Doch jeder schließende Möbelhersteller schlägt auch auf die Zulieferfirmen wie Gestellbauer oder Stoffhändler durch.
"Ich hoffe sehr, dass es da keinen Dominoeffekt gibt, sondern diese Firmen andere Abnehmer finden, um weiter am Markt erfolgreich sein zu können", sagt Reisenweber. Seines Wissens hat gerade die Firma Ultsch stets auf regionale Zulieferbetriebe gesetzt. "Es ist ein solider handwerklicher Betrieb mit hohem Know-how und guter Qualität seiner Produkte", sagt Bernd Reisenweber. Er bedauert, dass selbst so ein Unternehmen in der momentanen Konkurrenzsituation zu Osteuropa nicht gehalten werden kann. "Es wird Zeit, dass Förderung und Lohnniveau in der EU besser angeglichen werden", ist er überzeugt.