Überraschender Blick auf Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha

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Vom Hofgarten blickt er stolz auf seine Stadt: Ernst II, auf seinem Pferd. Jochen Berger
Vom Hofgarten blickt er stolz auf seine Stadt: Ernst II, auf seinem Pferd. Jochen Berger
Herzog Ernst II in alpiner Tracht und Jagdausstattung im Hochgebirge; Maler Carl Trost (1856)
Herzog Ernst II in alpiner Tracht und Jagdausstattung im Hochgebirge; Maler Carl Trost (1856)
 
Beim Pressegespräch zur Ausstellung (von links): Professor Gert Melville, Birgit Hufbnagel vom Staatsarchiv und Historiker Christian Boseckert von der Historischen Gesellschaft.
Beim Pressegespräch zur Ausstellung (von links): Professor Gert Melville, Birgit Hufbnagel vom Staatsarchiv und Historiker Christian Boseckert von der Historischen Gesellschaft.
 
Kaiserproklamation im Spiegelsaal von Versailles 1871; Maler Anton von Werner (1885) - Ernst II. zweiter von links in heller Uniform
Kaiserproklamation im Spiegelsaal von Versailles 1871; Maler Anton von Werner (1885) - Ernst II. zweiter von links in heller Uniform
 
 

Vor 200 Jahren wurde der spätere Herzog Ernst II. geboren. Eine Ausstellung zeichnet jetzt ein "möglichst" objektives Bild des facettenreichen Fürsten.

Wer war Ernst II.eigentlich wirklich: Demokratischer Vordenker oder Freund der Musen, passionierter Jäger oder ausgefuchster Medienstar, Architekt oder Freidenker? Der Fürst, der das kleine mitteldeutsche Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha fast 50 Jahre von 1844 bis zu seinem Tode im Jahre 1893 regierte, hatte viele Facetten, die jetzt in einer Ausstellung im Staatsarchiv herausgearbeitet wurden. "Geschichten aus den Quellen", nennt Professor Gert Melville, Seniorprofessor an der Technischen Universität Dresden und Vorsitzender der Historischen Gesellschaft Coburg, das Fundament der Ausstellung, die die Historische Gesellschaft Coburg zusammen mit dem Staatsarchiv zeigt.

Gemeinsam mit dem Historiker Christian Boseckert und Alexander Wolz, Leiter des Staatsarchivs, blätterte Mellville in den Archiven, um ein möglichst objektives Bild des liberalen Vordenkers vermitteln zu können.

So einfach war das nicht, denn Ernst II. war der erste überhaupt, der die Medien für seine Zwecke nutzte und damit auch durchaus provozierte. "Fakenews" über seine Person sind deshalb schon damals keine Seltenheit gewesen.

Doch durch die akribische Arbeit der Historiker entstand ein neutrales, gut einzuordnendes Persönlichkeitsprofil von Herzog Ernst II. - "Ein Fürst an der Schwelle zur Moderne", wie auch der Titel der Ausstellung lautet.

Der Coburger Reformer

Seine Herrschaft als Bundesfürst erstreckte sich zeitlich von seinem Regierungsantritt in der Vormärzära, über die Reichsgründungsepoche bis in das Wil-helminische Kaiserreich. Ernst erlebte Revolution, Reaktion und die Reichseinigung von 1870/71, war Zeitgenosse der industriellen Revolution und des wirtschaftlichen Aufbruchs in Deutschland, privat begeisterte er sich für die Jagd und das Theater.

Ernst war jedoch zeitlebens mehr als der Herzog eines Kleinstaates, er war zugleich Chef eines über ganz Europa verbreiteten Adelshauses, war Symbolfigur der nationalen Bewegung in Deutschland, Protektor der Turner-, Sänger- und Schützenbewegung, er komponierte Opern und übernahm Hauptrollen auf der Hofbühne. Er modernisierte Landwirtschaft und Industrie in seinem Land und war Neuerungen gegenüber stets aufgeschlossen.

Welche Ziele verfocht Herzog Ernst II., was trieb ihn an? Diesen Fragen möchte die Ausstellung nachgehen. So werden nicht nur die dynastischen Verflechtungen und politischen Initiativen des Herzogs gezeigt, sondern auch seine wirtschaftspolitischen und religiösen Vorstellungen gebührend präsentiert; die Ausstellung zeigt Ernst als leidenschaftlichen Jäger und Theaterliebhaber und untersucht, wie Ernst von der Außenwelt gesehen werden wollte und welche Meinungen die Nachwelt sich über ihn gebildet hat.

Zur Ausstellung erscheint eine Festschrift in der Reihe "Schriftenreihe der Historischen Gesellschaft Coburg.