Sicherer als mit einem Verkehrshelfer können Schüler nicht über eine Straße kommen. Dass dennoch etwas passieren kann, zeigte sich in Weitramsdorf, als eine 13-Jährige verletzt wurde. Es war der erste solche Fall in der Region.
Es ist der Albtraum aller Eltern. Das Telefon klingelt und man wird darüber informiert, dass einem Kind etwas zugestoßen ist. Für Klaus Hahn wird der 8. Januar dieses Jahres als der Tag in Erinnerung bleiben, als er so einen Anruf erhielt. Kurz nach 7 Uhr wurde seine Tochter auf dem Weg zum Schulbus angefahren und verletzt.
Sofort ließ Klaus Hahn alles liegen und stehen und fuhr von der Arbeit zum Unfallort. Noch vor der Polizei traf er an der Bushaltestelle in der Coburger Straße in Weitramsdorf ein. Seine Tochter war bereits in ein nahe gelegenes Haus gebracht worden. Dort wohnt eine Frau, deren Tochter mit dem gleichen Bus fährt. Sie hatte den Vorfall beobachtet, kümmerte sich um die 13-Jährige.
"Den Krankenwagen hatte niemand gerufen, dass musste ich dann selbst machen", sagt Klaus Hahn und schüttelt den Kopf. Das Mädchen blutete im Gesicht, hatte Schürfwunden und Prellungen an Armen und Beinen, klagte über starke Schmerzen. Drei Tage musste sie stationär im Klinikum bleiben. "Die Ärztin hat gesagt, unsere Tochter muss gleiche mehrere Schutzengel gehabt haben, sie hätte auch tot sein können", sagt Gabriele Hahn. Als sich der Unfall ereignete, lag sie selbst im Krankenhaus und wartete auf eine OP. Die wurde verschoben. "Es hat sie nichts mehr im Krankenhaus halten können", sagt Klaus Hahn.
Als er den Unfallhergang schildert, so wie er ihn von seiner Tochter und Zeugen gehört hat, ist ihm anzumerken, dass er einfach nicht verstehen kann, wie so etwas geschehen kann. An dem Morgen ist die 13-Jährige mit zwei Freundinnen auf dem Weg zum Schulbus. Sie gehen ortsauswärts auf der rechten Seite der Coburger Straße die Steigung hinauf bis kurz vor der Bushaltestelle, die auf der anderen Straßenseite liegt. Am Überweg sperrt der Verkehrshelfer mit Warnweste und Winkerkelle ausgerüstet die Straße ab, damit die Mädchen sie überqueren können - gefahrlos, möchte man meinen. Aus Richtung Weidach kommend fährt ein 70-jähriger Mann nach Weitramsdorf hinein. So wie sich das Geschehen für Klaus Hahn darstellt, ignoriert der Mann den Verkehrshelfer, fährt an ihm vorbei und erfasst mit der rechten Seite seines Fahrzeugs das Mädchen, das dadurch auf die Fahrbahn geschleudert wird und blutend liegen bleibt.
So steht es auch im Bericht der Polizei, wie deren Sprecher Markus Reißenberger bestätigt. Wer sich bei dem gesamten Hergang in welcher Weise schuldhaft verhalten hat, das ermittelt zurzeit die Polizeiinspektion Coburg. Die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen. Ihre Ergebnisse wird ein Richter zu beurteilen haben. Ein Übergang, der durch einen Schülerlotsen oder Verkehrshelfer gesichert ist, gilt als die sicherste aller Möglichkeiten, Schüler über die Straße zu bringen. So lange es diese Einrichtungen gibt, hat sich an so einem Übergang in der Region noch nie ein Unfall ereignet, bei dem jemand verletzt worden wäre, betont Markus Reißenberger.
Schilder werden neu aufgestellt Das sieht auch Weitramsdorfs Bürgermeister Wolfgang Bauersachs (BfB) so.Trotzdem machte ihn Klaus Hahn nachdenklich, als er darauf hinwies, dass der Übergang eben nicht ausreichend gesichert sein kann, wenn sich trotz allem noch ein Unfall wie der seiner Tochter ereignen kann. "Herr Hahn hat darauf hingewiesen, dass die Schilder, die den Übergang ankündigen, schlecht sichtbar sind und zu spät kommen", sagt Bauersachs.
Nun ist die Durchgangsstraße eine Staatsstraße (2202). Die Gemeinde kann also die Schilder nicht selbst verändern. Doch nach Rücksprache mit der dafür zuständigen Straßenmeisterei hat Bauersachs, wie er sagt, erwirkt, dass sie neu platziert werden. Wenn allerdings jemand selbst einen Verkehrshelfer mit Warnweste und Kelle ignoriert, dann, das weiß auch Bauersachs, gibt es kaum mehr Möglichkeiten, noch besser vorzubeugen.
Die Schülerin spürt die Folgen des Unfalls noch immer. Ein Bluterguss unter dem Knie macht noch Schmerzen. Tiefer in den Knochen steckt der Schock, bleibt das Grundvertrauen in die gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr erschüttert.
Für die Eltern bleibt der Trost, dass die Schutzengel diesmal gute Arbeit geleistet haben. Denn wie die behandelnde Ärztin sagte: Es hätte auch schlimmer ausgehen können.