Toilette auf dem Coburger Friedhof: Kein Platz für ein Pissoir

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Das renovierte WC in der Aussegnungshalle hat eine komfortable Größe. Aufs Pissoir wurde trotzdem verzichtet, denn das hätte baulich von der Schüssel getrennt werden müssen. Foto: Ulrike Nauer
Das renovierte WC in der Aussegnungshalle hat eine komfortable Größe. Aufs Pissoir wurde trotzdem verzichtet, denn das hätte baulich von der Schüssel getrennt werden müssen. Foto: Ulrike Nauer

Der renovierten Toilette auf dem Friedhof fehlt etwas, findet der Coburger Horst Müller. Laut dem Baureferenten Hans-Heinrich Ulmann hat der Verzicht auf die zusätzliche Badkeramik im Herren-WC einen ganz einfachen Grund.

Schwarze Fliesen, cremefarbene Wände: Die öffentlichen Toiletten auf dem Coburger Friedhof sehen nach der umfassenden Modernisierung der Aussegnungshalle modern und komfortabel aus - kein Vergleich zu früher. Doch etwas Entscheidendes fehlt hier - findet zumindest der Coburger Horst Müller: ein Pissoir.

"Nach dem Besuch der Gräber unserer Angehörigen am Coburger Friedhof überkam mich ein menschliches Bedürfnis und ich suchte an der schön und lange renovierten Aussegnungshalle die Männer-Toilette auf", schreibt Müller in einem Leserbrief ans Tageblatt. Doch in dem vergrößerten und dunkel gefliesten Raum habe er kein Pissoir finden können, stattdessen "vor der Sitzschüssel eine große, unappetitliche Pfütze".

Zu wenig Platz

Also, so schreibt Müller weiter, "nahm ich mein Bedürfnis mit nach Hause und fragte
mich, welcher Bau-Experte diese Fehlgestaltung in der Friedhofstoilette zu verantworten hat".

Zweiter Bürgermeister und Baureferent Hans-Heinrich Ulmann (CSB) kann sich das Lachen nicht ganz verbeißen, als die Frage an ihn weitergegeben wird. Zum einen sei es doch jedem Mann zuzumuten, sich hinzusetzen, findet Ulmann. Aber die Erklärung, warum auf den Einbau eines Pissoirs verzichtet wurde, sei eine ganz andere und eigentlich ganz einfache: Es gab schlichtweg nicht genug Platz für Schüssel und Pissoir. Diese hätten dann nämlich voneinander getrennt eingebaut werden müssen, erklärt Ulmann. Problematisch findet er das aber nicht - im Gegenteil. "Der Komfort ist doch jetzt wesentlich höher und behindertengerecht ist die Toilette auch."

Müller hält das allerdings für eine Ausrede. Schließlich werde in anderen öffentlichen Gebäuden wie im Rathaus, in Gasthäusern oder sogar in Schulen auch nicht auf Pissoirs verzichtet.

Rund 200.000 Euro hat die Stadt Coburg dafür ausgegeben, dass die Aussegnungshalle auf dem Coburger Friedhof ein freundlicheres Gesicht erhielt. Das 1907 errichtete Ensemble aus Trauerhalle, Krematorium und Verwaltungsgebäude war doch sehr in die Jahre gekommen. Besonders der Angehörigenraum und die Toiletten brauchten dringend eine Schönheitskur.