Sterntaler rieseln für Coburger Kinder

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Arme Kinder werden schnell einsam, weil sie sich den Umgang mit Freunden nicht leisten können. Allein in der Stadt Coburg sind offiziell noch über 1350 Kinder von Armut betroffen. Foto: Archiv
Arme Kinder werden schnell einsam, weil sie sich den Umgang mit Freunden nicht leisten können. Allein in der Stadt Coburg sind offiziell noch über 1350 Kinder von Armut betroffen. Foto: Archiv

Die Aktion Sterntaler hat im vergangenen Jahr 153 Kinder und Jugendliche aus der Region unterstützt. Zuschüsse gab's von Babynahrung bis hin zu Klassenfahrten. Wie dramatisch die Situation ist, beschreibt Heidi Kunz.

Ein Vater arbeitet im Zweischichtbetrieb Vollzeit. Täglich fährt er 30 Kilometer zu seinem Arbeitsplatz hin und 30 zurück. Sein Nettogehalt beträgt 900 Euro im Monat. Für die Klassenfahrten seiner drei Kinder reicht das Geld einfach nicht. Durch einen Klassenlehrer kam er zur Aktion Sterntaler, die benachteiligte Kinder und Jugendliche aus der Region unterstützt. "Solche Fälle sind keine Seltenheit", sagt Heidi Kunz.
Die Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Coburg Stadt und Land, der die Aktion Sterntaler betreut, hat täglich mit traurigen Kinderschicksalen zu tun - "und fast immer geht es ums Geld". Da kommen junge Mütter, die nicht mehr wissen, wie sie die letzten Tage bis zur Überweisung ihrer Hartz IV-Bezüge überstehen sollen: Der Kühlschrank ist leer, das Baby braucht Windeln.
"So dramatisch wie es klingt, ist es tatsächlich", weiß Heidi Kunz, die dann eine Mitarbeiterin mit der jungen Frau zum Einkaufen schickt. 153 Kindern und Jugendlichen hat die Aktion Sterntaler im vergangenen Jahr geholfen. Meistens geht es um Zuschüsse für Schullandheimaufenthalte, fürs Skilager, Konfi-Freizeiten, aber auch Schulbedarf und Beiträge zu den Kindertagesstättenkosten stehen trotz des Bildungs- und Teilhabepakets auf der Ausgabenseite. Fast 10  000 Euro hat die Aktion Sterntaler 2012 verteilt.
"Es sind nicht in erster Linie die Sozialhilfeempfänger , die zu uns kommen, ganz oft sind es geringfügig Beschäftigte, deren Einkünfte knapp über der Grenze zu Hartz IV liegen", bestätigt Vorsitzender Robert Wollborn. Aber auch der Anteil der Alleinerziehenden wird immer größer.

Unbürokratische Hilfe

"Es war uns schon immer ein Anliegen, möglichst schnell und unbürokratisch zu helfen", betont Isabel Firsching, die in enger Zusammenarbeit mit dem Tageblatt und der Tageblatt-Familienspende die Aktion Sterntaler 2007 aus der Taufe gehoben hat.
Von Anfang an war es der direkte Kontakt zu den Lehrern, Erziehern, zu Sozialpädagogen, Trainern und Chorleitern, den Sterntaler so schätzt. "Immer mehr Eltern kommen mittlerweile auch direkt ins Haus", sagt Heidi Kunz, "aber wir fragen nach und hören oft, dass sie in der Schule oder beim Verein von uns erfahren haben".
Gerade jetzt, wenn Eltern das Geld fürs Skilager überweisen müssen, Klassenfahrten entschieden werden und die Konfi-Freizeiten anstehen, besteht die Möglichkeit, sich noch an Sterntaler zu wenden. "Aus finanziellen Gründen sollte kein Kind ausgegrenzt werden", sagt Isabel Firsching und ermuntert vor allem Lehrer und Pfarrer, genau hinzuschauen und gegebenenfalls die Eltern an die Aktion Sterntaler zu verweisen.
Die Zusammenarbeit mit der Caritas, der Diakonie, dem Jugendamt, den Schulen, CoKi-Stellen, dem Frauenhaus, der Tafel und dem Kaufhaus "Hartz & herzlich" hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr intensiviert. So vergibt Sterntaler Lebensmittel-Gutscheine für die Tafel oder bezuschusst immer wieder Migrationsprojekte der Caritas, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Projekt prämieren

Im Gegenzug wird die Arbeit der Aktion Sterntaler von vielen Menschen der Region wertgeschätzt und unterstützt: Ob von der SMV des Gymnasiums Alexandrinum, die jährlich eine Reihe von Projekten zugunsten von Sterntaler veranstaltet, der Patchwork-Frauengruppe, die regelmäßig näht und bastelt oder vom Basarteam von Scheuerfeld, das Kindern und Jugendlichen mit Gutscheinen "freies" Einkaufen ermöglicht.
Unternehmensspenden oder die Charity-Aktion auf Schloss Callenberg haben im vergangenen Jahr wieder dafür gesorgt, dass ein solider Grundstock zur Unterstützung der Familien da ist.
"Nachdem die Aktion Sterntaler sich immer wieder aktuellen Schwerpunktthemen zuwendet, greifen wir heuer die Spardiskussion und die damit verbundenen Kürzungen im Kinder- und Jugendbereich heraus. Vereine, Verbände, Schulen und Institutionen haben die Möglichkeit, sich mit einem Projekt bei uns zu bewerben, das Kinder und Jugendliche in Coburg Stadt und Land auf besondere Art und Weise stark macht für die Zukunft. Bis zu 6000 Euro wird die Aktion Sterntaler dafür zur Verfügung stellen und unter drei Preisträgern aufteilen", verrät das Sterntaler-Team. Mehr Details soll es im März geben.




Was steckt hinter der Aktion Sterntaler?
Aktion Sterntaler
wurde 2007 von Christiane Lehmann und Isabel Firsching initiiert. Die Zahl der von Armut betroffenen / bedrohten Kindern in Coburg hat nicht nur nachdenklich gestimmt, sondern viele Coburger veranlasst einfach anzupacken. Der große Erfolg der ersten Aktion mit der Tageblatt-Familienspende und einem Weihnachtsmarkt auf der Ernstfarm Coburg hat etliche Mitwirkende dazu bewogen weiterzumachen. Beim Coburger Kinderschutzbund ist ein Spendenkonto eingerichtet worden, die Weitergabe der Spendengelder an betroffene Familien in Coburg Stadt und Land erfolgt über die Geschäftsstelle. Seit Bestehen wurden über 30 000 Euro an Kinder und Familien ausgeschüttet.

Spendenkonto Sparkasse Coburg-Lichtenfels, Kto. 400 466 74



Angemerkt
Der Mensch ist das Maß, die Kinder sind maßgeblich