Wut auf den Verband wächst

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Peter Köppl, Spielleiter des TSV Bad Rodach ist über diese Rechnung des Bayerischen Fußballverbandes sauer: "Natürlich werden wir sie bezahlen, aber Verständnis habe ich in der jetzigen Phase dieser Corona-Saison überhaupt nicht. Mir fehlt das Fingerspitzengefühl in München". Er sagt, dass andere Klubs, wie zum Beispiel der SV Ketschendorf, der drei Herren-Mannschaften im Spielbetrieb hat, ja noch viel tiefer in die Tasche greifen müssten. Foto: Christoph Böger
Peter Köppl, Spielleiter des TSV Bad Rodach ist über diese Rechnung des Bayerischen Fußballverbandes sauer: "Natürlich werden wir sie bezahlen, aber Verständnis habe ich in der jetzigen Phase dieser Corona-Saison überhaupt nicht. Mir fehlt das Fingerspitzengefühl in München". Er sagt, dass andere Klubs, wie zum Beispiel der SV Ketschendorf, der drei Herren-Mannschaften im Spielbetrieb hat, ja noch viel tiefer in die Tasche greifen müssten. Foto: Christoph Böger

Ausgerechnet jetzt erhalten die Vereine Rechnungen aus München. Peter Köppl, Spielleiter beim TSV Bad Rodach, hat dafür wenig Verständnis.

München/Bad RodachPeter Köppl ist verärgert. Eine Mischung aus Wut und Frust ist beim Spielleiter des Fußball-Kreisklassisten TSV Bad Rodach beim Telefonat zu spüren. Der ehrenamtliche Funktionär hat nämlich wenig Verständnis für den Bayerischen Fußballverband (BFV), genauer gesagt für eine Rechnung aus München: "Gerade jetzt, wo wir kleinen Vereine es doch eh schwer genug haben, verschicken die solche Rechnungen", schimpft er wie ein "Löwe".

"Ein Drauflege-Geschäft"

Die Rechnung des BFV vom 29. Oktober fällt üppig aus: Die "Bezirksgebühren für die Kreisklasse belaufen sich auf 66,94 Euro und die Kosten für den IT-Service betragen stolze 185,57 Euro. Das wird ein reines Drauflege-Geschäft für die Rodacher Löwen", rechnet Köppl vor. "Das bedeutet für den Klub rund 200 Euro minus." Denn bei den Thermalbadstädtern kommen noch für drei Heimspiele Schiedsrichterkosten in Höhe von 115 Euro dazu.

"Unsere Einnahmen durch den Zuschauer-Eintritt haben gerade einmal 165 Euro insgesamt betragen". Köppl geht es nach eigenen Worten "einfach um das fehlende Fingerspitzengefühl seitens des Verbandes. Das fehlt beim BFV", schimpft er und legt gleich noch einmal nach: "Letztes Jahr wurden schon die selben Gebühren für die Saison 2019/2020 erhoben. Warum dann jetzt nochmal, schließlich sind wir ja immer noch in der selben Saison. Sie wurde ja nur unterbrochen."

Der Bad Rodacher Fußball-Funktionär ist sich sicher, dass er mit dieser Meinung und vor allem mit seiner Verärgerung derzeit nicht alleine da steht. Und da hat er vollkommen Recht: Mehrere Vereinsvertreter sind in diesen Tagen ein wenig in Rage, wenig erfreut über die unsensible Post aus der bayerischen Landeshauptstadt. Die Kommentare am Telefon, in sozialen Netzwerken und einigen Internetportalen fallen dementsprechend zornig aus: Sie reichen von "Abzockerei", über "eine bodenlose Frechheit", "so peinlich", "denen geht es nur noch ums Geld" bis hin zu "das ist der Hammer" und "eine absolute Unverschämtheit".

Warum die vielen bayerischen Vereine diese Gebühren für den stockenden Spielbetrieb 2020 an den BFV ausgerechnet jetzt bezahlen müssen, obwohl in Corona-Zeiten kaum gekickt wurde, erklärt Pressesprecher Fabian Frühwirth gegenüber unserem Internet-Partnerportal anpfiff.info so: "Bei der IT-Servicegebühr und der Bezirksgebühr handelt es sich um jährliche und nicht an Spielzeiten gekoppelte Beiträge. In der aktuellen Situation hat der BFV indes sehr wohl keine Mannschafts-Meldegebühr erhoben, was die bayerischen Vereine in Summe um rund eine Million Euro entlastet hat. Die IT-Gebühr wird für die digitalen Dienstleistungen und Services des Verbandes für seine Vereine erhoben."

Und weiter sagt Frühwirth: "Dabei handelt es sich weitgehend um gängige Betriebs- sowie Lizenzkosten und Vorhaltung der digitalen Infrastruktur, die auch jetzt durchgängig durch die Vereine genutzt werden - unabhängig von Saisonfortsetzung oder Saisonabbruch. Die Vereine haben gerade jetzt in Zeiten der Pandemie Teile der digitalen Dienste überdurchschnittlich genutzt."

"Ich kürze um 30 Prozent"

Mit dieser Rechtfertigung geben sich nicht alle Funktionäre zufrieden. Ein Funktionär, der anonym bleiben will und sich als "maids2000" ausgibt, schreibt auf anpfiff.info dazu: "Die Stellungnahme war genauso zu erwarten. Allerdings werde ich für meinen Verein die Rechnung um 30 Prozent kürzen, weil bei den ach so tollen Digitalangeboten das Spiel-Plus im August und September kaum nutzbar war. Sinnigerweise vor allem an Samstagen und Sonntagen". Entsprechende offizielle Verbandsinfos auf der BFV-Seite würden das auch bestätigen.