Spielabbruch in Haarbrücken: "Das Risiko war mir zu groß"

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Die Entscheidung war endgültig! Obwohl die Spieler des FC Haarbrücken und des TSV Neuensorg ihr Kreisklassenspiel Mitte der zweiten Halbzeit beim Stande von 1:1 gerne fortgesetzt hätten, ließ sich der Unparteiische nicht mehr überreden. Er brach die emotionale Partie im Neustadter Vorort ab, weil er sich nach Anfeindungen von Zuschauern nicht sicher fühlte. Jetzt liegt sein Bericht beim Sportgericht. Symbolfoto: Thomas Frey/dpa
Die Entscheidung war endgültig! Obwohl die Spieler des FC Haarbrücken und des TSV Neuensorg ihr Kreisklassenspiel Mitte der zweiten Halbzeit beim Stande von 1:1 gerne fortgesetzt hätten, ließ sich der Unparteiische nicht mehr überreden. Er brach die emotionale Partie im Neustadter Vorort ab, weil er sich nach Anfeindungen von Zuschauern nicht sicher fühlte. Jetzt liegt sein Bericht beim Sportgericht. Symbolfoto: Thomas Frey/dpa

Während der FC Haarbrücken und der TSV Neuensorg noch rätseln, weshalb die Partie abgebrochen wurde, erklärt Michael Seegenschmiedt seine Entscheidung.

Weil er sich nicht mehr sicher fühlte, pfiff Schiedsrichter Michael Seegenschmiedt am Samstag die Kreisklassenpartie beim FC Haarbrücken bereits nach gut einer Stunde ab. Anhaltende Beleidigungen und Bedrohungen hätten dazu geführt, dass der Unparteiische der Schiedsrichtergruppe Kronach so rigoros handelte.
Der Coburger Polizeiobermeister, der bereits seit gut zehn Jahren Spiele leitet und bisher noch nie eine Partie abbrechen musste, steht auch einige Tage nach dem Spiel klar zu seiner unpopulären Entscheidung:



"Im grenzwertigen Bereich"

"Es war von Anfang an ein sehr aggressives und zweikampfbetontes Spiel, schwierig für mich zu leiten." Der erfahrene Referee aus Gehülz spricht sogar von einem "Spiel im grenzwertigen Bereich" und jeder Menge Emotionen, die sich vor allem nach einem schnellen Handelfmeter, den die Heimelf verschoss, noch gesteigert hätten.
Er musste nach eigenen Angaben sogar zwei Anhänger des TSV Neuensorg schon während der ersten Halbzeit des Platzes verweisen. Während einer Spielunterbrechung nach der Pause - er entschied auf Elfmeter für die Gäste - erhitzten sich die Gemüter erneut und die Situation drohte nach Meinung von Seegenschmiedt auszuarten.
Trotz einer Warnung und Vorankündigung gegenüber dem Trainer des FC Haarbrücken, dass er das Spiel abbrechen werde, wenn sich die Lage nicht umgehend beruhige, habe sich nichts Entscheidendes geändert. "Für mich war dann die Sicherheit einfach nicht mehr gewährleistet und das Risiko nicht kalkulierbar. Bevor es eskalierte, entschied ich mich dazu, das Spiel lieber abzubrechen."
Seegenschmiedt betont, dass es nicht die Spieler auf dem Platz waren, sondern vielmehr die Zuschauer, von denen er sich belästigt und bedroht fühlte. Die Anfeindungen wären dabei aus beiden Lagern gekommen.
Die Entscheidung kam jedenfalls überraschend und löste Verwunderung bei vielen Beteiligten aus, denn sowohl die Spieler des Gastgebers als auch die des TSV Neuensorg hätten wohl gerne weitergespielt.


"Ein Spiel dauert 60 Minuten..."

Auf seiner Homepage nahm der FC Haarbrücken unter der nicht ganz ernst gemeinten Überschrift "Der Ball ist rund und ein Spiel dauert 60 Minuten" wie folgt Stellung:
"Keiner konnte es fassen, als der Schiedsrichter das Heimspiel nach rund einer Stunde beim Stand von 1:1 quasi aus dem Nichts abbrach. Weder die Teams, noch die Anhänger und Funktionäre beider Lager kennen bis zum jetzigen Zeitpunkt den genauen Grund, die den jungen Unparteiischen zum Abbruch veranlassten.
In einem völlig fairen Spiel auf und außerhalb des Platzes hatte der Referee bereits im ersten Durchgang überraschend zwei Zuschauer der Gäste des Sportgeländes verwiesen. Als es im zweiten Durchgang Elfmeter für die Gäste gab, und als der Schütze bereits am Punkt stand, folgte der plötzliche Abbruch.
Nachdem die Spielführer und Trainer beider Teams noch vergeblich versuchten, den Unparteiischen zum Weiterspielen umzustimmen, verweilten beide Teams und Anhänger noch lange bei guter Stimmung auf dem Haarbrücker Sportgelände und diskutierten ungläubig über das Geschehene."


Neuansetzung ist möglich

Es ist jetzt durchaus möglich, dass die Kreisklassenpartie in Haarbrücken neu angesetzt werden muss. Nach einer Stellungnahme des Unparteiischen liegt die Sache beim Sportgerichtsvorsitzenden Siegfried Beier (Friesen), der zu diesem noch laufenden Verfahren nichts sagen kann.
Die Sportrichter prüfen und werden entscheiden, ob der Spielabbruch dringend notwendig war oder ob der Unparteiische voreilig gehandelt hat. War die Sicherheit des Schiedsrichters noch gewährleistet und hat der Referee alle ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausgeschöpft, um das Spiel über die Bühne zu bringen?