Personell geschwächt zum Sieg

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Dominic Kelm und Girts Lilienfelds werden hier in die Zange genommen und können keinen Abschluss anbieten.
Dominic Kelm und Girts Lilienfelds werden hier in die Zange genommen und können keinen Abschluss anbieten.

Florian Billek reiht sich in die Verletztenliste ein. Wucherpfennig lässt sein Fehlen aber vergessen. Erfolg gegen das Schlusslicht Springe im Schongang.

Für den HSC 2000 Coburg ging am vergangen Samstag eine nicht einfache, nein eine sogar sehr schwere Vorrunde in der 2. Handball-Bundesliga mit einem 31:24-Sieg über das Tabellenschlusslicht HF Springe erfolgreich zu Ende.


Göhl reaktiviert - ohne Einsatz

Von vielen längeren Ausfällen auf Grund von Verletzungen geplagt, musste gegen die Handballfreunde Springe sogar Rekordtorschütze Ronny Göhl reaktiviert werden, kam aber nicht zum Einsatz. Florian Billek hatte sich im Abschlusstraining verletzt, war ohne Fremdeinwirkung umgeknickt. Er kam auf Krücken in die Halle. Eine Untersuchung am heutigen Montag wird genauen Aufschluss geben über die Verletzung, vor allem über die Dauer des Ausfalls.
Doch "Ersatzmann" Lukas Wucherpfennig, der unter der Woche in Emsdetten noch wegen einer Erkältung passen musste, hatte mit dem Sprint zum 1:0 im Stile von Billek einen tollen
Einstand.


Trainerwechsel bei Springe

Springe trat erstmals unter dem Interimstrainer Wjatscheslaw Gorpishin an. Aufstiegstrainer Sven Lakenmacher ahnte bereits seine Demission: "Da nutzte es auch nichts, dass "wir viele gute Spiele gemacht und viel Lob bekommen haben. Wir haben uns zu selten mit Punkten belohnt." Letztlich der Grund für den Trainerwechsel beim Schlusslicht.
Die brauchten mehr als vier Minuten bis zum ersten Treffer, da hatte der HSC bereits drei vorgelegt. Druckvoll und aber irgendwie auch abwartend war das Angriffsspiel der Coburger, die beim Stand von 5:2 um einen höheren Vorsprung gebracht wurden, da gegen Till Riehn auf Stürmerfoul entschieden wurde. Was Jan Gorr in Rage brachte, denn auf der Gegenseite fiel mit nahezu identischer Szene das 5:3, hier blieb der Pfiff gegen den angreifenden Springer Oliver Tesch aus.
Auch in der Folge war nicht nur der Coburger Trainer mit den unterschiedlichen Regelauslegungen unzufrieden und lange durfte die Gästeabwehr ungestraft zupacken. Vor allem Dominic Kelm am Kreis wurde immer wieder gehalten, lange bevor der Ball auch nur in seiner Nähe war.
Aber der HSC blieb geduldig, wartete auf die Lücke und versuchte es immer wieder, spielerisch eine Lösung zu finden. Mit einem Foul an Micke Brasseleur machte dann Oliver Tesch, der "Aggressiv Leader", wie ihn Jan Gorr bezeichnet hat, seinem Namen alle Ehre, überzog dabei.
Doch richtig rund lief es nicht immer, der Angriffsmotor der Coburger stotterte ab und an. Wunderschön herausgespielt war dann aber das 11:7 (25.) und als man dachte Brasseleur schließt ab, legte der nochmal zum völlig frei stehenden Außen Lukas Wucherpfennig ab.
Das wichtigste aus Coburger Sicht war, dass man stets hellwach blieb, auch wenn Springe im Angriff oft lange spielen durfte. Einen tollen Schlusspunkt setzte der HSC: 17 Sekunden vor dem Pausenpfiff traf Lilienfelds zum 15:9; den schnellen Gegenangriff fing Adnan Harmandic ab, leitete den Gegenangriff ein und Matthias Gerlich hämmerte den Ball zum standesgemäßen Pausenstand ins Netz.


Wucherpfennig stark

Spätestens in den Minuten nach dem Wiederanpfiff ließ Lukas Wucherpfennig das Fehlen von Florian Billek endgültig vergessen. Erst hatte er nach einem längeren Spielzug den Überblick für den finalen Pass zum völlig frei am Kreis stehenden Markus Hagelin und dann schloss er einen Konter selbst zum 19:10 ab.
Danach plätscherte die Partie eigentlich nur noch dahin, war sehr zäh, fast langweilig, Coburg ging in den Schongang. Verständlich - bei dem Vorsprung war es wichtiger, verletzungsfrei bis zum Ende zu kommen. Der HSC kassierte vier Treffer in Folge, weil sich der Torwartwechsel bei Springe lohnte. Mustafa Wendland parierte vier freie Bälle und einen Strafwurf, auch in der Abwehr war der HSC unkonzentrierter als noch vor der Pause. Springe versuchte es jetzt oft erfolgreich mit einem Spiel über die Außenpositionen, kam auf 19:23 (45.) heran. Coburg hatte seine spielerische Linie verloren.
Das mag auch daran gelegen haben, dass der Gegner den HSC nicht aufs letzte forderte, aber vom Tipp des ehemaligen Torwarts Havard Martinsen, der in der Pause einen Sieg mit 16 Toren angesagt hatte, war man meilenweit entfernt. Aber das war unwesentlich. Das sahen auch die Spieler nach der Partie so, waren aber selbstkritisch.
Der HSC hat die Halbserie mit mindestens drei Punkten Vorsprung auf einen Nichtaufstiegsplatz abgeschlossen (Friesenheim hat noch zwei Nachholspiele in Rostock und gegen Springe) und fährt Kurs erste Liga - den widrigen Umständen mit den vielen Verletzten zum Trotz.


Stimmen zum Spiel

HSC-Spielführer Till Riehn: "Nach der Pause haben wir nie mehr bei 100 Prozent agiert. Wir können froh sein, dass der Gegner nicht so stark war, um das auszunutzen. Auch unsere Verletzten dürfen da keine Rolle spielen. Wenn man da oben bleiben will, muss man immer durchziehen."
HSC-Rechtsaußen Lukas Wucherpfennig: "Ich bin super happy, heute diese Chance bekommen zu haben. Wichtiger ist aber, dass wir, obwohl das Spiel manchmal schwierig war, es trotzdem am Ende gut gelöst haben. In der zweiten Halbzeit waren wir teilweise ideenlos und der gegnerische Torhüter hat gut gehalten, aber wir haben ja die Kurve gekriegt."
HSC-Co-Spielführer Steffen Coßbau: "Bis zur Halbzeit haben wir so gespielt, wie wir uns das vorgenommen haben, das aber danach nicht mehr geschafft. Das war schon öfters in dieser Saison in eigener Halle so. Das müssen wir uns auch heute wieder ankreiden lassen. Die zweite Halbzeit spielen wir nur 15:15, das kann nicht unser Anspruch sein."
HSC-Trainer Jan Gorr: "Die Partie hatte nach der Pause einige Phasen, die man als Trainer nicht so will. Aber wir mussten zeitweise ja mit einer unorthodoxen Formation spielen. Vor der Pause haben wir vieles gut gemacht und für Lukas Wucherpfennig war das 1:0 der Dosenöffner für ein tolles Spiel."
HF-Trainer Wjatscheslaw Gorpishin: "Dank der guten Leistung unseres Torwarts sind wir nach der Pause herangekommen. Da hat meine Mannschaft vor dieser stimmungsvollen Kulisse tolle Moral bewiesen. Aber die individuelle Stärke von Coburg hat sich durchgesetzt."