Immer hungrig und bissig
Das hat ihn geprägt und gestählt gegen Rückschläge. Inzwischen gibt er stets alles, läuft sich die Lunge aus dem Hals, ist bissig und immer hungrig. Er macht seinem Namen alle Ehre.
Stolz auf Wolf sind die Leute in seiner Heimat. Einberg begrüßt seinen Pokalhelden auf mehreren überdimensionalen Werbetafeln. "Ja, beim Senit-Kreisel von Waldsachsen kommend steht eine und auch beim Annawerk an der Bahnschranke." Wolf hat trotz seines rasanten Aufstieges nie die Bodenhaftung verloren.
Auch der Kontakt zu den "Rothosen" reißt nicht ab. Mit Cousin Felix schreibt er regelmäßig, mit den Eltern telefoniert er. Er weiß, wie der VfB Einberg am letzten Wochenende gespielt hat: "1:0 gegen FC Coburg in der Kreisliga gewonnen", kommt es wie aus der Pistole geschossen.
Erstmals kickten die "Rothosen" in dem von ihm spendierten Trikot. Ein Jubelbild aus der Kabine bekam er am Sonntagabend von seinem Cousin aufs Handy. Und wer weiß, vielleicht revanchiert sich der Profi in einigen Wochen mit einem Jubelbild aus der BVB-Kabine. Zuzutrauen wäre ihm die "Salatschüssel" auf jeden Fall, schließlich weiß er aus jüngster Vergangenheit ganz genau, wie man gegen die Bayern "fette Beute" macht...
"Marius hat Coburg im Finale mit einem Traumtor fast alleine besiegt"
Thomas Krug, D-Jugendtrainer von Marius Wolf bei der JFG Rödental, erinnert sich noch ganz genau:
"Marius hatte zwei Jahrgänge übersprungen und spielte als 13-Jähriger in der C1 Bezirksoberliga gegen 15-Jährige. Er war damals schon ein außergewöhnlicher Spieler mit wahnsinnigem Ehrgeiz.
Sein Vater musste oft bei zusätzlichen Laufeinheiten nach Thierach herhalten. Bei der D-Jugend-Hallenkreismeisterschaft 2008/2009 besiegte Marius im Endspiel den DVV Coburg mit einem Traumtor fast im Alleingang. Auch im Bezirk war Marius überragend. Die Scouts des 1. FC Nürnberg ließen uns keine Ruhe mehr. Sie wollten alles über ihn wissen. Vorerst spielte er aber gemeinsam mit meinem Sohn noch in der Deutsch-Tschechischen Fußballschule. Zusätzlich zweimal pro Woche parallel zum JFG-Training Sondereinheiten in Hof oder Rehau."
Für Marius Wolf folgten Turniere in Tschechien, Polen, England und Spiele gegen Topteams aus vielen Ländern sowie Vergleiche mit dem FC Bayern München, 1. FC Nürnberg, Borussia Dortmund oder Bayer Leverkusen. Nach knapp drei Jahren wechselte er im Winter zum Club.
München, Hannover, Frankfurt
Über die Stationen TSV 1860 München, Hannover 96 und Eintracht Frankfurt führte sein Weg im Sommer 2018 nach Dortmund. Krug ist überzeugt, dass Wolf dank seines unheimlichen Ehrgeizes, zusätzlich zu seinem Talent, der Bereitschaft schon ab der E-Jugend sich gegen zwei Jahre ältere Spieler durchzusetzen, die Grundlage für seine Profikarriere geschaffen hat.