Den Titel bei den French Open sieht der Tennisprofi aus Witzmannsberg als Ansporn, in der Weltrangliste weiter nach oben zu klettern und das "Doppel" in der öffentlichen Wahrnehmung zu stärken.
Vor gerade einmal 13 Monaten gelang Kevin Krawietz mit seinem Sieg beim Challengerturnier in Rom ein Meilenstein - der Sprung unter die besten 100 Doppelspieler der Welt. Ein Zwischenziel, für das der Tennisprofi aus dem Ahorner Gemeindeteil Witzmannsberg jahrelang verbissen gekämpft hatte, im Juni 2019 aber längst überholt ist. Der sensationelle Triumph bei den French Open am Wochenende mit Partner Andreas Mies (Köln) katapultierte den 27-Jährigen auf Position 21 der Weltrangliste.
Das Ende der Fahnenstange soll das für den nun besten Doppelspieler Deutschlands noch lange nicht sein. "Die Top 10 sind mein Ziel", sagt Krawietz selbstbewusst. Eine Platzierung, von der der Tennisprofi zu Beginn seiner Karriere auch im Einzel träumte - doch spätestens nach seinem ersten Grand-Slam-Titel liegt sein Fokus auf dem Doppel. "Ich habe nach meinem Trainerwechsel 2017 noch mal alles probiert, im Einzel Fuß zu fassen. Mein Ziel war, die Qualifikation für die Grand-Slam-Turniere zu erreichen, und das habe ich geschafft", so Krawietz.
Doppel liegt ihm ein bisschen mehr
Dass dort sowohl bei den Australian Open als auch bei den French Open bereits im ersten Match Endstation war und Krawietz auf Weltranglistenposition 280 (zwischenzeitlich 211) abrutschte, kann er aufgrund seiner großen Erfolge im Doppel verkraften. "Ich habe ja in diesem Jahr bereits deutlich weniger Einzel gespielt. Doppel wollte ich nie aufgeben, es liegt mir einfach ein bisschen mehr", erklärt der Witzmannsberger, der nun auch dazu beitragen will, dass seiner "Tennis-Hauptdisziplin" künftig mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird.
"Ich habe gehört, dass unser Doppelfinale bei Eurosport höhere Einschaltquoten hatte als das Damenfinale. Das ist sensationell", sagt Krawietz. "Bei den Hobbyspielern im Mannschaftswettbewerb steht das Doppel ja auf einer Ebene mit dem Einzel. Da wäre es natürlich schön, wenn das Doppel auch auf höherem Niveau gepusht wird."
Von der Randnotiz zur Attraktion
Das passiert bereits in diesen Tagen: Denn wäre die Teilnahme von Krawietz/Mies beim ATP-Turnier in Halle/Westfalen (15. bis 23. Juni) dem Veranstalter vor wenigen Tagen wohl höchstens eine Randnotiz wert gewesen, gehören sie nun zu den Zugpferden des Turniers. "Das war ein überragender und sehr sympathischer Auftritt von Kevin und Andreas, eine Werbung für das gesamte deutsche Tennis. Damit erhält unser Doppel-Wettbewerb noch eine zusätzliche Aufwertung", sagt Turnierdirektor Ralf Weber.
Auch Tennis-Ikone und Eurosport-Experte Boris Becker kam in den vergangenen Tagen kaum aus dem Schwärmen heraus. "Ich habe während der French Open zum ersten Mal etwas länger mit Boris gesprochen. Er hat mir vor dem Finale geraten, locker und entspannt zu bleiben", erzählt Krawietz. "Dass er mich Richtung Davis Cup ,gelobt' hat, ist schön zu hören."
Hatte sich der Witzmannsberger bereits nach seinem Achtelfinal-Einzug bei den Australian Open im Januar leise Hoffnungen auf eine Nominierung gemacht, führt nun für Bundestrainer Michael Kohlmann wohl kaum mehr an Weg an der Kombi Krawietz/Mies vorbei. Das deutsche Davis-Cup-Team trifft vom 18. bis 24. November in Madrid in der Vorrunde zunächst auf Argentinien und Chile. Es könnte ein stressiger Monat für Krawietz werden, denn eine Woche vorher finden die ATP-Finals in London statt, für die sich die besten acht Einzelspieler und acht Doppelpaare der Welt qualifizieren.